Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kinder des Kapitän Grant

Die Kinder des Kapitän Grant

Titel: Die Kinder des Kapitän Grant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
Es war auch an schönen buchtenreichen Gewässern kein Mangel, Dank den Creeks und den Zuflüssen des Oven-Flusses, der sich im Norden in das Bett des Murray ergießt. So vereinten sich also gleichmäßig Viehzucht und Bodencultur. Zehntausend Acker Land, die bewundernswürdig eingetheilt und nutzbar gemacht waren, vereinten die heimischen Ernten mit exotischen Erzeugnissen, während mehrere Millionen Thiere sich auf den grünen Weideplätzen nährten. Die Producte der Hottam-Station wurden auch auf den Märkten von Castlemaine und Melbourne zu hohem Course notirt.
     

    Der Leiervogel Neu-Hollands. (S. 430.)
     
    Michel und Sandy Patterson schlossen eben diese Mittheilungen über ihr gewerbfleißiges Leben, als am Ende einer Kasuarbaum-Allee das Wohnhaus derselben sichtbar wurde.
    Es war ein niedliches, in Holz-und Rohziegelbau ausgeführtes Gebäude, das unter Emerophilis-Bosquets versteckt lag. In elegantem Schweizerstyl errichtet, umzog es eine mit chinesischen Lampions geschmückte Veranda, gleich einem Impluvium des Alterthums. Die Fenster schützten noch vielfarbige Marquisen, die selbst im Blühen begriffen schienen. Es läßt sich nichts Coquetteres, und dem Auge Wohlthuenderes, aber auch nichts Comfortableres denken. Auf den Rasenplätzen und in den dichteren Pflanzengruppen der Umgebungen erhoben sich bronzene Candelaber mit geschmackvollen Laternen; bei einbrechender Nacht erstrahlte der ganze Park in weißem Gaslicht, das aus einem kleinen Gasometer, der unter Laubgängen von Myalls und baumartigem Gesträuche verdeckt lag, gespeist wurde.
    Uebrigens sah man hier weder Gesindewohnungen, noch Ställe, oder Wagenschuppen, überhaupt Nichts, was an den Betrieb der Landwirthschaft erinnerte. Alle diese Dependenzen, – ein vollständiges Dorf, welches aus mehr denn zwanzig Hütten und Häusern bestand, – lagen in der Entfernung einer Viertelmeile in einem Thalgrunde. Elektrische Drähte vermittelten die augenblickliche Verbindung zwischen diesem Dörfchen und dem Herrenhause, welch’ Letzteres fern von allem Geräusche unter exotischen Bäumen versteckt erschien.
     

    Eine prächtige Besitzung in der Wildniß. (S. 433.)
     
    Bald war die Allee durchschritten; über ein leicht hingeworfenes eisernes Brückchen von höchster Eleganz, unter der ein munterer Bach plätscherte, gelangte man in die reservirte Parkabtheilung. Ein Aufseher von stattlichem Aussehen erschien vor den Reisenden; die Pforten des Hauses thaten sich auf und die Gäste der Hottam-Station traten in die kostbaren von Steinen und Blüthen verdeckten Räumlichkeiten ein.
    Aller Luxus eines kunstliebenden und vornehmen Lebens bot sich ihren Augen. Eine mit decorativen Gegenständen von Turf-und Jagdgeräthen geschmückte Vorhalle führte in einen fünffenstrigen Salon. In diesem befanden sich ein Piano, auf welchem classische und moderne Musikstücke lagen; Staffeleien mit angefangenen Malereien; kleine Piedestale mit Marmorstatuen; an den Wänden einige Meisterwerke aus der Niederländischen Schule; reiche Teppiche, auf die der Fuß so sanft wie auf dichten Rasen trat; Tapeten mit zierlichen Episoden aus der Mythologie; an der Decke ein antiker Lustre; kostbare Fayencewaaren; tausenderlei schöne und geschmackvolle Nippgegenstände, die man in einer australischen Niederlassung nur mit höchstem Erstaunen sah, gaben ein vollkommen harmonisches Bild der Kunst und der Behaglichkeit. Alles, was zu gefallen, Alles, was die Langeweile eines freiwilligen Exils zu erheitern, Alles, was die Gedanken auf die Erinnerung europäischer Lebensgewohnheiten zu führen vermochte, war zur Ausstattung dieses feenhaften Salons verwendet, der den Besucher unwillkürlich in ein fürstliches Schloß von Frankreich oder England versetzte.
    Die fünf Fenster ließen durch das seine Gewebe der Marquisen nur ein gedämpftes und schon durch den Halbschatten der Veranda gemildertes Tageslicht eindringen. Als Lady Helena sich diesen näherte, war sie ganz entzückt. Die Wohnung beherrschte von dieser Seite ein breites Thal, das sich bis zu dem Fuße der Berge im Osten erstreckte. Die Abwechselung von Wiesen und Wäldern, da und dort weite Lichtungen, die angenehm abgerundeten Hügel und das Reliefbild des unebenen Erdbodens bot einen Anblick, der über jede Beschreibung ging. Keine andere Gegend der Welt möchte diesem Bilde zu vergleichen sein, selbst nicht das so berühmte Thal des Paradieses an den norwegischen Grenzen von Telemarken. Dieses ausgedehnte Panorama, in

Weitere Kostenlose Bücher