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Die Kinder des Kapitän Grant

Die Kinder des Kapitän Grant

Titel: Die Kinder des Kapitän Grant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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verlieren.
    Aber was mußten John Mangles und seine Gefährten denken, als sie auf einmal die Züge des Lords sich verfinstern, sein ganzes Gesicht erbleichen, und das Instrument aus seinen Händen fallen sahen! Ein einziges Wort erklärte ihnen diese plötzliche Verzweiflung.
    »Der Duncan! rief Glenarvan, der Duncan und die Sträflinge!
    – Der Duncan! schrie John, indem er sein Ruder fahren ließ und aufsprang.
    – Ja, der Tod von beiden Seiten!« murmelte Glenarvan vernichtet von so furchtbarer Angst.
    Es war in der That die Yacht, man konnte sich nicht täuschen, die Yacht mit einer Mannschaft, die aus Verbrechern bestand. Der Major konnte einen Fluch nicht zurückhalten, den er gegen den Himmel schleuderte. Das war zu viel!
    Das Boot war sich einen Augenblick selbst überlassen. Wohin es richten? Wohin fliehen? War es möglich, zwischen den Wilden und den Verbrechern zu wählen?
    Eine Kugel pfiff aus dem nächsten Canot der Wilden und traf das Ruder Wilson’s. Noch einige Ruderschläge trieben das Boot gegen den Duncan.
    Die Yacht segelte pfeilschnell heran und war nur noch eine halbe Meile entfernt. John Mangles wußte in seiner Verzweiflung nicht mehr, welche Richtung er einschlagen, welche er fliehen sollte. Die beiden armen Frauen knieten nieder und beteten inbrünstig.
    Die Wilden gaben ganze Salven ab, so daß es Kugeln um das Boot regnete. In diesem Augenblick erfolgte von der Yacht her der Donner eines Kanonenschusses, eine Kugel flog über das Boot der Flüchtlinge hinweg.
    So sahen sich diese zwischen zwei Feuern und blieben unbeweglich zwischen dem Duncan und den Canots der Wilden.
    John Mangles erfaßte in wiler Aufregung die Axt. Er wollte ein Leck in das Boot schlagen und es mit seinen unglücklichen Gefährten in den Grund versenken, als ein Schrei Robert’s ihn zurückhielt.
    »Tom Austin! Tom Austin! rief der Knabe. Er ist an Bord. Ich sehe ihn! Er hat uns erkannt, er schwenkt seinen Hut!«
    John ließ die Axt sinken.
    Eine zweite Kanonenkugel pfiff über sein Haupt und zerschmetterte das nächste der drei Canots, während an Bord des Duncan ein Hurrah erschallte.
    Die Wilden flohen entsetzt und gewannen die Küste.
    »Zu Hilfe, zu Hilfe, Tom!« hatte John Mangles mit lauter Stimme gerufen.
    Und einige Augenblicke später waren die zehn Flüchtlinge, ohne zu wissen, wie, alle an Bord des Duncan in Sicherheit.
     

    Eine Kanonenkugel zerschmetterte die Pirogue. (S. 663.)
Fußnoten
    1 Eine Augenstörung, bei welcher der damit Behaftete Abends besser sieht, als am vollen Tage.
Siebenzehntes Capitel.
Wie der Duncan an die Ostküste von Neu-Seeland kam.
    Wir wollen darauf verzichten, die Gefühle Glenarvan’s und seiner Gefährten zu schildern, welche in ihnen die Gesänge des alten Schottland erweckten. In dem Augenblick, wo sie den Fuß auf das Verdeck des Duncan setzten, stimmte die ganze Mannschaft eine vaterländische Hymne an und kräftige Hurrahs begrüßten die Rückkehr des Lords an Bord seines Schiffes.
    Glenarvan, John Mangles, Robert, der Major selbst, sie Alle weinten und umarmten sich. Es war ein wahrer Freudenrausch. Der Geograph war vollständig außer sich; er tanzte, sprang und zielte mit seinem unzertrennlichen Fernrohre auf die letzten Piroguen, welche nach der Küste zu flohen.
    Doch beim Anblick Glenarvan’s und seiner Gefährten, deren Kleider in Fetzen hingen, deren Züge bleich und hager waren und die Spuren schrecklicher Leiden trugen, unterbrach die Mannschaft ihre Freudenbezeugungen. Das waren Schattengestalten, und nicht jene kühnen und unternehmenden Reisenden, welche drei Monate vorher in der sicheren Hoffnung ausgezogen waren, die Spuren der Schiffbrüchigen zu entdecken. Der Zufall ganz allein führte sie diesem Schiffe zu, welches sie wieder zu sehen nicht mehr erwarteten. Und in welchem traurigen, heruntergekommenen Zustande befanden sie sich!
     

    Rückkehr an Bord des Duncan. (S. 665.)
     
    Aber bevor Glenarvan an seine Müdigkeit oder die gebieterische Mahnung des Hungers und Durstes dachte, frug er Tom Austin nach dem Grunde seiner Anwesenheit in diesen Gewässern.
    Warum befand sich der Duncan auf der Ostküste von Neu-Seeland? Fiel er denn nicht in die Hände Ben Joyce’s? Welches gütige Geschick hatte ihn auf die Spur der Flüchtigen gebracht?
    Das waren alles Fragen, welche gleichzeitig bunt durcheinander an den bestürzten Tom Austin gerichtet wurden. Der alte Seemann wußte nicht, auf wen er hören sollte. Er beschloß daher, nur Lord Glenarvan

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