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Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon

Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon

Titel: Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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auf die Suche nach einer Zeitung machte.
    Sie trug ein schwarzes Hemd, schwarze lederne Reithosen, schwarze Reitstiefel, eine schwarze kugelsichere Jacke und eine fast schwarze Sonnenbrille. Um den Hals hatte sie mehrere Kameras hängen, so ähnlich wie Rapper ihre Medaillen.
    »Bist du Engländer?«, fragte sie.
    »Amerikaner«, sagte John.
    »Was machst du denn hier in der Wüste?«, fragte sie. »Das ist keine Fahrt durch den Vergnügungspark. Hier ist es gefährlich. Ist der Einarmige dein Vater oder was?«
    »Nein.«
    »Im Ernst, Junge«, sagte sie. »Was machst du hier? Diese Wüstenstraße ist wirklich eine verdammt gefährliche Straße. Vielleicht die gefährlichste der Welt.«
    »Machen Sie sich um mich keine Sorgen«, sagte er kühl. »Ich bin wie ein Araber gekleidet. Ich spreche fließend Arabisch. Und ich fahre in einem Wagen mit irakischem Kennzeichen.Sie nicht. Wahrscheinlich bin ich viel weniger in Gefahr als Sie.«
    »Da ist was dran«, sagte die Frau lächelnd. Sie streckte ihm die Hand hin und John nahm sie – vorsichtig – und nannte ihr seinen Namen.
    »Ich bin Montana Retch«, sagte sie. »Von der Beretta-Presseagentur. Vielleicht hast du schon was von mir gesehen oder gelesen?«
    »Eher nicht, nein«, sagte John.
    »Egal. – Sag mal, Junge, hättest du was dagegen, wenn ich ein Foto von dir mache?« Miss Retch zog bereits die Kappe von der Linse einer ihrer Kameras. »Hier draußen sieht man nämlich nicht so viele amerikanische Kinder. Erst recht nicht in solchen Gewändern. Fast wie Lawrence von Arabien.«
    John lächelte geschmeichelt. Wie Lawrence von Arabien – das ließ sich hören. »Dann los«, sagte er. »Machen Sie Ihr Foto.«
    »Wohin seid ihr unterwegs?«, fragte sie beiläufig und schaute durch die Linse.
    »Samarra.«
    »Ist da was Besonderes?«
    »Was Besonderes gab’s da im siebten Jahrhundert«, sagte John. »Damals haben die Perser die Mauren besiegt. So steht es jedenfalls im irakischen Reiseführer.«
    »Oh«, sagte Miss Retch scheinbar enttäuscht. »Na gut, man wird ja mal fragen dürfen.«
    John fuhr herum, denn plötzlich ließ Groanin einen ohrenbetäubenden Pfiff hören und winkte mit einer Zeitung. Darius war inzwischen mit Tanken fertig.
    »Ich muss los«, sagte John.
    »Schön. War nett, mit dir zu reden, John«, sagte sie.
    »Ja, mit Ihnen auch, Miss Retch. Und viel Glück auf Ihrer Fahrt.«
    »Danke«, sagte sie. »Kann ich gebrauchen.«

Heuschrecken-Tag

    Kurz vor Mittag erreichten sie die Grenze zum Irak, wo sie an nicht weniger als sechs Kontrollstellen ihre Pässe vorzeigen mussten, erst jordanischen, dann irakischen Beamten. Johns amerikanischer Pass und sein jugendliches Alter erregten einige Aufmerksamkeit, aber er und Mr   Groanin hielten sich an die Geschichte, die Nimrod für sie erfunden hatte: Groanin sollte John zu der ihm bis dahin unbekannten Großmutter bringen. Nach mehreren Stunden der Erklärungen und Warterei durften sie ihre Reise endlich fortsetzen.
    Auf der irakischen Seite war die Straße so gut wie jede amerikanische Straße, die John kannte. An beiden Seiten verliefen Leitplanken, und alle hundert Kilometer gab es Rastplätze mit Steintischen und Sonnenschirmen aus Metall. Als sie neben einem Maisfeld an einem dieser Plätze anhielten, musste Groanin feststellen, dass der Rucksack mit seiner Babynahrung verschwunden war – vermutlich an einer der Kontrollstellen gestohlen.
    Als sie ihr Gepäck gründlicher untersuchten, merkten sie, dass auch die Kühlbox mit den arabischen Sandwiches für John und Darius fehlte und außerdem sämtliche Dosen mit Hundefutter.
    »Da haben wir den Salat«, wetterte Mr   Groanin. »Was wollen wir jetzt tun?«
    »Wer klaut denn 56   Dosen Hundefutter?«, fragte John Darius.
    »Manche Leute im Irak sehr arm«, sagte Darius. »Werden Hundefutter wahrscheinlich selbst essen. In Falludscha wir bekommen Essen. Ich kenne gutes Lokal. Viele Falafel.«
    »Na, besten Dank«, sagte Groanin. »Dort setzen sie uns dann womöglich unser eigenes Hundefutter vor.«
    John zeigte auf das Maisfeld. »Vielleicht finden wir ja in dem Feld was zu essen?«
    »Mais ist noch zu klein«, sagte Darius.
    »Na ja, Grünzeug will ich bestimmt nicht essen«, meinte John. Er konnte Mais fast ebenso wenig ausstehen wie Brokkoli. »Nein, ich dachte an was anderes.«
    Im B.R.K. hieß es, dass wüstenbewohnende Dschinn manchmal Heuschrecken und ihre Larven aßen und dass diese
Jarad
genannte Speise sogar unter zivilisierteren Dschinn

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