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Die Kinder des Saturn

Die Kinder des Saturn

Titel: Die Kinder des Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stross Charles
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muss Sie etwas fragen. Hatten Sie die Absicht, Ihre Gebieterin zu verlassen?« Ich ziehe meine Strümpfe hoch und drehe mich danach wieder um, um meine sexy Klamotten auseinanderzufalten. Dabei spüre ich seine Blicke auf mir, was mir nichts ausmacht (er hat sehr hübsche Augen), mich jedoch ablenkt. »Oder geht es hier um etwas anderes?«
    »Ich glaube, ich sollte besser nicht darüber reden«, erwidert er zögernd und wirkt dabei leicht nervös. Es wird schwieriger werden als erwartet, irgendetwas Nützliches aus ihm herauszubekommen. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg, sage ich mir, allerdings nehme ich an, dass Pete keineswegs so dumm ist, wie meine Erinnerungen aus zweiter Hand vermuten ließen. Außerdem hält er seine reflexive Reaktion auf mich streng unter Kontrolle. Also gut, wenn du das Spielchen auf diese Weise spielen möchtest …
    Langsam fahre ich die Absätze aus, beuge mich vor, um meine Kleidungsstücke aufzuheben, und schalte mein Gehör auf die höchste Stufe. Jawohl, seine Kreislaufpumpen arbeiten bereits auf Hochtouren. Ich schwenke meinen Hintern in seine Richtung. »Können Sie mir hinein helfen?«, frage ich und reiche ihm mein mit Stahlstäbchen verstärktes Minikleid.
    »Wenn Sie möchten.« Während er das Kleid entgegennimmt, beschleunigt sich sein Puls. Manchen Männern gefällt das Auspacken mehr als der Inhalt der Verpackung, während es anderen lieber ist, einen einzupacken. Jemand, der zum Dienen bestimmt ist, muss eigentlich zum zweiten Typ gehören, schätze ich. Lass mich einfach nah an dich heran – so oder so! Als ich ihm den Rücken zuwende und die Arme hebe, tritt er so nah an mich heran, dass ich seinen heißen Atem im Nacken spüren kann. »Wer sind Sie, Fri…«
    »Freya« berichtige ich ihn leicht beleidigt. »Ich bin Juliettes jüngste Schwester. Juliette steckt in Schwierigkeiten, Pete – Petruchio.« Ich halte kurz inne, um mein Kleid glatt zu ziehen. »Und ich glaube, dass mein Auftraggeber mich mit diesem Äußeren, das Juliette ähnelt, als Köder hierhergeschickt hat.« Plötzlich wird
mir bewusst, dass er schnell atmend unmittelbar hinter mir steht. »Alles in Ordnung mit Ihnen?«, frage ich. Bitte sag nein …
    »Entschuldigung, aber ich kann in Ihrer Nähe keinen klaren Gedanken fassen.« Wunderbar. »Sie sind ihr wirklich sehr ähnlich, wissen Sie.« Er ist so auf Juliette fixiert, dass meine Gegenwart – schließlich bin ich Juliettes Schwester und das gleiche Fabrikat – seine Bremsen gelockert hat. Seine allgemeine Intelligenz ist soeben auf ein Niveau gesunken, das irgendwo zwischen Geschirrspülmaschine und Mikrowellenherd angesiedelt ist. Das muss ihm mehr als unangenehm sein. Ich grabe meine voll ausgefahrenen Absätze in den Boden und atme tief ein.
    Okay, Zeit für einen Ganzkörperkontakt. »Würden Sie mich bitte einschnüren?«, frage ich und höre ihn hyperventilieren. Gleich darauf spüre ich, wie er von hinten die Arme um mich schlingt. Hab dich am Haken, denke ich, innerlich triumphierend, und gebe mich seiner Umarmung hin.
    Und dann muss ich krampfartig niesen und kann nichts dagegen tun.
    Inzwischen habe ich mich so daran gewöhnt, den Druck in meinen Gas austauschenden Nasenmuscheln einfach zu ignorieren, dass ich völlig verblüfft bin, als der autonome Selbstreinigungsreflex einsetzt. Nachdem ich erneut geniest habe, atme ich erleichtert auf …
    Oh Juliette, meine Schwester, so funktioniert das also, wie?
    Der Geruch von ihm, meinem, nein, ihrem Gebieter, macht mich so benommen, dass mir die Knie weich werden und ich nach hinten falle. Ich spüre, wie er sich mit dem ganzen Körper an mich drückt, während ich hastig einatme, um alles in mich hineinzusaugen …
    »O Pete.«
    »Du bist nicht Juliette.«
    »Ich könnte es aber sein.«
    Seine Hände greifen unter meine Achseln und nehmen mein Gewicht auf. Ich grinse wie ein Vollidiot, als er mich aufs Bett
herunterlässt. Doch dann tritt er einen Schritt zurück. Die Frustration löst unwillkürlich ein Stöhnen bei mir aus.
    »Verdammt, was ist eigentlich los?«, fragt er mit bestürzter Miene.
    Ich will ihn. Eine dumpfe Leere macht mir im Inneren zu schaffen. Ich zwinge mich, den Rock über die Knie zu ziehen. »Ich … ich trage ihren Seelenchip in mir«, gestehe ich ihm.
    »Ist sie … tot?«, fragt er entsetzt.
    »Nein, sie ist, ähm, spurlos verschwunden.« Ich ärgere mich furchtbar darüber, dass mir diese ehrliche Antwort herausgerutscht ist. Habe ich das vorhin tatsächlich

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