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Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon

Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon

Titel: Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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der meinen Vater umgebracht hat«, sagte Darius auf Arabisch, »den würde ich gern in einen Hund verwandeln.« Er kramte den Wagenheber aus dem Kofferraum und grinste John an. »Vielleicht kannst du das für mich tun?«
    »So was mache ich nicht«, sagte John entschieden. Er erinnerte sich noch gut an sein Schuldgefühl, als er Finlay Macreeby in einen Falken verwandelt hatte – die Vorstellung würde ihn sein Leben lang verfolgen. »Nie. Mit keinem.«
    »Schade«, sagte Darius und machte sich daran, die Radmuttern zu lösen. »Aber wenn ich ehrlich sein soll, ich versteh nicht, was du davon hast, ein Dschinn zu sein, wenn du nicht ein paar Leute in Tiere verwandelst. Besonders solche, die du nicht ausstehen kannst.«
    Inzwischen stand die Sonne tief am Horizont. Während Darius mit dem Radwechsel beschäftigt war, warf er ab und zu flüchtige Blicke über die Schulter und murmelte dabei arabische Beschwörungsformeln gegen die beiden Wüstendämonen, von denen er vorher gesprochen hatte.
    »Utug und Gigim sind gleichgültig gegenüber Mitgefühl und Freundlichkeit«, erklärte er Groanin. Er zeigte auf die Außenspiegel des Wagens. »Wenn Sie sehen Dämonen, dann wir müssen sie mit Spiegeln abwehren: Sie erschrecken vor eigenen Spiegelbildern. So hat mein Vater immer gesagt.«
    Gerade hatten Darius und John das alte Rad entfernt und wollten das Ersatzrad auf die Achse wuchten, da stand der junge Fahrer abrupt auf, als habe er etwas Alarmierendes gesehen. Wortlos deutete er zu einem Hügelkamm, auf dem zwei Gestalten gegen die untergehende Sonne auszumachen waren. Und während John mit den Blicken Darius’ ausgestrecktem Arm folgte, erschienen Alan und Neil sofort an seiner Seite, knurrend, als spürten sie Gefahr für ihren jungen Herrn und seine Freunde.
    »Stimmt was nicht?«, fragte Groanin.
    »Utug und Gigim«, flüsterte Darius. »Die Wüstendämonen. Und sie haben die Gestalt von Riesenheuschrecken!« Er schluckte hörbar und schüttelte den Kopf. »Glaube fast, sie sind schon böse auf uns, junger Herr.«
    Darius hatte Recht. Die zwei Gestalten auf dem nahen Hügelkamm, beide von der Größe eines athletischen Mannes, hatten die Beine und Arme eines Menschen, aber die Köpfe und Flügel enorm großer Heuschrecken. Als die beiden Kreaturen merkten, dass man sie gesehen hatte, erhoben sie sich in die Luft und kamen unter dröhnendem Summen und Brummen direkt auf das Auto zu.
    John schnappte sich die Flasche mit Mr   Rakshasas vom Vordersitz. »Zwei Wüstendämonen kommen auf uns zu«, schrie er in die Flaschenöffnung. »Darius nennt sie Utug und Gigim.Keine Ahnung, ob sie wirklich so heißen. Aber sie sehen aus wie riesige Heuschrecken.«
    »Höchst ungünstig nach deinem
Jarad
-Schmaus vorhin«, sagte Mr   Rakshasas aus dem Inneren der Flasche. »Sie werden es nicht eben freundlich auffassen, dass du ihre Freunde verspeist hast. Wüstendämonen haben ein hitziges Temperament, deshalb leben sie ja in der Wüste. Die reinsten Feuerteufel sind das, ohne einen Faden Vernunft im Leib. Sie werden vor Wut platzen, John, mach dich darauf gefasst.«
    »Falls Sie eine Idee haben«, sprudelte John, während die Dämonen schon bedrohlich näher kamen, »wär’s jetzt höchste Zeit dafür.«
    Aber es war zu spät. Schon landeten die Wüstendämonen vor John, Darius und Mr   Groanin. Alan und Neil knurrten die Monsterwesen an, aber John hielt sie am Halsband zurück – sollten die Hunde angreifen, das ahnte er, würden sie sofort den Tod finden. Darius hatte Recht gehabt, Utug und Gigim machten den Eindruck, als seien sie völlig unfähig zu Mitgefühl und Freundlichkeit. Außerdem schienen sie ihre brennende Wut körperlich auszustrahlen, im wahrsten Sinn des Wortes. Es war ohnehin sehr heiß in der Wüste, aber in der Nähe der Dämonen schien man neben einer offenen Herdtür zu stehen. Sollte diese zusätzliche Hitze auf den Zorn der Dämonen zurückgehen, dachte John, dann säßen sie nun wirklich in der Klemme. Groanins Versuche, die Außenspiegel gegen die Dämonen zu richten und ihre grässlichen Erscheinungen darin einzufangen, waren ohne Erfolg geblieben.
    »Ich glaube tatsächlich, er will uns mit unseren eigenen Spiegelbildern erschrecken«, sagte der größere der beiden,Utug. Seine Stimme klang tief und wie ausgedörrt, aber richtig schaurig fand John sein Gelächter. Es begann wie ein kratziger Husten und endete in einem lang anhaltenden, heiseren, trockenen Keuchen.
    »Erbärmlicher Wicht!«,

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