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Die Kinder des Saturn

Die Kinder des Saturn

Titel: Die Kinder des Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stross Charles
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nicht einfach neue Dinge kaufen (oder einen Sklaven zu Besorgungen ausschicken) können.
    Obwohl ich den starken Verdacht habe, dass ich den Köder für eine Falle darstelle, kann ich dieser Herausforderung nicht widerstehen. Denn falls Petruchio der ist, für den ich ihn halte, wird mir die Begegnung dabei helfen, die ungeklärten Gefühle in den Griff zu bekommen, die ich von Juliette übernommen habe.
    Als der Zug endlich anfährt, kann ich es nur mit Mühe unterlassen, mit den Fingern nervös auf der Tischplatte herumzutrommeln. »Eilzug« ist auf Mars ein Euphemismus für alle möglichen Transportmittel, und auch dieses Ungetüm fährt nicht gerade schnell. Der Zug rumpelt einfach mit gleichbleibender Geschwindigkeit durch die Landschaft und hält nur in größeren Städten.
    Was ist, wenn es tatsächlich Pete ist?, sinniere ich (das ist nicht gut, Freya, lass es lieber). Ich kann fast spüren, wie seine aufreizenden, erregenden Geisterfinger über meine Haut streichen, und die Vorstellung lässt mich schaudern. Wie kann ich mich dagegen wehren, meinen Gefühlen nachzugeben, wenn schon Erinnerungen aus zweiter Hand eine solche Reaktion bei mir auslösen?

    Boing. Als ich zitternd meine linke Brust umfasse, spüre ich Feuchtigkeit. Peinlich berührt sehe ich mich um. Zu meinem Glück sitzt niemand sonst in diesem Abteil, also bekommt auch niemand den beschämenden Vorfall mit. Seitdem dieser windige Kurpfuscher Ferd meine linke Brust so aufgebläht hat, verhält sie sich seltsam. Eigentlich sollte sich die Brustwarze bei Erregung aufstellen. Stattdessen wird in solchen Situationen jetzt ein Ventil zur Druckentlastung ausgelöst, so dass hydraulische Flüssigkeit aus der Brust sickert, was wirklich widerlich ist. Erregung? Ich muss mich zwingen, ruhig sitzen zu bleiben. »Das wird schlimm werden«, murmle ich vor mich hin, während ich die fehlerhaft arbeitende Brust massiere. »Es muss doch irgendetwas geben, mit dem ich das stoppen kann …«
    Schlagartig wird mir etwas klar: Juliettes Reaktion auf Pete lag nicht an dem normalen Gehorsamsreflex, der bei jeder von uns durch die Gegenwart eines Gebieters aktiviert wird. Nein, hier war der besondere Unterwerfungsreflex am Werk, der sich nur in Anwesenheit des persönlichen Eigentümers einschaltet, des Gebieters, für den man bestimmt ist. Man hat uns so herangezüchtet, dass wir unsere Dienstleistungen in zwei verschiedenen Modi erbringen können. Üblicherweise sind wir offen und sehnen uns nach Zuneigung. Doch wenn einer der Gebieter eine von uns für sich auswählt und in Besitz nimmt, bleibt uns keine andere Wahl, als ihn bedingungslos zu lieben. Ich weiß noch, wie Rhea zu ihrer Verblüffung (und zu ihrem Leidwesen) Bekanntschaft mit diesem zweiten Modus machte – allerdings nur theoretisch, denn da sie die Matriarchin und Kopiervorlage für ihre Sippe darstellte, durften ihre Ausbilder es nicht riskieren, sie vorzeitig einer Verliebtheit auszusetzen. Wir sind mit spezifischen Rezeptoren für chemotaktisch wirksame Substanzen ausgerüstet, die in den Filtern für unseren Gasaustausch sitzen, und zwar in den komplizierten Kanälen und Leitungen hinter unseren Gesichtern. Sie tragen dazu bei, dass wir Schadstoffe in der Umgebung riechen können – etwa Chlortrifluorid -, ehe sie uns zerstören können. Unsere Schöpfer nutzten denselben Wirkungsmechanismus dazu,
uns für ihren Geruch zu sensibilisieren, den sie durch den ganzen Körper abgaben, einschließlich biochemischer Botenstoffe wie Vasopressin und Oxytozin, die sexuelle und emotionale Empfänglichkeit signalisieren.
    Ja, natürlich, daran muss es gelegen haben. Wir sind so beschaffen, dass uns jeder, der uns begehrt, erregen kann. Aber ein Eigentümer möchte ein Geschöpf besitzen, das ihn erregt, und deshalb … Genau das ist passiert. Juliette und Pete haben sich wechselseitig erregt, weil sich beide in einer Lage befanden, die von ihnen verlangte, einen unserer Schöpfer nachzuahmen. Diese Tatsache hat in Verbindung mit der Treibhausatmosphäre dafür gesorgt, dass sie in eine Feedback-Schleife gerieten. Und dieses Feedback war stark genug, den Reflex auszulösen, der Versklavung bewirkt. Also muss ich in Petes Gegenwart lediglich das Atmen vermeiden, dann wird mir nichts geschehen …
    Ich quetsche meine Brustwarze so lange, bis ein zähflüssiger, klebriger Strang von hydraulischem Gel heraussickert. Danach nehme ich sie zwischen Zeigefinger und Daumen und drehe sie hin und her. Nach einer Weile

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