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Die Kinder des Ketzers

Die Kinder des Ketzers

Titel: Die Kinder des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klink
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können nur noch für seine 117
    Seele beten.» Kreuze wurden geschlagen, jemand murmelte ein Pater noster. Cristino war kreideweiß. Fabiou hob den Kopf. Bäume ringsumher, Stille. «Seltsam», sagte er.«Wiesoseltsam?»DerBarounstandauf.
    «Sie können noch nicht weit sein», meinte Fabiou.
    «Was?» kreischte die Dame Castelblanc entsetzt.
    «Das Blut.» Fabiou wies auf den Körper zu seinen Füßen. «Es sieht noch ganz frisch aus.»
    «Wer weiß, wie lange der arme Kerl noch gelebt hat», meinte Buous.
    Fabiou schüttelte den Kopf. «Er kann nicht mehr lange gelebt haben. Auf der Straße ist kein Blut, und auch nicht an seinen Händen. Das sieht nicht nach einem langen Todeskampf aus. Bestimmt hat der Stich ihn ins Herz getroffen.»
    «Wie kommst du darauf, dass es ein Stich war? Könnte ‘ne verdammte Büchse gewesen sein, wenn du mich fragst.»
    «Erstens hätten wir den Schuss gehört. Zweitens würde es nach Pulverdampf riechen. Ich gehe jede Wette ein, dass er erstochen worden ist. Und dass seine Mörder noch nicht weit sind!»
    Wieder kreischte die Dame Castelblanc. Der Cavalié betrachtete Fabiou mit gerunzelter Stirn. Sein Erwachsenen-widerspricht-mannicht-Blick. «Ich bezweifle, dass du das besser beurteilen kannst als der Baroun, der schon im Kriegsdienst seinen Mann gestanden hat», sagte er ärgerlich.
    Im Gegensatz zu dir, ja? dachte Fabiou wütend. Er fragte sich plötzlich, ob Frederi zuvor jemals einen Toten gesehen hatte. Er gab zwar mindestens einmal täglich eine seiner Geschichten darüber zum Besten, was er Fabious Vater auf dem Totenbett versprochen hatte, aber nie hatte er etwas davon gesagt, dass er dabei war, als er tatsächlich starb.
    Haben wir Vater gesehen, als er tot war? fragte sich Fabiou.
    «Wir müssen dafür sorgen, dass er ein christliches Begräbnis erhält», erklärte der Baroun de Buous, und augenblicklich verfiel er in geschäftige Aktivität, befahl seinen Dienstboten, das Gepäck von einem Karren auf die anderen umzuladen, den Toten auf die freigewordene Ladefläche zu legen und ihn mit einer Pferdedecke 118
    zuzudecken. Die Diener zögerten einen Moment lang und warfen sich unbehagliche Blicke zu, doch als der Baroun einen wütenden Brüller losließ, beeilten sie sich, seinem Befehl nachzukommen, und Roubert, der sehr gefasst war – im Gegensatz zu Artus, der mit kalkweißem Gesicht an der Kutsche lehnte –, ging auf das Pferd zu und griff nach dem Zügel. Vier Diener ergriffen den Toten an Schultern und Armen, sein Kopf fiel mit einem seltsamen, knacksenden Geräusch, das einen Diener straucheln ließ, nach hinten, als sie ihn emporhoben. Eilig trugen sie ihn auf die freigemachte Ladefläche zu, bestrebt, ihre Last so schnell wie möglich loszuwerden.
    «Vater, schau mal!» Das war Roubert. Fabiou, der nachdenklich den Dienern mit der Leiche hinterhergesehen hatte, drehte sich um.«Das Pferd ist ja angebunden!», sagte Roubert. Er hatte den Zügel mit einer Hand gefasst und wies mit der anderen auf den Boden, wo das Ende des Zügels an einer aus dem Grund emporragenden Wurzel festgeknotet war. «Das ist ja seltsam!»
    «Es ist sowieso seltsam!», meinte Fabiou. «Wenn es Räuber waren, die ihn getötet haben, warum haben sie sein Pferd zurückgelassen?»
    «Sie hatten es wohl nur auf sein Geld abgesehen», meinte der Baroun achselzuckend.
    «Aber welcher Räuber lässt ein Pferd stehen, das er stehlen könnte?», fragte Fabiou.
    «Nun, das überlegt man sich schon zweimal, ob man ein Pferd stiehlt», meinte der Baroun. «Immerhin steht auf Pferdediebstahl die Todesstrafe.»
    «Ja, auf Mord vielleicht nicht?», fragte Fabiou.
    «Fabiou!» Die Stimme des Cavaliés klang jetzt wirklich sehr ärgerlich. Fabiou seufzte und wandte sich ab. Logik schien weder des Barouns noch Frederis Stärke zu sein.
    Die Diener hatten den Toten auf die Ladefläche des Karren gelegt. Frederi Jùli war auf den Kutschbock geklettert und starrte mit offenem Mund auf die Leiche. Fabiou trat neben ihn. «Wenn es ein Raubmord war», sagte er zu Frederi Jùli, «dann müsste ja wenigstens seine Geldbörse weg sein.» Frederi Jùli drehte ihm sein Gesicht zu. Er nickte mechanisch.
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    Einen Moment zögerte Fabiou jetzt doch. Das starre Gesicht hatte etwas Abweisendes. So als verbiete es sich jede Ruhestörung. Stell dich nicht so an, Junge! Es geht hier um den Sieg der Logik!
    Er kletterte auf die Ladefläche. Die Herren blickten gerade nicht her, sie sahen zu, wie Roubert mit dem Knoten im

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