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Die Kinder des Kapitän Grant

Die Kinder des Kapitän Grant

Titel: Die Kinder des Kapitän Grant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Spiel, so daß sie bei jeder schwankenden Bewegung erschüttert wurden.
    Glücklicherweise setzte Will Halley, saumselig wie er war, nicht alle Segel bei, denn das ganze Mastwerk wäre unvermeidlich zertrümmert worden. John Mangles hoffte wohl, daß dieses elende Fahrzeug, wenn auch einem Wrack ähnlich, doch den Hafen ohne jeden weiteren Unfall erreichen werde, indeß es schmerzte ihn, seine Gefährten an Bord dieser Brigg so schlecht untergebracht zu sehen.
    Weder Lady Helena noch Mary Grant beklagten sich, obwohl ein beständiger Regen sie nöthigte, in dem Zwischendeck zu bleiben. Dort waren ihnen besonders der Mangel an Luft und die Stöße des Schiffes lästig. Und deshalb kamen sie oft auf das Deck, kühn der Ungunst des Wetters trotzend, bis unerträgliche Windstöße sie zwangen, wieder hinabzusteigen. Dann zogen sie sich in den engen Raum zurück, der viel mehr geeignet war, Waaren zu beherbergen, als Passagiere, und besonders weibliche.
    Ihre Freunde suchten sie wohl zu zerstreuen. Paganel gab sich Mühe, die Zeit mit seinen Geschichten zu vertreiben, aber es wollte ihm nur wenig glücken. Die auf dieser Rückfahrt ohnedies erschütterten Gemüther waren vollständig entmuthigt. So sehr früher seine geographischen Beschreibungen der Pampas oder Australiens interessirten, so gleichgiltig und kühl ließen jetzt seine Bemerkungen und Gedanken über Neu-Seeland. Uebrigens fühlte man nach diesem neuen Lande traurigen Angedenkens keinen besonderen Zug; ohne Ueberzeugung, nicht freiwillig, fügte man sich dem Drang der Verhängnisse.
    Von allen Passagieren des Macquarie war Lord Glenarvan am meisten zu beklagen. Man sah ihn selten in dem Zwischendecke; er konnte sich nicht lange ruhig verhalten. Seine nervöse, überreizte Natur konnte sich nicht an eine Einkerkerung zwischen vier engen Wänden gewöhnen. Am Tage, ja selbst in der Nacht, blieb er auf dem Verdeck, unbekümmert um den strömenden Regen und die Sturzwellen, bald mit den Ellenbogen an die Schutzwehr gelehnt, bald mit einer fieberhaften Heftigkeit auf-und abschreitend. Seine Augen schweiften unaufhörlich über den weiten Raum hinaus, den er während der nur kurzen, ruhigen Augenblicke mit seinem Fernrohr unablässig überblickte. Er schien diese stummen Fluthen zu befragen, und hätte den Nebel, welcher den Horizont verschleierte, die sich thürmenden Wolkenschichten gern mit einem Ruck zerrissen. Er konnte die Hoffnung nicht aufgeben, und in seinen Gesichtszügen lag der Ausdruck eines herben Schmerzes.
    Es war ein energischer Mann, bis jetzt glücklich und vielvermögend, den auf einmal Kraft und Glück verließen.
    John Mangles verließ ihn nicht, sondern ertrug an seiner Seite alles Ungemach des stürmischen Wetters. An diesem Tage erforschte Glenarvan überall, wo eine Oeffnung im Nebel sich zeigte, den Horizont mit ganz besonderer Ausdauer und Hartnäckigkeit.
    John näherte sich ihm mit der Frage: »Suchen Ew. Herrlichkeit das Land?« Glenarvan machte mit dem Haupte ein verneinendes Zeichen. – »Und doch, fuhr der junge Kapitän fort, müssen Sie Sehnsucht danach haben, diese Brigg zu verlassen. Seit sechsunddreißig Stunden schon sollten wir die Feuer von Auckland in Sicht haben.«
    Glenarvan antwortete nicht. Noch immer blickte er hin, und eine Minute lang blieb sein Fernrohr unverwandt am Horizont nach der Windseite des Schiffes zu haften. »Nicht dort ist das Land, sagte John Mangles. Möchte Ew. Herrlichkeit vielmehr nach dem Steuerbord hinauslugen.«
    – »Warum, John? antwortete Glenarvan. Ich suche nicht das Land!
    – Was denn, Mylord?
    – Meine Yacht, meinen Duncan! erwiderte zornig Glenarvan. Dort muß er sein, in jener Gegend, dort muß er das Meer durchfurchen, dort das traurige Handwerk des Piraten treiben. Ja, dort ist er, sage ich Dir, John, dort auf jener Schiffsroute zwischen Australien und Neu-Seeland. Und ich habe eine Ahnung, daß wir ihm begegnen werden!
    – Gott bewahre uns vor solcher Begegnung, Mylord!
    – Warum, John?
    – Ew. Herrlichkeit vergessen unsere Lage! Was sollten wir auf dieser Brigg anfangen, wenn der Duncan auf sie Jagd machte. Wir könnten nicht einmal fliehen.
    – Fliehen, John?
    – Ja, Mylord! Wir würden es vergeblich versuchen. Wir würden seine Beute werden, würden der Gnade dieser Elenden überliefert sein, und Ben Joyce hat bewiesen, daß er vor einem Verbrechen nicht zurückschreckt. Unser Leben ist um einen billigen Preis zu haben, wir könnten uns eben nur bis zum Tode

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