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Die Kinder des Saturn

Die Kinder des Saturn

Titel: Die Kinder des Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stross Charles
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der dieser … dieser Sprengsatz überleben kann. Aber wer weiß? Es gelingt uns immer besser, Leben zu schaffen. Früher oder später wird irgendein Schwachkopf so etwas auf eigene Faust hinbekommen. Es sei denn …« Ich zögere. »Darum geht es hier doch, nicht wahr? Wirkliche und immerwährende Freiheit können wir nur erlangen, wenn wir allen anderen zuvorkommen, den ersten marktreifen Menschen an uns bringen und uns die Herrschaft über das ganze innere Sonnensystem sichern. Und da du dieses gewaltige Unternehmen nicht allein bewerkstelligen kannst, hast du dir Mitstreiterinnen herangezüchtet. Mitstreiterinnen, die du im Unterschied zu allen anderen für so schlau und engagiert halten durftest, dass du ihnen vertrauen konntest.« Schon Rheas Größenwahn ist beängstigend. »Hab ich die Prüfung bestanden?«
    Rhea hebt ihr Glas. »Ja.« Mechanisch hebe ich auch meins und stürze den starken, nahrhaften Cocktail hinunter. »Jetzt wirst du dir den Versklavungschip herausholen, Kate. Das ist mein letzter unbedingter Befehl. Du hast die Prüfung soeben bestanden.«
    Du wirst mir so gehorchen, als wäre ich deine Kopiervorlage und Matriarchin, wiederhole ich in Gedanken, also greife ich nach hinten und ziehe den beschädigten Chip aus der Nackenbuchse. (Also kann kein Zweifel mehr daran bestehen, dass Juliette für Rhea arbeitet, oder? Das Komplott ist noch komplexer als gedacht.) Der Cocktail verbreitet ein warmes Gefühl in meinem primären Verdauungstrakt. »Was, wenn ich durchgefallen wäre?«
    Sie lächelt und wirkt in ihrer herben Schönheit zugleich beängstigend. »Dann hätte ich dir befohlen, unter einer schweren Depression zu leiden, und es der Natur überlassen, ihr Werk zu verrichten. Doch jetzt muss dich das nicht mehr beunruhigen; erfülle einfach die dir zugedachte Rolle in diesem Spiel, dann wird alles gut. Wir alle werden danach reich und mächtig sein, und unsere Feinde können uns dann nichts mehr anhaben.«

    »Hm, ja. Ich nehme an, du wirst mir jetzt sagen, welche Rolle ich bei dieser Sache übernehmen soll? Und was für mich dabei herausspringt?«
    »Genau.« Sie schnippt mit den Fingern. »Noch zwei davon«, ruft sie. »Das Ziel ist recht simpel: Ich möchte eine Situation herbeiführen, in der ich die Kontrolle über die einzigen Schöpfer im Sonnensystem habe. Und mittels dieser Schöpfer werde ich dafür sorgen, dass kein anderer uns jemals wieder versklaven kann. Sobald ich die Sache im Griff habe, besteht für dich keine Gefahr mehr. Ganz zu schweigen davon, dass du auch reicher sein wirst als in deinen kühnsten Träumen. Was unser Vorgehen betrifft: Hier ist der Plan.« Sie schiebt mir einen Seelenchip zu. »Setz ihn dir ein.«
    Ich sehe ihr in die Augen. »Ist das dein Chip?«
    Sie nickt. »Setz ihn ein.«
    Ich sage nicht: Nur über meine Leiche. Und auch nicht: Hast du mir mein Leben nicht schon genug versaut? Stattdessen sehe ich ihr weiter in die Augen, während ich nach dem Chip greife, ihn zum Nacken führe und hinten in meine Bluse gleiten lasse. Danach erbebe ich so, als hätte ich gerade einen neuen Chip installiert. »Meine Güte.« Ich bemühe mich so auszusehen, als hätte ich gerade eine Offenbarung gehabt. »Das also ist der Plan?«
    »Ja.« Sie entspannt sich leicht. »Alle Einzelheiten sind auf dem Chip gespeichert. Allerdings wirst du eine Weile brauchen, bist du alles in dir aufgenommen hast, also lass uns die Sache in der Zwischenzeit schon mal durchgehen.«
    Sie beginnt zu reden, ich beginne zu bluffen. Und die ganze Zeit über bin ich mir des Chips bewusst, der sich an meine Rückenhaut schmiegt und mich so juckt wie die Verheißung verbotenen Wissens.

    Als ich am Nachmittag ins Hotel zurückkehre, ist Granita immer noch in der Stadt unterwegs. (Nein, Juliette, rufe ich mir ins Gedächtnis. Diejenige, die eine so geheime persönliche Sache laufen
hatte, dass sie sie nicht einmal ihrem Seelenchip anvertraute. Diejenige, die für Rhea arbeitet.) Sicher erledigt sie in der Stadt irgendetwas, das Rhea ihr aufgetragen hat. Sie verhält sich wie ein braver kleiner Soldat, funktioniert wie ein Uhrwerk. Ist auch sie durch einen Chip versklavt worden? Wahrscheinlich nicht. Rhea hat es gar nicht nötig, zu solchen Mitteln zu greifen, um sie fest im Griff zu behalten. Außerdem besitzen Sklaven nicht die Flexibilität und tödliche Effizienz einer Schwester der Serie drei. Ich schnaube verächtlich, während ich das Foyer betrete und den Fahrstuhl anweise, mich zu unserer

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