Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kinder des Saturn

Die Kinder des Saturn

Titel: Die Kinder des Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stross Charles
Vom Netzwerk:
Platz.

    Aus einem Loch im Boden schießt ein Zwerg heraus. »Was wollen Sie? Red ist nicht da!«, knallt er mir wütend an den Kopf.
    »Ich möchte ein bisschen Geld bei Red lassen«, erwidere ich mit ruhiger Stimme. »So ein Pech aber auch, dass sie nicht da ist.« Ich stehe auf und will gerade gehen, als sich die Innentür öffnet.
    »Hallo! Achten Sie gar nicht auf Zire. Manchmal verhält er sich wirklich anmaßend.« Mit professionellem Blick mustert sie mich von Kopf bis Fuß. »Was benötigen Sie?«
    Ich werfe ihr einen Memorystick zu. »Das, was darauf gespeichert ist. Wahrscheinlich werden Sie ein Weilchen brauchen, um das vorzubereiten, nicht?«
    »Hm.« Sie steckt ihn sich in den Arm und betrachtet ihre Handfläche. »Da haben Sie Recht. Kälteausrüstungen sind ja ziemlich einfach zu machen, aber Strahlungsschutz? Was haben Sie vor? Wollen Sie Skiferien auf Pluto machen? Oder einen Job annehmen, bei dem Sie eine Reaktoranlage überwachen müssen?«
    »So ähnlich«, erwidere ich leichthin. »Die Frage ist, ob Sie das hinkriegen.«
    »Hm.« Sie liest die Daten weiter ab. Irgendwann hält sie inne, sieht verblüfft zweimal hin und fährt danach fort. »Eine kostspielige Sache. Manches wird schwer zu besorgen sein.« Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie dabei an die Spezifikationen für die Serie zwei denkt – an die zusätzliche Technologie, die sie dazu benötigt, mich so aufzurüsten, dass ich die gleichen Eigenschaften und Fähigkeiten wie meine geheimnisvolle Schwester besitze. »Der Bausatz für den Kälteschutz ist gar nicht besonders ausgefallen, nur wird er selten verwendet. Als problematisch könnten sich eher die anderen Dinge erweisen. Die Beschaffung wird Aufmerksamkeit erregen«, setzt sie zur Erklärung nach.
    »Ich denke, zwölftausend Real müssten die Kosten decken«, sage ich vorsichtig. Die Summe liegt dreißig Prozent über dem üblichen Preis.
    Ohne mit der Wimper zu zucken, starrt sie mich an. »Fünfzehntausend.«
    »Vierzehn.«

    »Fünfzehn, und kein Dollar oder Centime weniger.« Sie hält kurz inne. »Ich brauche das Geld, um gewisse Stellen zu schmieren. Vorausgesetzt, ich soll bestimmte Bausätze besorgen, ohne dass es irgendjemand offiziell mitbekommt …« Sie zuckt die Achseln. »Und ich nehme an, genau das wollen Sie, stimmt’s?«
    Ich nicke. »Also gut, abgemacht.«
    Fast die ganze nächste Woche gehe ich in Reds halblegaler Werkstatt ein und aus und lasse mich dort malträtieren. Das meiste ist auszuhalten, aber es gefällt mir überhaupt nicht, dass ich bei Bewusstsein bin, als Red sich daran macht, meine Oberschenkel aufzureißen und deren ursprüngliche Ausstattung durch neue Assemblermodule zu ersetzen. Außerdem ist es auch nervtötend, dass alle Gelenke in meinem Körper neu ausgerichtet werden müssen und neue Gelenkpfannen erhalten. Hin und wieder tut es auch entsetzlich weh, wenn Red die Schmerzblockaden an falscher Stelle platziert. Fairerweise muss ich einräumen, dass sie darauf auch nicht spezialisiert ist.
    Als sie mit mir fertig ist, wirke ich nach außen hin kaum anders als früher: Immer noch habe ich die Bishojo-Augen und das federweiche blonde Haar, das ich seit meinem Aufenthalt auf Merkur besitze, die allzu kecken Brustwarzen und die schmale Taille der echten Katherine Sorico und meiner Schwester Juliette, der Hochstaplerin, die Katherines Körper übernahm. Doch innerlich habe ich mich sehr verändert: Ich werde nicht mehr frieren, es sei denn, ich bin der Temperatur ausgesetzt, in der Stickstoff gefriert, das heißt minus zweihundertzehn Grad Celsius. Wenn ich angemessen warme Schuhe und Kleidung trage, kann ich fröhlich singend durch den Methanregen auf Titan spazieren. Meine Knochenmark-Technologie kann weit größere Schäden infolge einer Strahlung beheben, der ich jemals ausgesetzt sein werde (wie ich hoffe), und mein Körper hat noch viele weitere Überraschungen auf Lager. Beispielsweise hat Red mein äußeres Nervensystem mit einem Netz von Reflexen ausgerüstet. Es reagiert zwar nicht sonderlich intelligent und fast mechanisch, doch falls sich jemand von hinten mit einem Messer an mich heranschleicht,
wird es zu meinem Schutz ausreichen. Die ausgefallenen Entwaffnungstechniken stelle ich vorläufig zurück: Sie werden dann greifen, wenn ich Juliettes Reflexe vollständig integriert habe. In der Zwischenzeit werde ich mich in eine Kate verwandeln, die ohne mit der Wimper zu zucken Schädel einschlagen kann – ein eiskaltes, gefühlloses

Weitere Kostenlose Bücher