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Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon

Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon

Titel: Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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berühmte Bibliothek mitnehmen«, schlug Mr   Rakshasas vor.
    »Vielleicht könnte ich ihm Salomons ›Großes Buch des Schmollens‹ schenken. Ein sehr seltenes Buch.«
    Mr   Rakshasas schüttelte den Kopf. »Selten, ja. Interessant, stellenweise. Nützlich, kaum. Nicht für einen Mann wie Virgil Macreeby. Nein, ich denke, Nimrod, es gibt nur ein einziges Buch, das er vielleicht gern besitzen würde. Mein eigenes Exemplar des Meta Magus. Ich habe es zufällig in meiner Flasche.«
    »Aber das ist unbezahlbar«, wandte Nimrod ein.
    »Ich habe eine Kopie«, sagte Mr   Rakshasas und tippte sich an die Stirn. »Hier drin. Und jetzt, nachdem ich mit der Zusammenfassung der Regeln von Bagdad fertig bin, habe ich im Grunde genommen keine Verwendung mehr dafür. Außerdem besitzt man ein seltenes Buch wie das Meta Magus nicht wirklich. Man verwahrt es nur eine Weile. Natürlich will ich nicht behaupten, dass Macreeby nicht voller Tricks steckt. Selbst wenn wir ihm ein solches Buch schenken – wir müssen schwer auf der Hut sein. Für den Fall, dass er versuchen will, uns seinem Willen zu unterwerfen.«
    »Wir sind zu dritt«, sagte Nimrod mit einem kurzen Blick in Johns Richtung. »Das würde er nicht wagen. Also gut.Wenn Sie sicher sind, dass Sie diesen Weg für den besten halten   …«
    Mr   Rakshasas nickte stumm.
    »Sie haben Recht, ich teile Ihre Meinung über Macreeby. Nur, wir müssen höllisch aufpassen. Wie fühlst du dich, John? Kräftig oder schlapp?«
    John sah kurz aus dem Zimmerfenster des Adlon in die kalte Berliner Nacht. Laut der Anzeigetafel im Foyer betrug die Außentemperatur unter null. »Schlapp«, sagte er. »Seit wir wieder in Berlin sind, habe ich das Gefühl, als wären meine Knochen in der Wüste geblieben.«
    »Dann will ich dich lieber mit einem Diskrimen versorgen. Für alle Fälle«, sagte Nimrod. »Nein, warte, noch besser mit einem Dreifach-Diskrimen – nach dem, was schon passiert ist. Aber sei vorsichtig, John. Solche Dinge erfordern einen sehr sorgfältigen Umgang.«
    »Ja, Onkel Nimrod.«
    Nimrod paffte nachdenklich seine Zigarre. »Mal sehen. Ich muss mir ein geeignetes Wort für dich ausdenken.«
    »Wie wär’s mit   …«
    »Nein, John, ich muss mir das Wort selber ausdenken«, sagte Nimrod. »Nur so funktioniert ein Diskrimen.«
    »Aber mach es nicht zu kompliziert«, sagte John.
    »Wie wär’s mit Rimski-Korsakow?«
    »Rimski was?«
    »Rimski-Korsakow. Ein russischer Komponist, dessen berühmtestes Werk die Suite Scheherazade ist. 1888 geschrieben. Du wirst dich erinnern, Scheherazade hat den Geschichtenreigen ›Tausendundeine Nacht‹ in Gang gebracht.«
    John nickte. »Rimski-Korsakow?« Er nickte noch einmal. »Okay, das kann ich mir merken.«
    »Das brauchst du gar nicht«, sagte Nimrod. »In einem Notfall aktiviert sich das Diskrimen von selbst.«
    Ein neuer Wirbelsturm trug sie in westliche Richtung nach Kent – einer Grafschaft in Südostengland – zu dem Ort Great Nineveh und dort zu der ehemaligen Normannenburg, welche mitten in einem See lag. Hier war Virgil Macreeby zu Hause.
    »Da ist es«, sagte Nimrod. »Schloss Cumbernauld.«
    Ein ausgefallener Wohnort, dachte John. Aus der Vogelperspektive betrachtet, hätte er sich nicht gewundert, einen Frauenarm mit einem Schwert in der Hand aus dem See ragen zu sehen, wie in den Geschichten um König Artus.
    »Sieht aus, als werden wir erwartet«, fügte Nimrod hinzu, als er einen untersetzten, stämmigen Mann entdeckte, der auf dem grasbewachsenen Hubschrauberlandeplatz der Insel stand und in den Himmel blickte. »Das ist Virgil Macreeby.«
    Nimrod lenkte den Wirbelsturm zur Rückseite der Burg, drosselte über dem See die Windstärke, machte einen Schwenk über den Landeplatz und kam sanft zu Boden. Macreeby winkte ihnen entgegen. Er wirkte so gelassen, als sei die Ankunft dreier Dschinn per Wirbelsturm eine alltägliche Erscheinung auf Burg Cumbernauld.
    »Woher wusste er, dass wir kommen?«, fragte John.
    »Bei einem Mann wie Macreeby«, sagte Mr   Rakshasas, der die Reise außerhalb seiner Flasche gemacht hatte, »kann man nie wissen. Wir müssen unbedingt auf der Hut sein. Für den Fall, dass er ein Willkommen nach Dubliner Art vorbereitet hat.«
    Nachdem Nimrod den Wirbelsturm weggeschickt hatte, kam Virgil Macreeby mit freundlichem Grinsen auf sie zu. Er trug einen Tweedanzug und einen Kinnbart, der auf die Länge einer Schuhbürste gestutzt war. Seine ruhige, angenehme Stimme erinnerte John an einen

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