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Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon

Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon

Titel: Die Kinder des Dschinn. Gefangen im Palast von Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. B. Kerr
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es abrupt aus ihrem Gesicht und sie schüttelte den Kopf. »Unmöglich. Ich kann das unmöglich tun. Jenseits des Bösen zu stehen ist eine Sache. Aber jenseits des Guten zu stehen, ist noch etwas ganz anderes. Das würde mir kein bisschen gefallen. Und dann muss ich ja auch an meine Arbeit denken. Ich habe viel zu viel zu tun. Wirklich, Nimrod, ich würde dir gern helfen. Ich habe dich immer sehr gern gehabt. Schon seit du noch ein junger Dschinn warst. Aber es gibt hundert Gründe, warum ich es nicht machen kann. Und wenn mir im Moment nur zwei davon einfallen, heißt das noch lange nicht, es wären keine schwerwiegenden Gründe.«
    Nimrod nickte geduldig. Falls er Edwiges jemals würdeüberreden können, der nächste Blaue Dschinn von Babylon zu werden, würde er noch sehr viel Fingerspitzengefühl brauchen. Aber als sein Blick auf die kleine Broschüre in seiner Hand fiel, kam ihm plötzlich eine Idee.

Ödipus Schmödipus

    Nach einer Weile öffnete John erst ein Auge, dann das andere, legte seine Hände um den Hals, schluckte probehalber und sah sich langsam um – erleichtert, dass sein Kopf anscheinend noch fest auf seinen Schultern saß. Der Mann mit dem Schwert war verschwunden. Zwar hatte John eine Berührung am Hals gespürt, aber ein Schwert konnte das unmöglich gewesen sein. Oder doch? Er fuhr sich über den Nacken, an die Stelle, wo die Klinge kurz gelegen hatte, und auf seinem Zeigefinger war ein Blutfleck. Er schluckte hörbar und räusperte sich, um sich noch einmal zu vergewissern, dass in seiner Halsgegend alles ordnungsgemäß funktionierte. Dann schüttelte er energisch den Kopf und wandte sich an Alan und Neil, die immer noch mit den Pfoten über den Augen auf dem Boden lagen.
    »He, ihr beiden.« Erleichtert stellte er fest, dass er wieder englisch sprach. »Alles okay. Der Schwertmann ist weg. Und mein Kopf ist noch dran.«
    Die beiden Hunde sprangen auf und leckten John Gesicht und Hände ab.
    »Ich glaube, das hat schlimmer ausgesehen, als es war«, sagte er und strich ihre Ohren nach hinten. »Obwohl es sich unwahrscheinlich echt angefühlt hat, das kann ich euch sagen.Komisch, aber ich spüre immer noch das Schwert im Nacken.« Er schauderte und grinste. »Als wäre ich beim Friseur gewesen.«
    Alan bellte, rannte ein Stück voraus und untersuchte etwas, das dort auf dem Boden lag. Es war das Schwert.
    John hob es auf und fuhr mit dem Daumen über die Klinge – kein Zweifel, das Schwert war echt und noch dazu scharf. Er ließ es ein paarmal durch die Luft sausen, unsicher, ob sein Erlebnis nun Einbildung gewesen war oder nicht. Würden die sechs Wächter, die noch vor ihm lagen, wirklicher sein als dieser erste? Er beschloss, das Schwert mitzunehmen. Für alle Fälle.
    Sie folgten dem gewundenen Weg weiter abwärts, waren aber noch keine zehn Minuten gegangen, als sie auf einen arabischen Lanzenreiter stießen. Er war ganz in Schwarz gekleidet, sein Gesicht hinter dem Schleier der dazugehörigen Kopfbedeckung versteckt. Das Pferd, ebenfalls schwarz, tänzelte nervös unter seinem Reiter, als dieser die Lanze ausstreckte. John berührte die Spitze und merkte, dass sie genau wie das Schwert sehr überzeugend wirkte.
    »Entblöße deine Brust!«, befahl der Reiter auf Arabisch, das John glücklicherweise verstand. Trotzdem machte es ihn nicht weniger nervös, sich der Speerspitze des Lanzenreiters zu unterwerfen als dem Schwert des Schwertkämpfers. Er bildete sich nicht etwa ein, er hätte viel gegen ihn ausrichten können; ein Junge mit einem Schwert war kein ebenbürtiger Gegner für einen Reiter mit einer Lanze.
    John gehorchte dem Befehl und betete, dass der Stoß mit der Lanze nicht tödlicher sein würde als der Hieb mit dem Schwert.Er knöpfte sein Hemd auf, entblößte die Brust und sah zu, wie der Reiter ein paar Meter zurückgaloppierte und dann sein Pferd herumriss. Im nächsten Augenblick jagte er mit der auf John gerichteten Lanze heran.
    »Bleibt, wo ihr seid!«, schrie John den Hunden zu, dann schloss er die Augen, ein wortloses Gebet auf den Lippen.
    Diesmal spürte er sogar den Boden unter seinen Füßen vibrieren, ein strenger Pferdegeruch stieg ihm in die Nase, und als er die Augen einen Spalt öffnete, sah er sich in eine Staubwolke gehüllt, die der schwarze Hengst mit seinen Hufen aufgewirbelt hatte. Aber John war noch sehr lebendig und der Reiter nirgendwo zu sehen.
    Alan stieß einen lauten Seufzer der Erleichterung aus und hustete, als ihm der Staub in die Kehle

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