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Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon

Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon

Titel: Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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werden.«
    »Welcher Dschinn erfüllt denn einen solchen Wunsch?«, sagte Philippa.
    »Nicht jeder Dschinn ist so anständig wie dein Onkel Nimrod. Es gibt viele, die sich einen Spaß daraus machen, Menschen solche Streiche zu spielen. Aber es kommt auch vor, dass selbst gute Dschinn Wünsche erfüllen, ohne davon zu wissen. Die Träume älterer Dschinn zum Beispiel, Monsterwesen aus deren Unterbewusstsein. Und ab und zu machen auch junge, unerfahrene Dschinn Wünsche wahr – manchmal mit verheerenden Folgen. Unbewusste Wunscherfüllung nennen wir das. Ich glaube, da hast du selbst schon deine Erfahrung gemacht.«
    Philippa nickte. »Ja«, sagte sie und dachte an die Reise im Flugzeug von New York nach London.
    »Alle diese Wünsche findest du da draußen, wenn du so dumm bist, den Palast zu verlassen.« Ayesha berührte die Fensterscheibe, und wieder trübte der Schleier aus weißem Licht die Aussicht.
    »Und warum helfen Sie ihnen nicht?«, fragte Philippa.
    »Ich habe sie nicht zu dem gemacht, was sie sind«, sagte Ayesha. »Außerdem leben sie nicht lange. Sie werden mit der Zeit alle von einer Bestie gefressen, dem Optabelua. Das ist ein gewaltiges Ungetüm, dem schlafenden Bewusstsein von Ischtar persönlich entsprungen. Mein Eingreifen ist also nicht nötig. Aber ich sage dir ehrlich, dass es mir höchst gleichgültig ist, was mit ihnen geschieht.«
    »Das ist nur ein Grund mehr, warum ich nie in Ihre Fußstapfen treten könnte«, sagte Philippa energisch. »Ich bin kein bisschen wie Sie. Ich gehöre nicht zu denen, die tatenlos zusehen, wie andere leiden.«
    »Nein?« Der Blaue Dschinn lächelte. »Du bist mir ähnlicher, als du denkst, Philippa. Deshalb habe ich dich ausgewählt.«
    »Egal, wie lange ich hier bleiben muss, ich werde nie so böse sein wie Sie.«
    »Nicht böse. Gleichgültig. Das ist etwas anderes.«
    »Ich finde gleichgültig sein keine Spur besser als böse sein.«
    »Wir werden sehen«, sagte Ayesha. »Aber zum Glück müssen wir nicht sehr lange hier bleiben, bis dein Herz genauso hart sein wird wie meines. Danach können wir in meine Villa nach Berlin zurückkehren. Berlin wird dir gefallen. Und allmählich werden wir beide sehr gut miteinander auskommen – in der Zeit, die mir noch bleibt.«
    »Nicht mal, wenn Sie tausend Jahre alt werden, und so sehen Sie nämlich aus, Sie boshafte Frau! Und schon gar nicht nach dem, was auf dem Dschinnverso-Turnier passiert ist. Das waren doch Sie, nicht wahr?
Sie
haben die Würfel verändert. Und
Sie
haben gemacht, dass ich etwas zugeben musste, was ich gar nicht getan hatte.«
    »Du bist nah dran. Ich habe die Dose und die Würfel manipuliert. Aber es war Izaak Balayaga, der sich kurzzeitig in deinem Körper aufgehalten und meine Fragen beantwortet hat.«
    »Ja, aber Sie haben ihn wahrscheinlich dazu verleitet.«
    »Oh, ich habe ihn nicht verleitet. Ich habe ihm nur einen Befehl gegeben. Das ist etwas anderes. Ihm blieb keine Wahl, wenn er sich nicht wissentlich um Kopf und Kragen bringen wollte.«
    »Aber warum? Warum haben Sie mir das angetan?«
    »Aus mehreren Gründen. Erstens wollte ich sehen, wie Mimi de Ghulle auf deine Demütigung reagieren würde. Ob sie tatsächlich die intellektuellen Qualitäten hat, um der nächste Blaue Dschinn zu werden. Es soll genügen, wenn ich dir sage, dass mir ihr Verhalten nicht viel Hoffnung gemacht hat. Hauptsächlich aber wollte ich deine Charakterstärke testen. Ob du trotz dieses Vorfalls den Auftrag annehmen würdest, den Nimrod dir danach unterbreitet hat. Ob du versuchen würdest, für das allgemeine Wohl der Dschinn das Grimoire des Salomon zurückzuholen. Mit anderen Worten, ob du die Interessen anderer vor deine eigenen stellen würdest.« Sie zuckte mit den Schultern. »Was du natürlich getan hast, Kind. Schließlich bist du ja hier.«
    »Nennen Sie mich nicht Kind!«, rief Philippa aufgebracht. »Ich bin kein Kind. Und hören Sie auf, mich so herablassend zu behandeln, Sie alte Hexe!«
    Ayesha tauschte einen Blick mit Miss Glovejob und nickte. »Gut«, sagte sie. »Es fängt schon an.«
    »Was fängt an?«
    Ayesha setzte sich in einen Sessel und faltete die Hände.
    »Nicht weit von hier war der Garten von Eden. Wer die Geschichte von Adam und Eva gelesen hat, erinnert sich meistens, dass in diesem Garten zwei Bäume standen: der Baum der Erkenntnis von Gut und Böse und der Baum des Lebens. In einigen Versionen der Geschichte ist von einem dritten Baum die Rede. Das war der Baum Logos, den

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