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Die Kinder des Kapitän Grant

Die Kinder des Kapitän Grant

Titel: Die Kinder des Kapitän Grant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Quartiermeisters zitterten leicht bei diesen Worten. Eine Röthe überflog seine regungslosen Züge, aber es war nicht die des sich regenden Gewissens, sondern nur die Scham über seinen Mißerfolg. Auf derselben Yacht, auf der er den Herrn zu spielen gedachte, war er nun als Gefangener, und in wenigen Augenblicken mußte sein Schicksal sich entscheiden …
    Indeß gab er keine Antwort. Geduldig wartete Glenarvan, doch Ayrton verharrte in hartnäckigem Schweigen.
    »Sprechen Sie, Ayrton, fuhr Glenarvan fort, was haben Sie zu sagen?«
    Ayrton zögerte; tiefer furchte sich seine Stirne, dann sprach er mit ruhiger Stimme:
    »Ich habe Nichts zu sagen, Mylord. Ich habe die Dummheit begangen, mich fangen zu lassen. Handeln Sie nach Belieben.«
    Nach dieser Antwort wandte er den Blick nach der Küste, die sich im Westen entfaltete, und beobachtete eine vollkommene Gleichgiltigkeit gegen Alles, was um ihn her vorging. Wer ihn sah, hätte ihn für völlig unbetheiligt an dieser tiefernsten Angelegenheit gehalten. Glenarvan hatte sich aber vorgenommen, die Geduld nicht zu verlieren. Ein mächtiges Interesse fesselte ihn ja, gewisse Details aus dem geheimnißvollen Leben Ayrton’s zu erfahren, mindestens in Bezug auf Harry Grant und die Britannia. Er nahm also seine Fragen wieder auf, sprach mit der äußersten Milde, und setzte der heftigen Erregung seines Herzens äußerlich die möglichste Ruhe entgegen.
    »Ich hoffe, Ayrton, sagte er, daß Sie nicht verweigern werden, auf einige Fragen zu antworten, die ich an Sie richten möchte. Zunächst, habe ich Sie Ayrton oder Ben Joyce zu nennen? Sind Sie der Quartiermeister der Britannia? Ja oder Nein?«
    Ayrton blieb unbewegt, taub für jede Frage, und fixirte die Küste.
    »Wollen Sie mir mittheilen, wie Sie die Britannia verließen und weshalb Sie in Australien waren?«
    Dasselbe Schweigen, dieselbe Bewegungslosigkeit.
    »Hören Sie mich wohl, Ayrton, fuhr Glenarvan fort, es liegt in Ihrem eigenen Interesse, zu sprechen. Die Offenherzigkeit, Ihre letzte Hilfe, würde zu Ihren Gunsten in Anschlag gebracht werden. Zum letzten Male also, wollen Sie meine Fragen beantworten?«
    Ayrton wandte den Kopf zu Glenarvan und sah ihm in’s Auge.
    »Mylord, sagte er, ich habe Nichts zu antworten. Es wird Sache der Gerichte und nicht die meine sein, gegen mich Beweise beizubringen.
    – Was sehr leicht sein wird! bemerkte Glenarvan.
    – Leicht! Mylord? erwiderte Ayrton mit spöttischem Tone; da gehen Ew. Herrlichkeit zu weit. Ich, ich versichere Ihnen, daß auch der beste Richter von Temple-Bar bezüglich meiner Person in Verlegenheit sein wird.
    Wer wird sagen, warum ich nach Australien gekommen bin, wenn Kapitän Grant nicht zur Stelle ist? Wer möchte beweisen, daß ich der von der Polizei gesuchte Ben Joyce sei, da diese mich nie in ihren Händen hatte und meine Kameraden in Freiheit sind? Wer vermag, außer Ihnen, zu meinem Nachtheile nicht ein Verbrechen, sondern nur eine strafbare Handlung anzugeben? Wer kann mir beweisen, daß ich mich habe von diesem Schiffe entfernen und es in Verbrecherhände spielen wollen? Niemand, verstehen Sie mich recht, Niemand! Sie haben Verdacht auf mich, gut; aber um einen Menschen zu verurtheilen, bedarf es der Gewißheit, und diese eben fehlt Ihnen. Bis zum Beweise des Gegentheils bin ich Ayrton, Quartiermeister der Britannia.«
    Ayrton hatte sich beim Sprechen erregt, jetzt versank er wieder in seine frühere Gleichgiltigkeit. Er nahm ohne Zweifel an, daß seine Erklärung jede weitere Fragestellung abschneiden würde, aber Glenarvan nahm von Neuem das Wort und sagte:
    »Ayrton, ich bin kein mit dem Verfahren gegen Sie beauftragter Richter, das ist meine Sache nicht. Es handelt sich nur darum, unser gegenseitiges Verhältniß zu klären. Ich frage Sie nach Nichts, was Sie compromittiren könnte. Das ist Sache der Justiz. Sie wissen aber, was ich suche, und mit einem Worte, Sie nur können mich auf die verlorene Spur zurückleiten. Wollen Sie also sprechen?«
    Ayrton senkte den Kopf und schwieg.
    »Wollen Sie mir sagen, wo der Kapitän Grant sich befindet? fragte Glenarvan.
    – Nein, Mylord, entgegnete Ayrton.
    – Wollen Sie mir nur bekannt geben, wo die Britannia zu Grunde gegangen ist?
    – Nicht minder.
    – Ayrton, fuhr Glenarvan fast in bittendem Tone fort, wollen Sie, wenn Kapitän Grant’s Aufenthalt Ihnen bekannt ist, ihn mindestens seinen armen Kindern mittheilen, welche nur ein Wort aus Ihrem Munde erwarten?«
    Ayrton zauderte. Sein Gesicht

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