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Die Kinder des Kapitän Grant

Die Kinder des Kapitän Grant

Titel: Die Kinder des Kapitän Grant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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aufwärts stieg. Wirklich stieß das Fahrzeug zwanzig Minuten später an, und der Ombu saß fest.
    »Land! Land!« rief Paganel mit weit hallender Stimme.
    Das Ende verkohlter Aeste war wider eine Erhöhung des Bodens gestoßen. Niemals waren Schiffsleute mehr mit ihrem Scheitern zufrieden. Die Klippe hier vertrat den Hafen.
    Bereits stießen Robert und Wilson, die auf eine feste Hochfläche geschlendert wurden, ein Freudengeschrei aus, als man ein bekanntes Pfeifen vernahm. Ein galopirendes Pferd stampfte die Ebene und die hohe Gestalt des Indianers ragte im Dunkel empor.
    »Thalcave! schrie Robert.
    – Thalcave! riefen Alle einstimmig jubelnd.
    – Freunde!« sagte der Patagonier, welcher die Reisenden da erwartet hatte, wo die Strömung sie hinführen mußte, denn sie hatte ihn selbst dahin geführt.
    Zugleich erhob er Robert Grant zu sich in seine Arme, ohne zu vermuthen, daß Paganel an ihm hing, und drückte ihn an seine Brust. Glenarvan, der Major und die Bootsleute, froh, ihren treuen Führer wieder zu sehen, drückten ihm herzlich die Hände. Hierauf führte sie der Patagonier in den Schuppen einer verlassenen Estancia. Ein hübsches Feuer loderte da, ihre Glieder zu wärmen, und das Wildpret zu braten, welches sie bis auf’s letzte Krümchen aufzehrten. Und als ihr wieder beruhigter Geist nachzudenken anfing, hielt es keiner von ihnen für möglich, daß er den mehrfachen Gefahren, dem Wasser, Feuer und den Kaimans, glücklich entronnen sei.
    Thalcave erzählte Paganel in der Kürze, wie’s ihm ergangen, und wies das Verdienst der Rettung der Ausdauer seines unverzagten Pferdes zu.
    Paganel versuchte auch ihm die Aussicht begreiflich zu machen, welche man aus der neuen Auslegung des Documents schöpfen durfte.
    Dieses verstand er wohl nicht, aber er sah seine Freunde froh und voll Zuversicht, und das war ihm schon genug.
    Es versteht sich von selbst, daß die unerschrockenen Reisenden, nachdem sie ihren Rasttag auf dem Ombu zugebracht, sich nicht lange bitten ließen, ihren Weg fortzusetzen. Um acht Uhr Vormittags waren sie bereit. Man befand sich zu weit südlich von den Estancias und Saladeros, um sich da Transportmittel zu verschaffen, mußte also nothwendig zu Fuß gehen. Es handelte sich überhaupt nur um etwa vierzig Meilen, und Thaouka war wohl willig, von Zeit zu Zeit einen ermüdeten Fußgänger, auch nöthigenfalls zwei, auf den Rücken zu nehmen. In sechsunddreißig Stunden konnte man am Gestade des Atlantischen Oceans sein.
    Als es Zeit war, ließ der Führer mit seinen Begleitern die noch unter Wasser stehende ausgedehnte Niederung hinter sich, und nahm seinen Weg über höhere Ebenen. Das argentinische Gebiet nahm wieder sein einförmiges Aussehen an; einige von Europäern angepflanzte Gehölze ragten hier und da über Weidestätten, die übrigens so selten waren, wie in der Umgebung der Sierra Tandil und Tapalquem; die einheimischen Bäume gediehen nur am Rande dieser weit ausgedehnten Wiesengründe und in der Nähe des Cap Corrientes.
    So verlief dieser Tag. Am folgenden Morgen spürte man die Nähe des Oceans schon fünfzehn Meilen, ehe man ihn erreichte. Der Wind beugte das hohe Gras. Hier und da glänzten kleine Salzlachen wie Glasscherben, und machten das Fortkommen mühevoll, denn man mußte sie umgehen.
    Man eilte, um noch denselben Tag beim See Salado am Gestade des Oceans anzukommen, und die Reisenden waren gehörig müde, als sie um acht Uhr Abends die zwanzig Klafter hohen Sanddünen gewahrten. Bald hörte man das Meer rauschen.
    Doch die todesmüden Wanderer erstiegen merkwürdig rasch die Dünen.
    Aber es war sehr dunkel; die schweifenden Blicke suchten vergebens den Duncan.
    »Doch muß er hier sein, rief Glenarvan, und auf uns warten.
    – Das werden wir morgen sehen«, versetzte Mac Nabbs.
    Tom Austin rief die unsichtbare Yacht an. Keine Antwort; es war starker Wind und hohles Meer, man konnte sich gegenseitig nicht vernehmen. Die Küste bot übrigens keinen Schutz, nicht einmal eine Bucht als Nothhafen; lange Sandbänke, die in’s Meer hinausliefen, machten das Annähern gefährlich. Natürlich hielt sich der Duncan von der Küste fern; Tom Austin versicherte, der Duncan müsse wenigstens fünf Meilen weit entfernt bleiben.
    Glenarvan allein wachte. Der Wind wehte fortwährend stark, und der Ocean war von dem bestandenen Sturme noch nicht völlig in Ruhe. Die Annahme, der Duncan sei noch nicht angekommen, war unstatthaft. Glenarvan hatte die Bai Talcahuano am 14. October

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