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Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon

Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon

Titel: Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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Gebell von sich, und als John die Augen öffnete, sah er, dass die Leiche, die noch vor einem Augenblick so echt ausgesehen hatte, nun verschwunden war.
    Er schüttelte den Kopf und stieß einen zittrigen Seufzer aus. Als er erkannte, dass die Begegnung jedenfalls ein Trugbild gewesen war, warf er Neil ein unsicheres Lächeln zu. Trotzdem wusste er, dass er nicht mehr so richtig froh sein würde, bevor er seinen echten Vater würde umarmen und an sich drücken können.
    Alan, der schon weitergerannt war, um den vor ihnen liegenden Weg zu erkunden, kam zurückgesprungen. Er bellte ein paarmal, packte Johns Hemdsärmel und zerrte daran, um ihn endlich auf die Füße zu bringen.
    »Okay, okay«, sagte John. »Ich komme.«
    Er folgte den Hunden auf dem Weg abwärts und um die nächste Windung des spiralförmigen Tunnels, der sich durch den unterirdischen Teil des Turmes von Samarra schraubte. Alans Aufregung war gut zu verstehen, denn der Weg endete hier und sie fanden sich vor einer niedrigen Tür in der Wand. Sie war ungefähr so hoch wie ein Tisch, bestand dem Aussehen nach aus uraltem Holz, war mit schwarzen Nägeln beschlagen und mit einem großen schwarzen Eisengriff in Form eines Menschenkopfes ausgestattet. Es war ein Männerkopf, der Bart geflochten, das Haar in dicken Locken um das Gesicht hängend. Aber noch beeindruckender an diesem Griff war die eiserne Zunge des Mannes, die aus dem Mund ragte und an der Tür festgenagelt war. Eine ungewöhnliche, wenn nicht gar bedeutsame Form, dachte John. Als hätte jemand, vielleicht Eno, jedem möglichen Eindringling einschärfen wollen, niemalsüber das Geheimnis zu sprechen, das auf der anderen Seite der Tür lag.
    Eno lieferte nur wenige Informationen über das, was nun zu erwarten war. Und nach seinen Mutproben hatte John verständlicherweise ein wenig Angst, den Türgriff zu bewegen. Iravotum lag auf der anderen Seite der Tür, aber es hätte ihn kaum überrascht, wenn ihm jemand gesagt hätte, dass dort ein siebenköpfiger Tiger auf ihn wartete. Vielleicht auch etwas Schlimmeres, etwas ganz und gar Unvorstellbares.
    »Was meint ihr?«, fragte er Alan und Neil, die schon eine ganze Weile an der Tür schnüffelten. »Hey, da fällt mir ein – vielleicht ist sie ja abgesperrt?«
    Und so war es auch. John brauchte ein paar Minuten um herauszufinden, dass man den Nagel aus der hervorstehenden Zunge des Eisenkopfes entfernen konnte. Auf diese Weise befreit, ließ sich die Zunge anheben und die Tür öffnen.
    »Cool«, sagte John, zog die Tür auf, bückte sich und kroch hindurch.
    Anders als der von Fackeln erleuchtete, spiralförmig gewundene Weg, der sie durch den verschütteten Teil des Turmes von Samarra mehrere hundert Meter in die Tiefe geführt hatte, konnte man hier auf der anderen Seite der Tür kaum glauben, dass man sich unter der Erde befand. John und die zwei Hunde standen reglos vor Staunen.
     
    Ein See dehnte sich vor ihnen aus, sein Wasser schwappte sachte an das Ufer aus feinkörnigem goldenen Sand. Eine leichte Brise fuhr durch Johns Haar und sprühte ihm erfrischende Gischt ins Gesicht. Aber nicht die Größe des Sees verblüffteihn am meisten, auch nicht der Wind, der die offene Wasserfläche kräuselte, sondern es war dieses außergewöhnlich klare, fast mondhelle weiße Licht, das keinerlei Wärme ausstrahlte und das eher an eine elektrische Lichtquelle erinnerte. John fiel ein Dokumentarfilm über die
Aurora borealis
ein, das so genannte Nordlicht. Dieser Ort schien ihm wie eine Welt innerhalb einer Welt.
    John versuchte sich ein geologisches Ereignis vorzustellen, das die Existenz dieses unterirdischen Ortes hätte erklären können. Vor Jahren hatte er mit seinen Eltern eine Höhle von enormen Ausmaßen in Kentucky besucht. Aber die war ein Kaninchenbau gewesen im Vergleich zu dem, was er hier sah. Selbst die größten Höhlen der Welt mit ihren eigenen Klimata und bizarren Lichtverhältnissen waren nichts dagegen.
    Das überwältigende Staunen über diesen Anblick schien John die ganze Energie zurückzubringen, die ihn die sieben aufreibenden Mutproben gekostet hatten. Vielleicht lag es an der reinen, belebenden Luft, die so ganz anders roch und schmeckte als die mit Benzin verpestete Atmosphäre, die er von der Erdoberfläche her gewohnt war. Alan schnüffelte und schnupperte am Ufer, dann sah er John an, wie um zu fragen: »Und was jetzt?«
    »Eno schreibt hier von einem Boot«, sagte John und klimperte mit ein paar Viertelcent-Münzen in

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