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Die Kinder des Kapitän Grant

Die Kinder des Kapitän Grant

Titel: Die Kinder des Kapitän Grant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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verlassen und kam am 12. November an der Küste des Atlantischen Oceans an. Während dieser dreißig Tage hatte der Duncan Zeit genug, um das Cap Horn herum an der Ostküste anzulangen. Zwar hatten heftige Stürme stattgefunden, aber die Yacht war ein tüchtiges Schiff und der Kapitän John Mangles ein tüchtiger Seemann.
    Diese Erwägungen konnten dennoch Glenarvan nicht beruhigen.
    Der »Laird« von Malcolm-Castle empfand mit lebhafter Unruhe, daß sein Theuerstes sich auf dem Duncan befand. Er irrte am öden Ufer auf und ab, schaute, horchte; glaubte sogar zuweilen einen unbestimmten Schein auf dem Meere zu erblicken.
    »Ich täusche mich nicht, sprach er zu sich, ich habe ein Schiffslicht gesehen, das Licht des Duncan. Ach, warum können meine Blicke die Dunkelheit nicht durchdringen!«
    Da kam ihm ein Gedanke; Paganel sagte, er sei nachtsichtig, also kann er in der Nacht sehen; er ging, ihn zu wecken.
    Der Gelehrte schlief in seinem Maulwurfsloche, als ihn ein kräftiger Arm aus seinem sandigen Lager zog.
    »Wer ist da? rief er.
    – Ich bin es, Paganel.
    – Wer? Sie?
    – Glenarvan. Kommen Sie, ich brauche Ihre Augen.
    – Meine Augen? erwiderte Paganel, und rieb sie heftig.
    – Ja wohl, Ihre Augen, um in der Dunkelheit unseren Duncan erkennen zu können. Kommen Sie, schnell!
    – Zum Teufel die Nachtsichtigkeit!« sprach Paganel zu sich selbst, und war doch erfreut, Glenarvan nützen zu können.
    Er erhob sich also, schüttelte die erstarrten Glieder, brummend, wie Menschen, welche eben erwachen, und folgte seinem Freunde nach dem Ufer.
    Glenarvan bat ihn, den dunkeln Horizont des Meeres zu durchspähen. Einige Minuten widmete Paganel gewissenhaft dieser Betrachtung.
    »Nun, bemerken Sie Nichts? fragte Glenarvan.
    – Nichts! Selbst eine Katze könnte nicht zwei Schritte weit sehen.
    – Suchen Sie nach einem rothen oder einem grünen Lichte, d.h. nach einem Backbord-, oder einem Steuerbordlichte.
    – Ich sehe weder ein grünes, noch ein rothes Licht!« antwortete Paganel, dessen Augen unwillkürlich zufielen.
    Ein halbe Stunde lang folgte er maschinenmäßig seinem ungeduldigen Freunde, wobei er den Kopf auf die Brust sinken ließ und ihn dann plötzlich wieder erhob. Bei seinen unsicheren Schritten wankte er wie ein Betrunkener. Glenarvan sah Paganel an; derselbe schlief im Gehen.
    Da ergriff ihn Glenarvan beim Arme und führte ihn, ohne ihn zu wecken, wieder nach seiner Aushöhlung zurück, wo er ihn bequem wieder einscharrte.
    Mit der Morgenröthe wurden Alle durch den Ausruf: »Der Duncan! Der Duncan!« auf die Füße gebracht.
    »Hurrah! Hurrah!« antworteten Glenarvan seine Begleiter, und eilten dem Ufer zu.
    Wirklich hielt sich die Yacht, die Untersegel eingezogen, fünf Meilen in offener See unter schwachem Dampfe. Ihr Rauch verschwand in dem Morgennebel. Das Meer ging hoch und ein Fahrzeug von diesem Tonnengehalte konnte sich dem Fuße der Sandbänke nicht ohne Gefahr nähern.
    Glenarvan beobachtete mit Hilfe des Fernrohrs die Bewegungen des Duncan. John Mangles konnte seine Passagiere nicht bemerkt haben, denn er segelte immer links hin.
    In diesem Augenblicke aber feuerte Thalcave seinen Carabiner, den er sehr stark geladen hatte, in der Richtung nach der Yacht ab.
    Man horchte. Man sah nach. Dreimal krachte der Carabiner des Indianers und weckte das Echo in den Dünen.
    Endlich stieg an der Seite der Yacht ein weißer Rauch auf.
    »Sie haben uns gesehen! rief Glenarvan. Das ist die Kanone des Duncan!«
    Und einige Secunden später vernahm man einen dumpfen Knall, der an dem Ufer verlief. Sofort änderte auch der Duncan seine Segelstellung, verstärkte das Kesselfeuer und versuchte so nahe als möglich an die Küste zu kommen.
    Bald sah man mit Hilfe des Fernglases, wie ein Boot von Bord aus abfuhr.
    »Lady Helena wird nicht kommen können, sagte Tom Austin, die See ist zu ungestüm.
    – John Mangles auch nicht, setzte Mac Nabbs hinzu, er kann sein Fahrzeug nicht verlassen.
     

    Glenarvan wachte allein. (S. 237.)
     
    – Meine Schwester! Meine Schwester! sagte Robert, der seine Arme nach der Yacht ausstreckte, welche heftig schwankte.
    – O, wie dauert es doch lange, an Bord zu kommen! rief Glenarvan.
    – Geduld, Edward! In zwei Stunden werden Sie dort sein!« antwortete der Major.
    In zwei Stunden! In der That, das Boot mit sechs Rudern brauchte nicht weniger Zeit für den Hin-und Rückweg.
     

    »
Quien sabe?
« antwortete Thalcave. (S. 243.)
     
    Da ging Glenarvan zu Thalcave, der mit

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