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Die Kinder des Kapitän Grant

Die Kinder des Kapitän Grant

Titel: Die Kinder des Kapitän Grant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Pferde steigen und sich zur Erde bücken sah. Nach ihren ausdrucksvollen Geberden zu urtheilen, schienen sie einen sehr merkwürdigen Gegenstand zu untersuchen. Ayrton trieb die Ochsen an, und bald hatte der Wagen die beiden Freunde eingeholt. Man erkannte sofort die Ursache ihres Haltes und ihres Erstaunens. Ein eingeborener Knabe von acht Jahren, europäisch gekleidet, schlummerte friedlich im Schatten einer prachtvollen Banksia. Es war nicht schwer, die charakteristischen Merkmale seiner Race zu erkennen. Die krausen Haare, die ungewöhnliche Länge der Arme, die fast schwarze Gesichtsfarbe, die platte Nase, dicken Lippen, reihten ihn sofort in die Classe der Eingeborenen im Innern des Landes. Doch sein Gesichtsausdruck zeigte entwickelten Verstand, und sicherlich hatte die Erziehung diesen jungen Wilden schon über seinen niedern Ursprung emporgehoben.
    Lady Helena, die bei seinem Anblick ihm volle Theilnahme schenkte, stieg aus, und bald umgab die ganze Truppe den tiefschlummernden Knaben.
    »Das arme Kind, sagte Mary Grant, hat sich wohl in dieser Wüste verloren?
    – Ich vermuthe, antwortete Lady Helena, daß er weit hergekommen ist, um den Todtenhain zu besuchen! Hier ruhen ohne Zweifel die, welche er liebt!
    – Aber man darf ihn nicht verlassen! sagte Robert, er ist allein und …«
    Die mitleidigen Worte Roberts wurden durch eine Bewegung des kleinen Eingeborenen unterbrochen, welcher sich umwandte, ohne aufzuwachen; doch wie groß war die Ueberraschung Aller, als man an seinen Schultern eine Tafel befestigt sah, auf welcher Folgendes geschrieben stand:
     
    »Toline.
     
    Nach Echuca zu bringen, durch Vermittelung des Eisenbahnbeamten Jeffries Smith. Fahrt vorausbezahlt.«
     
    »So sind die Engländer! rief Paganel aus, sie verschicken ein Kind wie einen Ballen Waare! Sie bezeichnen es wie ein Packet! Man hat mir’s wohl schon gesagt, aber ich wollte es immer nicht glauben.
    – Armer Kleiner! sagte Lady Helena. War er in dem Zuge, der bei Camde-Bridge entgleiste? Vielleicht sind seine Eltern dabei um’s Leben gekommen, und er steht nun allein in der Welt!
    – Ich glaube nicht, gnädige Frau, antwortete John Mangles. Diese Schrifttafel zeigt im Gegentheil an, daß er allein reist.
    – Er wird wach«, sagte Mary Grant.
    Wirklich wurde das Kind munter. Nach und nach öffneten sich seine Augen und schlossen sich, vom Tageslicht geblendet, alsbald wieder. Lady Helena nahm den Knaben jedoch bei der Hand; er stand auf und warf einen erstaunten Blick auf die Gruppe der Reisenden. Ein Gefühl der Schüchternheit machte anfangs seine Züge befangen, doch die Gegenwart Lady Glenarvan’s beruhigte ihn wieder.
    »Verstehst Du Englisch, mein Lieber? fragte ihn die junge Frau.
    – Ich verstehe und spreche es«, erwiderte der Knabe in der Sprache der Reisenden, doch mit stark ausgeprägtem Accente.
    – Seine Aussprache erinnerte an die der Franzosen, wenn sie sich der Sprache des Vereinigten Königreichs bedienen.
    »Wie heißt Du? fragte Lady Helena.
    – Toline, antwortete der kleine Eingeborene.
    – Ah, Toline! rief Paganel aus. Täusche ich mich nicht, so bedeutet dies Wort ›Baumrinde‹ auf australisch?«
    Toline machte ein Zeichen der Bejahung und wandte seine Blicke den Damen wieder zu.
    »Woher kommst Du, mein Kind? begann Lady Helena wieder.
    – Aus Melbourne, mit der Bahn von Sandhurst.
    – Du warst in dem Zuge, der auf der Brücke bei Camden aus den Schienen ging? fragte Glenarvan.
    – Ja, mein Herr, erwiderte Toline, aber der Gott der Bibel hat mich beschützt.
    – Du reisest allein?
    – Allein. Der Ehrwürdige Herr Paxton hatte mich Jeffries Smith anvertraut; unglücklicherweise ist der arme Beamte bei dem Unfall getödtet worden.
    – Und Du kanntest Niemand in diesem Zug?
    – Niemand, mein Herr, aber Gott wacht über die Kinder und verläßt sie nie!«
    Toline sagte Alles dies mit sanfter, zu Herzen gehender Stimme. Wenn er von Gott sprach, wurden seine Worte ernster, seine Augen glänzten und man empfand die ganze Inbrunst, welche diese junge Seele erfüllte.
    Diese fromme Begeisterung in so zartem Alter ist leicht zu erklären.
    Dies Kind war eins jener jungen Eingeborenen, die von den englischen Missionären getauft und von ihnen in den strengen Gebräuchen der methodistischen Religion erzogen werden. Seine ruhigen Antworten, sein sauberes Aeußere, seine dunkle Kleidung, gaben ihm schon das Aussehen eines kleinen Geistlichen.
    Aber wohin ging er durch diese einsame Gegend, und warum

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