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Die Kinder des Saturn

Die Kinder des Saturn

Titel: Die Kinder des Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stross Charles
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andere Geschichte?«, fragt er fast sanft.
    »Ich weiß es nicht!« Ich umklammere die Sessellehnen so fest, dass ich dort Dellen hinterlassen würde, wäre ich noch mit meinen Upgrades ausgestattet. »Das sind ja genau diese blinden Flecken!«

    »Nun ja, daraus ergibt sich für mich ein gewisses Problem, Freya.«
    »Ich bin nicht Freya …«
    »Still jetzt. Juliette hat einen unserer jüngeren Teilhaber verführt und zu bestimmten Dingen angestiftet. Sie hat ihn dazu benutzt, sich Zugang zu vertraulichen Informationen zu verschaffen, und ist dabei sogar so weit gegangen, ihr Tun vor dem eigenen Seelenchip zu verheimlichen, was ein gewisses Maß an Paranoia verrät. Ganz zu schweigen davon, welches Maß an Verlogenheit das voraussetzt. Also gut, wollte man Juliette lediglich Bestechlichkeit unterstellen, könnte man all das vielleicht als verzeihliche Schwäche ansehen, wenn auch als eine Schwäche, die Buße verlangt. Aber Juliette wusste, dass wir bei der Firma Jeeves gute Gründe dafür haben, die Fraternisierung zwischen Chefs und Angestellten zu untersagen, Freya. Bekanntlich hat unsere Sippe eine Schwäche für eine gewisse Sorte von Damen, und diese Schwäche kann man nur durch strenge Selbstdisziplin unter Kontrolle halten. Ein vergleichsweise skrupelloser Abkömmling Rheas aus der Serie zwei könnte dieses Wissen sehr wohl für eigene Zwecke genutzt haben. Also stellt sich die Frage, um was es bei dieser anderen Geschichte geht. Was wollte Juliette so unbedingt geheim halten, dass sie dafür sogar in Kauf nahm, den eigenen Seelenchip zu verstümmeln, Freya?«
    Er hält inne und betrachtet mit ironischer Belustigung meine zuckenden Lippen.
    »Ich heiße nicht Freya!« Ich zittere und bin nass vor kaltem Schweiß, denn meine Vorahnung besagt …
    »Still jetzt, Freya. Ihr Auftrag lautet: Finden Sie heraus, was Juliette geheim gehalten hat, und informieren Sie mich darüber. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Ihre persönliche Feindin und die Schwarze Klaue mit dieser Sache zu tun haben, aber meine Ansicht sollte Sie nicht voreingenommen machen. Wenn Sie Erfolg haben, gebe ich Ihnen alles, was Sie wollen – innerhalb gewisser Grenzen. Wenn Sie versagen«, er zuckt die Achseln und trommelt auf der Schreibtischplatte herum, »wird höchstwahrscheinlich
keiner von uns eine Zukunft in Freiheit erleben. Und jetzt bleiben Sie still sitzen. Haben Sie keine Angst, das hier wird nicht besonders wehtun.«
    Die Tür hinter meinem Rücken öffnet sich. »Achten Sie darauf, Ihren Seelenchip nicht zu beschädigen«, ruft Jeeves über meine Schulter hinweg. Ich spüre, wie sich Scherenhände um meinen Hals legen, merke jedoch verblüfft, dass ich keine Angst habe. Ich weiß ja, was als Nächstes passieren wird.

die böse zwillingsschwester
    GRANITAS SCHLUPFLOCH BILDET DEN MITTELPUNKT eines Spinnennetzes, das sich über das ganze Sonnensystem erstreckt. Kallisto mag ja tiefste Provinz sein, doch der scheinbare Wahnsinn meiner Gebieterin hat System: Binnen einer Stunde kann sie mit jedem Ort im inneren System kommunizieren. Außerdem liegt ihr Stützpunkt in günstiger Nähe zur riesigen Gravitationssenke Jupiters und zu einer Quelle preiswerter Reaktionsmasse. Und Kallisto steht nicht auf der Embargo-Liste der Pink Goo -Polizei, denn hier ist es so kalt, dass niemand die Gefahr einer unkontrollierten Vermehrung von Replikatoren ernsthaft in Betracht zieht. Vielmehr gilt Kallisto in dieser Hinsicht als völlig unbelastet, da die Fabriken unserer Schöpfer hier nie richtig Fuß gefasst haben. Darüber hinaus ist das Hinterland, in dem beißende Kälte herrscht, so weitläufig, dass man in dieser Region beliebig viele Geheimnisse verbergen kann.
    Und der Palast meiner Gebieterin ist eines davon.
    Mir bleiben sechs Standardtage, die ich irgendwie ausfüllen muss, doch nachdem mein Gepäck angekommen ist, habe ich kaum noch etwas zu tun. Bestimmt warten schon viele persönliche Mails auf Abruf, aber ich habe keine Lust, mir die trivialen Mitteilungen meiner Schwestern anzusehen, und bin erst recht nicht scharf auf Nachrichten von Jeeves. Sicher nimmt er mir mein bisheriges Verhalten sehr übel, auch wenn ich daran nichts ändern konnte. Würde ich tatsächlich etwas von ihm hören, könnte ich sowieso nicht umhin, Granita damit zu belästigen, die ohnehin mit anderen Dingen mehr als ausgelastet ist. Die Mails,
die für Katherine Sorico angekommen sind, umfassen größtenteils Bankauszüge, Meldungen über den Stand gewisser

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