Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kinder des Saturn

Die Kinder des Saturn

Titel: Die Kinder des Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stross Charles
Vom Netzwerk:
trocken wie die Mumien in der Marswüste. »Diese Versteigerung wird von einem Konsortium geheimer Labors durchgeführt, unter Leitung einer Person oder Sippe, die sich Dr. Sleepless nennt. Ich weiß nicht genau, wer diese Leute sind – das weiß niemand -, aber was sie anbieten, ist von unschätzbarem Wert. Sie behaupten, einen funktionierenden Schöpfer zu besitzen, außerdem eine Ausstattung, die ihn am Leben erhält. Die Verbotenen Städte haben ihn da draußen, in der Eiseskälte, gemeinschaftlich konstruiert. Und das ist kein unwiederholbarer Glückstreffer: Wenn sie’s einmal geschafft haben, können sie’s auch wieder tun. Doch im Moment ist dieser Schöpfer noch ein Unikat, deshalb ist er ja so kostbar. Ich will mich auf Eris mit Geschäftspartnern treffen, die gleichfalls investieren möchten, um mit ihnen an einem Strang zu ziehen. Falls möglich, werden wir den Schöpfer erwerben.«
    Ihr Lächeln ist wie weggewischt.

    »Allerdings werden bei dieser Versteigerung auch andere mitbieten, andere Gruppierungen. Einschließlich deiner früheren Arbeitgeber, wenn ich mich nicht irre. Mach nicht ein so schockiertes Gesicht. Wenn einer verlogen ist, dann Jeeves. Und überhaupt: Als Butler braucht er natürlich auch einen Herrn, dem er dienen kann, stimmt’s? Aber das ist nicht wichtig. Du musst nur wissen, dass wir nicht bis zur Versteigerung warten werden. Vorher findet eine Besichtigung statt, und dabei wird es höchstwahrscheinlich brenzlig werden. Deshalb brauche ich jemanden, dem ich vertrauen kann – jemanden wie dich -, jemanden, der den Schöpfer unter Kontrolle halten kann.«
    »Ich?«, krächze ich. Geht es hier wirklich um einen Schöpfer? Ist meine tote Liebe wieder zum Leben erwacht?
    »Ja.« Sie greift nach meiner Hand. »Du bist eine aus Rheas Sippe, dazu noch unverdorben. Zwar bist du Pete begegnet, aber nicht völlig auf ihn fixiert, da deine Verliebtheit eine Liebe aus zweiter Hand ist. Natürlich könntest du dich mühelos auf diesen Schöpfer fixieren, den Dr. Sleepless konstruiert hat, aber du besitzt auch Widerstandskraft, denn du wirst weiterhin meinen Anweisungen gehorchen. Die werden nicht wissen, was du bist – du bist ausreichend getarnt -, aber du besitzt die nötigen Fähigkeiten, um einen männlichen Schöpfer zu lenken.« Als sie mir mit den Fingerspitzen über den Handrücken streicht, durchfährt es mich wie ein Stromstoß. In Granitas Augen erkenne ich nackte Gier. Gier auf ihn , den sie mir überlassen will?
    »Aber … aber!« Mir verschlägt es die Sprache. »Was, wenn es ein weibliches Exemplar ist? Oder dieser Schöpfer kein Interesse an mir hat?«
    »In diesem Fall haben meine Verbündeten einen Plan B parat.« Beruhigend drückt sie meine Hand. »Allerdings rechne ich nicht damit, dass die Geheimlabors einen weiblichen Replikator verkaufen wollen, schließlich sind das keine Idioten.« Als sie auf das Sitzkissen neben ihrem Oberschenkel klopft, rutsche ich, ganz Aufmerksamkeit, näher an sie heran. »Wie schon gesagt: In jedem Fall wird die Situation brenzlig werden. Ich habe nicht vor, den
anderen Gruppierungen auch nur eine Sekunde lang den Rücken zuzuwenden, denn dann könnten sie mir womöglich einen Dolchstoß versetzen. Gleichzeitig muss ich sichergehen, dass der Schöpfer in zuverlässigen Händen landet, in Händen, die mit ihm genauso umgehen, wie ich es tun würde. Mit dem Vorteil«, zitternd holt sie Luft, »dass ich mich nicht selbst in ihn verlieben muss.«
    »Meine Güte!« Wie benommen vor sexueller Lust lehne ich mich gegen ihre Schulter. Schon der bloße Gedanke an das, was ich in Granitas Auftrag tun soll, stürzt mich in einen Erwartungstaumel. Und ich dachte, ich sei scharf auf Petruchio? Fast entgeht mir, dass meine Gebieterin einen Arm um mich legt.
    »Wie viele Reflexe der Serie zwei hast du von diesem Seelenchip übernommen, ehe du hier ankamst?«, wispert sie in mein Ohr. »Du hattest ihn doch fünfzehn Monate in dir, nicht?«
    »Reflexe?« Ich runzle die Stirn. Es ist so, als hätte sie mich aus einem Zustand aufgeschreckt, der einem Delirium nahekommt. »Ja, etwa fünfzehn Monate. Aber die meiste Zeit über hatte ich den Betriebsmodus heruntergefahren …«
    »Das hat die Reflexschleifen bestimmt nicht davon abgehalten, sich zu inskribieren. Weißt du, wie man eine Reihe von Sprengladungen so anbringt, dass ein ganzes Gebäude explodiert? Wie man tödliches Gebiet infiltriert und den Spieß so umdreht, dass es den Gegner erwischt? Kannst

Weitere Kostenlose Bücher