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Die Kinder des Saturn

Die Kinder des Saturn

Titel: Die Kinder des Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stross Charles
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zu spucken, pumpt Sauerstoff in die Luft. Granita atmet tief ein, baut sich in kühler Haltung vor mir auf und sagt zunächst kein Wort. Sie trägt einen silbernen Hosenanzug von archaischem Schnitt und hat ihr Haar mit Hilfe eines wunderschönen Eiszapfens zu einem Chignon hochgesteckt. »Mein Mittelsmann hat ein passendes Schiff chartern können. Wir werden bald abreisen, Kate. Ich dachte, wir sollten zuvor noch ein vertrauliches Gespräch miteinander führen.«
    Ein vertrauliches Gespräch? Das verwirrt mich. Sie ist doch meine Eigentümerin, reicht ihr das nicht? Verunsichert erwidere ich den Blick ihrer riesigen Augen, der eiskalt und forschend auf mir ruht. »Gebieterin?«
    Sie schlägt mich so plötzlich ins Gesicht, dass ich den Schlag weder kommen sehe noch Zeit habe, mich innerlich darauf einzustellen. Ich falle auf die Seite und fange den Sturz unbeholfen mit dem Ellbogen ab. »Das ist für Pete, du Miststück.« In ihrer Stimme schwingt so viel Erregung mit, dass sie gepresst und undeutlich klingt. Als ich zutiefst gedemütigt von ihr wegkrieche, tritt sie einen Schritt zurück. »Entschuldigung.« Sie birgt die Hand, mit der sie zugeschlagen hat, in der linken Achsel. »Setz dich auf, Freya. Kate. Bitte!« In Anbetracht ihres sprunghaften Verhaltens weiß ich nicht, was ich tun soll. Binnen Sekunden ist
ihre ungezügelte Wut der Zerknirschung gewichen. Ebenso traurig wie ratlos rücke ich von ihr ab. »Was hab ich denn getan?«, jammere ich leise. Hätte ich eine andere Person vor mir, wäre ich längst auf sie losgegangen, aber Granitas Zorn bin ich so hilflos ausgeliefert wie jeder beliebige Arbeitssklave. Ich weiß nicht, was schlimmer ist: nicht zu wissen, womit ich sie beleidigt habe, oder mir eine Gegenwehr nicht einmal vorstellen zu können.
    »Still jetzt.« Sie nimmt knapp außerhalb meiner Reichweite Platz und sieht mich so eindringlich an, als suche sie nach etwas in meinem Gesicht. »Du hast kein Recht auf Pete, merk dir das. Er müsste …« Sie bricht ab und legt den Kopf schräg, als lausche sie auf irgendetwas, könne es aber nicht hören. Kurz darauf schüttelt sie den Kopf. »Egal. Jedenfalls hätte ich das eben nicht tun sollen. Du kannst gar nicht anders, als mir zu vergeben, wenn ich dich darum bitte, stimmt’s? Aber es tut mir wirklich leid. Liebe ist für unsere Sorte Gift. Sie zerstört uns, wie ich aus Erfahrung weiß. Nie wieder.«
    Verwirrt schüttle ich den Kopf, denn das hier ist völlig unbegreiflich, passt überhaupt nicht zu der Granita, die ich an Bord der Pygmalion kennengelernt habe. Jene Granita war etwa so unbeständig wie ein Uranblock. Ich muss es wissen: Schließlich hat sie mich monatelang umworben. Was ist nur in sie gefahren?
    Sie atmet tief durch. »Das hier ist eine Anweisung, Kate«, fährt sie angespannt fort. »Du darfst mit niemandem über das reden, was ich dir hier sagen werde. Sobald wir an Bord gehen, werden unsere Gespräche vermutlich abgehört, auf jeden Fall jedoch nach unserer Ankunft. Bis zu unserer Rückkehr dürfen wir uns nicht in Sicherheit wiegen, und selbst dann könnten sich Spione oder Schlimmeres in meinem Haushalt befinden.« Sie wirft mir einen bedeutungsschweren Blick zu. »Verstehst du?«
    Hier soll es Spione geben? »Ich könnte solchen Leuten doch das Handwerk legen«, schlage ich vor, eifrig bemüht, mich selbst von jedem Verdacht zu reinigen. »Könnte den Köder spielen …« Es ist die Chance, nach der ich Ausschau gehalten habe, das Opfer,
das ich Granita zu Füßen legen kann – um meines eigenen Seelenfriedens willen.
    »Nein«, wehrt sie fast entgeistert ab. »Eine Säuberungsaktion würde uns genauso bloßstellen wie ein Gespräch, das jemand belauscht. Ich habe etwas anderes mit dir vor, wenn wir ankommen.«
    »Wo ankommen?«, rutscht es mir heraus. Schließlich muss ich wissen, wie ich ihr helfen kann.
    »Auf Eris«, erklärt sie so nüchtern, als würde sie davon reden, ein Spielkasino auf Ganymed oder eine Schwefelmine auf Io zu besuchen.
    »Eris?«, wiederhole ich begriffsstutzig.
    »Ja, Eris. Wo man Sternenschiffe baut und geheime Labors unterhält. Hübsch gelegen, oder? Außerhalb der Reichweite der Pink Goo -Polizei. Ich will dort bei einer Auktion mitmachen. Und du fliegst mit, weil ich jemanden im Rücken haben will, dem ich vertrauen kann.«
    Das kommt wie ein Schock. Sie will mich dabeihaben!, denke ich verwirrt, aber glücklich. »Was soll ich für dich tun?«
    »Mehrere Dinge.« Jetzt lächelt sie so

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