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Die Kinder des Kapitän Grant

Die Kinder des Kapitän Grant

Titel: Die Kinder des Kapitän Grant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Rede und Antwort zu stehen.
    »Aber die Sträflinge? frug Glenarvan, was habt Ihr mit ihnen gemacht?
    – Die Sträflinge? antwortete Tom Austin in dem Tone eines Menschen, der die Frage nicht begreift.
    – Ja, die Sträflinge, welche die Yacht angegriffen haben?
    – Welche Yacht? frug Tom Austin, die Ew. Herrlichkeit?
    – Nun ja, Tom! Den Duncan meine ich und diesen Ben Joyce, welcher an Bord gekommen war?
    – Ich kenne diesen Ben Joyce gar nicht, und habe ihn niemals gesehen, erwiderte Austin.
    – Niemals gesehen? rief Glenarvan erstaunt über die Antworten des alten Seemanns aus. Dann Tom, sagt mir, warum der Duncan in diesem Augenblick auf der Küste von Neu-Seeland kreuzt?«
    Wenn Glenarvan, Lady Helena, Miß Grant, Paganel, der Major, Robert, John Mangles, Olbinett, Mulrady und Wilson das Erstaunen des alten Seemanns gar nicht begriffen, wie groß war da erst ihre Verwunderung, als Tom mit ruhiger Stimme erwiderte:
    »Aber der Duncan kreuzt hier auf Ew. Herrlichkeit Befehl.
    – Auf meinen Befehl? rief Glenarvan.
    – Ja, Mylord. Ich habe mich lediglich an die Instructionen gehalten, welche in Ihrem Briefe vom 14. Januar stehen.
    – Meinem Briefe! Meinem Briefe!« rief Glenarvan.
    In diesem Augenblicke umringten die zehn Reisenden Tom Austin und verschlangen ihn fast mit ihren Blicken.
    Also der Brief vom Snowy-River aus war dem Duncan zugekommen?
    »Vor Allem, fuhr Glenarvan fort, verständigen wir uns, denn ich glaube zu träumen. Sie haben einen Brief erhalten, Tom?
    – Ja, einen Brief, Ew. Herrlichkeit.
    – In Melbourne?
    – In Melbourne, in dem Augenblicke, wo ich meine Havarieschäden ausgebessert hatte.
    – Und dieser Brief?
    – War nicht von Ihrer Hand, aber von Ihnen unterzeichnet, Mylord.
    – Das ist richtig. Dieser Brief ist Ihnen durch einen Sträfling Namens Ben Joyce überbracht worden.
    – Nein, durch einen Matrosen, der Ayrton heißt, und Quartiermeister der Britannia war.
    – Ja! Ayrton und Ben Joyce ist dieselbe Person. Nun, was stand in diesem Briefe?
    – Er brachte mir den Befehl, Melbourne ohne Verzug zu verlassen und zu kreuzen auf der östlichen Küste von …
    – Von Australien! rief Glenarvan mit einer Heftigkeit, welche den alten Seemann ganz außer Fassung brachte.
    – Von Australien? wiederholte Tom mit weit geöffneten Augen, nein – nein, von Neu-Seeland!
    – Von Australien! Tom! Von Australien!« riefen Glenarvan’s Gefährten wie aus einem Munde.
    In diesem Augenblicke ergriff es Austin wie eine Verblendung. Glenarvan sprach zu ihm mit einer solchen Sicherheit, daß er fürchtete, sich beim Lesen des Briefes getäuscht zu haben. Er, der treue und stramme Seemann, er sollte einen ähnlichen Irrthum begangen haben? Er erröthete und wurde verwirrt.
    »Beruhigen Sie sich, Tom, sagte Lady Helena, die Vorsehung hat es gewollt …
    – Nein, nein, Madame, verzeihen Sie mir, wiederholte der alte Tom. Nein! Das ist nicht möglich! Ich habe mich nicht getäuscht! Ayrton hat ebenso wie ich den Brief gelesen, und er, gerade er ist es, welcher im Gegentheil mich verleiten wollte, nach der australischen Küste zu segeln.
    – Ayrton? rief Glenarvan.
    – Er selbst! Er behauptete, daß das ein Irrthum sei, daß Sie unser Zusammentreffen in der Twofold-Bai wünschten!
    – Haben Sie den Brief, Tom? frug der Major, auf’s Höchste gespannt!
    – Ja, Herr Mac Nabbs, erwiderte Austin. Ich will ihn sogleich holen.«
    Austin eilte nach dem Vorderdeck in seine Cabine.
    Während seiner Abwesenheit betrachtete man sich eine Minute lang schweigend; nur der Major richtete fest sein Auge auf Paganel und sagte, indem er die Arme kreuzte:
    »Nun, Paganel, ich muß gestehen, das wäre ein wenig stark.
    – Wie das?« meinte der Geograph, der mit seinem gebeugten Rücken und der Brille auf der Stirn einem riesigen Fragezeichen glich.
    Austin kam zurück. Er hielt den Brief in der Hand, welchen Paganel geschrieben und Glenarvan unterzeichnet hatte.
    »Lesen Ew. Herrlichkeit selbst«, sagte der alte Seemann.
    Glenarvan nahm den Brief und las:
     
    »Befehl an Tom Austin, sofort in See zu gehen und den Duncan durch den siebenunddreißigsten Breitengrad an die östliche Küste von Neu-Seeland zu führen!
     
    – Neu-Seeland!« rief Paganel aus, indem er einen förmlichen Satz machte.
    Und er nahm den Brief aus den Händen Glenarvan’s, rieb sich die Augen, setzte die Brille auf seiner Nase zurecht und las selbst.
    »Neu-Seeland!« sagte er mit einem unbeschreiblichen Tone, während der

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