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Die Kinder des Kapitän Grant

Die Kinder des Kapitän Grant

Titel: Die Kinder des Kapitän Grant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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– ungeachtet dieses Gesetzes der Natur, welches mitten unter Prüfungen, Gefahren, Anstrengungen und Entbehrungen selbst die besten Charaktere erkältet und verbittert, blieben alle diese Leidensgenossen einig, einander ergeben, bereit, sich für einander tödten zu lassen.
    Am 25. Februar wurde ihre Marschroute durch einen Strom gesperrt, welcher nach Paganel’s Karte der Waikari sein mußte. Man konnte ihn in einer Furth passiren.
    Während zwei Tagen folgten sich die üppig bewachsenen Ebenen ohne Unterbrechung. Die Hälfte der Entfernung, welche den Taupo-See von der Küste trennt, war ohne Unfall, wenn auch nicht ohne Mühen, zurückgelegt worden.
    Darauf sah man unermeßliche Wälder, welche an diejenigen Australiens erinnerten; aber hier wurden die Eucalypten durch die Kauris ersetzt. Obwohl ihre Bewunderung in den vier Reisemonaten oft von den seltensten Gegenständen erregt worden war, waren Glenarvan und seine Gefährten doch noch überrascht bei dem Anblick dieser riesigen Fichten, würdigen Rivalen der Cedern des Libanon, und der »Mamouth-Bäume« Californiens. Diese Kauris maßen hundert Fuß bis zu den Aesten und wuchsen in getrennten Gruppen. Der ganze Wald bestand deshalb nicht aus Bäumen, sondern aus zahllosen Baumgruppen, welche ihr grünes Blätterdach an zweihundert Fuß hoch in den Lüften ausbreiteten.
    Einige dieser Fichten waren noch jung, kaum hundert Jahre alt, und glichen den Rothtannen der europäischen Regionen. Sie trugen eine dunkle Krone und endigten in einer kegelförmigen Spitze. Ihre Ahnen dagegen, alte Bäume von fünf bis sechs Jahrhunderten, bildeten unermeßliche grüne Hallen, welche durch die unzerreißbaren Verschlingungen ihrer Aeste getragen wurden. Diese Patriarchen des seeländischen Waldes hatten einen Umfang bis zu fünfzig Fuß; die Reisenden konnten auch mit ihren verschlungenen Armen den gigantischen Stamm derselben nicht umfassen.
    Während drei Tagen wanderten sie unter diesen mächtigen Gewölben auf einem thonichten Boden fort, welchen der Fuß der Menschen noch nicht betreten hatte.
    Man sah es an den weichen Harzmassen, welche vielfach am Fuße der Kauris klebten, und deren Ausfuhr lange, lange Jahre erfordert hätte.
    Die Jäger fanden in zahlreichen Banden die Kiwis, welche mitten in den von den Eingeborenen besuchten Gegenden so selten sind. In jene unzugänglichen Wälder hatten sich diese seltenen Vögel geflüchtet, um den Verfolgungen der seeländischen Hunde zu entgehen. Sie lieferten für die Mahlzeiten der Reisenden eine reichliche und gesunde Kost.
    Paganel hatte das Glück, in der Ferne ein Paar riesenhafter Vögel in einem dichten Gestrüpp zu bemerken. Sein Forschungstrieb erwachte. Er rief seine Gefährten, und ungeachtet ihrer Müdigkeit machten sich der Major, Robert und er zur Verfolgung dieser Thiere auf.
    Man wird die feurige Wißbegierde des Geographen begreifen, denn er hatte diese Vögel als »Moas« erkannt oder zu erkennen geglaubt, welche dem Geschlechte der »Dinormis« angehören und von mehreren Gelehrten unter die verschwundenen Thiergattungen gerechnet werden. Diese Beobachtung der Thiere bestätigte also die Ansicht Herrn von Hochstetter’s und anderer Reisenden über die Existenz dieser Riesen-Vögel ohne Flügel in Neu-Seeland.
    Diese »Moas«, welche Paganel verfolgte, die Zeitgenossen der Megatheren und Pterodactylen, konnten achtzehn Fuß hoch sein. Es war eine Art ungeheuer großer und sehr furchtsamer Strauße, denn sie flohen mit unglaublicher Eile. Leider konnten dieselben durch keine Kugel in ihrem Laufe aufgehalten werden. Nach einigen Minuten verschwanden sie hinter großen Bäumen, und die Jäger hatten Pulver und Mühe umsonst verwandt.
    An diesem Abend des 1. März verließen Glenarvan und seine Gefährten endlich den unermeßlichen Kauriwald und lagerten am Fuße des Berges Ikirangi, der bis zu seinem Gipfel 5500 Fuß maß.
    Man hatte nun mehr als hundert Meilen vom Maunganamu an zurückgelegt, und die Küste war nur noch dreißig Meilen entfernt. John Mangles hatte gehofft, diesen ganzen Marsch in zehn Tagen zu machen; er kannte indeß die Schwierigkeiten nicht, welche diese Gegend bot.
    In der That hatten die Umwege und Hindernisse der Marschroute, ferner die ungenauen Angaben der Karte sie um ein Fünftel verlängert, und unglücklicherweise waren die Reisenden bei ihrer Ankunft am Berge Ikirangi vollständig erschöpft.
    Nun bedurfte man noch zwei tüchtiger Marschtage, um die Küste zu erreichen; Kraft

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