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Die Kinder des Kapitän Grant

Die Kinder des Kapitän Grant

Titel: Die Kinder des Kapitän Grant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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dem große lichtvolle und schattige Stellen abwechselten, änderte stündlich sein Aussehen, je nach Stellung der Sonne. Selbst die Phantasie konnte nichts Schöneres träumen, als diesen bezaubernden Anblick, der alle Wünsche des Auges befriedigte.
    Inzwischen war auf Sandy Patterson’s Anordnung von dem Küchenchef der Station schnell ein Frühstück hergerichtet worden, und kaum eine Viertelstunde nach ihrer Ankunft nahmen die Reisenden an einer verschwenderisch besetzten Tafel Platz. Ueber die Güte der Gerichte und der Weine war gar kein Wort zu verlieren; am meisten aber gefiel Allen, mitten unter dieser raffinirten Opulenz, die Freude der beiden jungen Squatters, welche ganz glücklich erschienen, unter ihrem Dache solche freigebige Gastlichkeit üben zu können.
    Dabei wurde ihnen auch der Endzweck der Expedition bekannt gemacht, wobei sie den Nachforschungen Glenarvan’s das lebhafteste Interesse widmeten. Auch den Kindern des Kapitäns flößten sie frohe Hoffnung ein.
    »Harry Grant, sagte Michel, ist offenbar Eingeborenen in die Hände gefallen, da er in den Küstenansiedelungen nicht wieder aufgetaucht ist. Er kannte nach dem Zeugniß des Documentes seine örtliche Lage ganz genau, und wenn er da keine englische Colonie zu erreichen im Stande war, muß er in dem Augenblicke, wo er an’s Land kam, von Wilden gefangen worden sein.
    – Genau dasselbe, was auch seinem Quartiermeister Ayrton widerfahren ist.
    – Aber Sie, meine Herren, fragte Lady Helena, Sie haben selbst nie von der Katastrophe der Britannia sprechen hören?
    – Niemals, Madame, erwiderte Michel.
    – Und welcher Behandlung ist Ihrer Ansicht nach der Kapitän Grant, als Gefangener der Australneger, wohl ausgesetzt?
    – Die Australier sind nicht gerade grausam, Madame, entgegnete der junge Squatter, und Miß Grant darf in dieser Hinsicht ganz beruhigt sein. Man erzählt sogar häufigere Beispiele von einer gewissen Milde ihres Charakters, und einige Europäer haben lange Zeit unter ihnen gelebt, ohne je Grund gehabt zu haben, sich über Brutalitäten zu beklagen.
    – Unter Anderen King, warf Paganel ein, der letzte Ueberlebende von Burke’s Expedition.
    – Nicht dieser kühne Forscher allein, fuhr Sandy fort, auch ein englischer Soldat, Namens Buckley, der im Jahre 1803 an der Küste von Port-Philippe entwichen war, wurde von den Eingeborenen aufgefangen und lebte dreiunddreißig Jahre lang mit ihnen.
    – Und nach dieser Zeit, fügte Michel Patterson hinzu, meldet uns eine der letzten Nummern der ›Australian‹, daß ein gewisser Morin nach sechzehnjähriger Sklaverei in die Mitte seiner Landsleute zurückgekehrt ist. Die Geschichte des Kapitäns wird auch die Seinige sein, denn gleich nach dem Scheitern der Peruvienne, im Jahre 1846, wurde er von den Einheimischen gefangen und in das Innere abgeführt. Also glaube ich, daß Sie berechtigt sind, das Beste zu hoffen.«
    Diese Worte erfreuten die Zuhörer des jungen Squatters auf’s Höchste. Sie bekräftigten die schon von Paganel und Ayrton gemachten Angaben.
    Nach aufgehobener Tafel sprach man von den Deportirten. Die Squatters kannten die Katastrophe an der Camden-Brücke, aber eine Bande entsprungener Verbrecher flößte ihnen keine Unruhe ein. Die Uebelthäter konnten keinen Angriff auf eine Station von über hundert Menschen wagen. Uebrigens war auch anzunehmen, daß sie sich gar nicht in den Einöden des Murray-Gebietes umhertrieben, wo sie nichts auszurichten vermochten, und auch nicht nahe den Colonien von Neu-Süd-Wales, wo die Wege sehr gut überwacht sind. Das war auch Ayrton’s Ansicht.
    Lord Glenarvan konnte seinen liebenswürdigen Wirthen nicht abschlagen, diesen Tag auf der Hottam-Station zuzubringen. Die zwölf Stunden Verzögerung wurden zu zwölf Stunden der Ruhe; die Pferde und Ochsen erholten sich zu ihrem Vortheil in den bequemen Stallungen der Station.
    Die Sache galt als abgemacht und die beiden jungen Leute legten ihren Gästen für den Tag ein Programm vor, das mit eifriger Freude angenommen wurde.
    Zu Mittag stampften sieben kräftige Jagdpferde den Boden vor der Thür des Hauses. Ein für die Damen bestimmter eleganter Break, mit glänzender Ausstattung, gab seinem Kutscher Gelegenheit, seine Geschicklichkeit in der regelrechten Handhabung des »
four in hand
« 1 zu beweisen. Die Reiter, denen Rüdenknechte vorausgingen, und die mit ausgezeichneten Jagdflinten bewaffnet waren, saßen auf und galopirten neben dem Kutschenschlage, während die

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