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Die Kinder des Kapitän Grant

Die Kinder des Kapitän Grant

Titel: Die Kinder des Kapitän Grant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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(S. 532.)
     
    Kapitän Crozet ging nach dem Mascarin und sandte sogleich die Schaluppe nach der Insel Motou-Aro. Eine Abtheilung Soldaten richtete sich auf der Insel ein, um die Nacht dort zuzubringen, und die Kranken wurden wieder an Bord geschafft. Andern Tags kam eine zweite Abtheilung, um den Posten zu verstärken. Es galt, die Insel von Wilden, welche sie unsicher machten, zu säubern und die Füllung der Wasserbehälter zu vollenden. Auf Motou-Aro war ein Dorf mit dreihundert Einwohnern. Die Franzosen griffen es an. Sechs Häuptlinge wurden getödtet, der Rest der Eingeborenen mit dem Bajonnette niedergemacht und das Dorf verbrannt.
    Indessen konnte der Castries nicht ohne Bemastung in’s Meer gehen, und da Crozet auf die Bäume aus dem Cedernwalde verzichten mußte, begnügte er sich mit zusammengesetzten Masten. Die Wassereinnahme wurde indessen fortgesetzt. Ein Monat verstrich. Die Einwohner machten mehrere erfolglose Versuche, die Insel Motou-Aro wieder zu gewinnen. Wenn ihre Piroguen in die Schußweite der Schiffe kamen, trieb man sie mit Kanonen wieder davon.
    Endlich waren die Arbeiten beendet. Es handelte sich nun darum, zu wissen, ob nicht eines der sechzehn Opfer dem Blutbade entronnen wäre, und die Uebrigen zu rächen. Die Schaluppe begab sich mit einer starken Abtheilung Officiere und Soldaten nach dem Dorfe Takouri’s. Bei ihrer Annäherung entfloh der verrätherische, feige Häuptling, der den Mantel des Kapitän Marion auf den Schultern trug. Die Hütten seines Dorfes wurden sorgfältig durchsucht. In seiner eigenen fand man einen Menschenschädel, der erst kürzlich gekocht worden war und der noch den Eindruck der Zähne des Cannibalen zeigte. Ein menschlicher Schenkel war von einem hölzernen Stocke durchbohrt. Ein Hemd mit blutigem Halse wurde als das von Marion wiedererkannt; ferner fanden sich die Kleider und Pistolen des jungen Vaudricourt, die Waffen und die zerrissenen Kuppelriemen aus dem Boote; weiterhin in einem andern Dorfe gereinigte und gekochte menschliche Eingeweide.
    Diese unwiderleglichen Proben des Blutbades und der Anthropophagie wurden gesammelt und die menschlichen Ueberreste feierlich bestattet. Dann wurden die Dörfer Takouri’s und Piki-Ove’s, seines Mitschuldigen, den Flammen überliefert. Am 14. Juli 1772 verließen beide Schiffe diese unheilvolle Gegend.
    Das war die Katastrophe, deren Erinnerung im Geiste jedes Reisenden lebendig sein sollte, wenn er den Fuß auf die Ufer Neu-Seelands setzt. Der ist ein unkluger Kapitän, welcher sich derlei Erfahrungen nicht zu Nutze macht. Die NeuSeeländer bleiben immer perfid und immer Anthropophagen. Cook erkannte das bei seiner zweiten Reise, im Jahre 1773, sehr wohl.
    Die Schaluppe eines seiner Schiffe, der Aventure, commandirt vom Kapitän Furneaux, hatte sich am 17. December an’s Land begeben, um wilde Kräuter zu sammeln, kam aber nicht zurück. Ein Midshipman und neun Mann waren darauf gewesen. Kapitän Furneaux sandte beunruhigt Lieutenant Burney, um sie aufzusuchen. Burney gelangte nach dem Landungsplatze und fand dort, wie er sagt, »das Bild eines Blutbades und einer Barbarei, von dem man nicht ohne Entsetzen sprechen kann. Köpfe, Eingeweide, Lungen mehrerer unserer Leute lagen da auf dem Sande umher, und nahe dabei verzehrten mehrere Hunde noch andere derartige Ueberbleibsel.«
    Zum Schluß dieser blutigen Liste sei noch das Schiff Brothers erwähnt, das im Jahre 1815 von den NeuSeeländern angegriffen wurde, und die ganze im Jahre 1820 ermordete Mannschaft des Boyd, Kapitän Thompson. Endlich beraubte (am 1. März 1829 in Valkitaa) der Häuptling Enarao die englische Brigg Hawes von Sidney. Seine Cannibalenbande ermordete mehrere Matrosen, ließ die Leichen kochen und verzehrte sie.
    So war dieses Neu-Seeland, nach welchem der Macquarie steuerte, und das mit einer verdummten Mannschaft und unter Leitung eines Trunkenboldes.
Fußnoten
    1 Takouri hat Marion getödtet.
Viertes Capitel.
Die Klippen.
    Diese schwierige Ueberfahrt verlängerte sich jedoch. Am 2. Februar, sechs Tage nach seiner Abfahrt, hatte der Macquarie noch immer nicht das Gestade von Auckland in Sicht. Der Wind war zwar gut und blies beständig aus Süd-West, aber die Strömungen waren ihm hinderlich und die Brigg kam deshalb nur langsam vorwärts. Das unruhig und stürmisch wogende Meer überfluthete sein Verdeck, sein ganzer Bau krachte und kaum erhob es sich aus der Tiefe der Sturzwellen. Das eingezogene Takelwerk ließ den Masten freies

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