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Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon

Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon

Titel: Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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manche den Baum der Vernunft nennen, manche den Baum der Logik. Mir ist die Bezeichnung Logik lieber, weil Logik jenseits aller Erkenntnis von Gut und Böse liegt. Logik dreht sich allein um sich selbst, Philippa. Alles andere ist für sie ohne Bedeutung.«
    »Was hat das mit mir zu tun?«
    »Alles hier ist von diesem Baum beeinflusst. Die Luft, die du atmest, ist voll von seinem Blütenduft – um diese Jahreszeit besonders stark. Das Öl seiner Blüten benutzen wir für die Speisen, die in unseren Küchen zubereitet werden. Für Miss Glovejobs Apfelsaft werden die Äpfel verwendet, die von den Bäumen der Logik im Garten stammen. Die Wurzeln des Baumes haben sogar Auswirkungen auf unser Wasser.«
    Philippa schüttelte zweifelnd den Kopf. »Ich glaube Ihnen nicht«, sagte sie.
    »Stell dir eine Frage, meine Liebe: Hätte mich das liebenswürdige, höfliche Mädchen, das ich in New York kennen gelernt habe, eine alte Hexe genannt? Ich glaube nicht.«
    »Dann trinke ich eben keinen Apfelsaft mehr!«, sagte Philippa.
    »Gut. Aber selbst Dschinn müssen atmen, Philippa. Ich würde dir jedenfalls nicht raten, damit aufzuhören. Es sei denn, du willst dich krank machen.«
    »Freiwillig krank werden finde ich immerhin besser als freiwilligso werden wie Sie!«, sagte Philippa trotzig und lief zur Tür.
    »Du kannst im Palast und in den Gärten gehen, wohin du willst«, sagte Ayesha. »Wenn du etwas haben möchtest, sag durch eins der Telefone Bescheid. Einer unserer vielen unsichtbaren Diener wird dir bringen, was du brauchst. Und falls du eine Tür verschlossen findest, ist sie nicht verschlossen, um dich einzusperren; sie ist verschlossen zu deinem eigenen Schutz gegen Dinge, die dir nicht gefallen würden, denn du bist noch jung und leicht zu erschrecken. Denke vor allem immer daran: Du bist in Iravotum, nicht in Amerika, nicht einmal richtig im Irak. Auch wenn dir deine Augen etwas anderes sagen, dieser Ort ist sehr alt, so alt wie die Pyramiden in Ägypten, und du wirst hier auf viele merkwürdige Dinge treffen. Besonders im Garten. Also sei vorsichtig, mein Kind. Sei stets vorsichtig.«

Die Straße nach Bagdad

    In Berlin, in Nimrods Suite des Hotels Adlon, legte sich ein erschöpfter John zu Bett, während Nimrod und Mr   Rakshasas die ganze Nacht wach blieben und Macreebys Übersetzung der Schriften des Priesters Eno studierten.
    Am nächsten Morgen erwachte John mit neuer Frische. Er aß etwas von dem üppig beladenen Frühstückstablett, das Nimrod aufs Zimmer bestellt hatte, dann gesellte er sich zu den beiden älteren Dschinn. Aber er spürte schnell, dass sowohl Nimrod als auch Mr   Rakshasas nur widerstrebend mit der Sprache herausrückten.
    »Nun, nach unseren Studien von Enos Schriften   …«, fing Nimrod bedächtig an.
    »Das ist der Verfasser der Schriftrollen«, erklärte Mr   Rakshasas überflüssigerweise noch einmal. »Der Priester der Bellili. Ischtars Vorgängerin.«
    »Tatsache ist, John, wir sind sehr wohl zu einigen Ergebnissen gekommen. Nicht alle davon angenehm.«
    »Erzähl doch«, sagte John. »Wie stehen also die Chancen, Philippa zu befreien?«
    Mr   Rakshasas wackelte mit dem Kopf. »Der Hirsch, der in einen Hutladen geht, zieht jedermanns Aufmerksamkeit auf sich. Das ist gewiss«, sagte er rätselhaft.
    John stöhnte vor Verzweiflung. Er konnte Mr   Rakshasas gut leiden, aber es gab Momente – und das hier war einer   –, da hätte er es hilfreicher gefunden, wenn der alte Dschinn geschwiegen hätte.
    »Der Junge trifft den Nagel auf den Kopf«, fuhr Mr   Rakshasas fort. »
Unsere
Chancen, John, sind nicht gut. Aber
deine
dürften besser sein.«
    »Was er damit sagen will, ist, dass ich dich nicht begleiten kann«, sagte Nimrod. »Käme ich Iravotum und dem Hängenden Palast von Babylon auf mehr als hundert Kilometer nahe, würde Ayesha das spüren und sofort bestimmte Gegenmaßnahmen ergreifen.«
    »Was für eine Art von Gegenmaßnahmen?«, fragte Groanin.
    »Das weiß ich nicht«, sagte Nimrod. »Eno drückt sich in diesem Punkt nicht sehr deutlich aus. Auf der anderen Seite, John, hast du zwei klare Vorteile. Der eine ist der, dass du als Philippas Zwillingsbruder kaum entdeckt werden kannst. Ayesha würde deine Nähe wohl spüren, aber das würde sie Philippas Gegenwart zuschreiben.« Nimrod machte eine Pause.
    »Und der zweite Vorteil?«
    »Der allerdings ist ein Schwert mit zwei Klingen«, sagte Mr   Rakshasas. »Dass du nicht so mächtig wie Nimrod bist, macht dich

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