Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kinder des Saturn

Die Kinder des Saturn

Titel: Die Kinder des Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stross Charles
Vom Netzwerk:
Etage hinaufzubringen.
    Unverzüglich gehe ich zu ihrer Suite hinüber und sehe mich dort um. Im Vorzimmer hält sich nur einer der Soldaten mit den Scherenhänden auf. »Ich muss etwas überprüfen«, teile ich ihm mit, betrete das Schlafzimmer und schließe die Tür hinter mir. »Okay, Sie können jetzt mit dem Schauspielern aufhören«, sage ich zu Jeeves, der so auf dem Bett liegt, als befände er sich im Tiefschlaf- und Wartungsmodus, was beunruhigend echt wirkt. »Ich habe Kontakt mit Ihrem ortsansässigen Vertreter aufgenommen; wir bringen die Sache jetzt in Ordnung.«
    Er öffnet die trüben Augen und starrt zur Zimmerdecke hinauf. »Da sind wir wohl zu angemessener Dankbarkeit verpflichtet.«
    Ich schnaube. »Der Austausch von Höflichkeiten kann warten. Im Augenblick muss ich nur eines wissen: Haben Sie mit ihr geschlafen?«
    »Mit wem?« Es gelingt ihm, empört und zugleich verlegen zu wirken.
    »Mit Juliette, Emma oder sogar mit der gottverdammten Rhea. Wer war dafür verantwortlich, dass Sie abgemahnt und strafversetzt wurden?«
    »Wir verstehen nicht, was die Sünden der Vergangenheit …«
    »Jetzt hören Sie mal zu.« Ich nehme neben dem Bett auf dem Fußboden Platz und lege ihm warnend eine Hand auf die Brust. »Ich muss es wissen, denn wenn ich es nicht erfahre, wird es uns beide höchstwahrscheinlich das Leben kosten, und zwar recht bald. Also, spucken Sie’s aus!«

    »Warum befehlen Sie mir nicht einfach …« Sein Gesicht wirkt so flach wie der Papierabzug einer Fotografie. »Es war also kein Traum, wie?«
    »Überzeugen Sie sich selbst.«
    Ich warte ab, bis er mit einer Hand seinen Nacken abgetastet hat. Plötzlich nimmt die Fotografie dreidimensionale Tiefe und Textur an, allerdings wirkt sie vom Inhalt her irgendwie melodramatisch. Gleich darauf senkt er die Hand, lässt sie über den Bauch bis zum Schritt gleiten und erstarrt. »Sie hätten das nicht tun sollen! Die Firma Jeeves wird glauben, ich sei illoyal gewesen und hätte mir das Ding selbst beschafft …«
    »Genau das ist damit ja wohl auch beabsichtigt. Glauben Sie etwa, Granita hätte Ihnen einen neuen Penis besorgt, nur damit sie sich draufsetzen kann?« Als ich meine Hand auf seine lege, laufen seine Ohren zartrosa an.
    »Ähm, würde es Ihnen was ausmachen …«
    »Keineswegs.« Ich bewege meine Hand und höre auch nicht auf, als er stöhnt und die Augen schließt.
    »Es ist lange her … Es war Juliette, als ich noch Reginald war. Auf Mars. Meine Sippe hat immer schon eine Schwäche für eure Art gehabt, meine Liebe. Und das macht einen besonders paranoid. Nein, ich habe Juliette nicht gefickt. Ich war in sie verliebt.«
    »Das kann ich verstehen.« Ich kann es tatsächlich. Jeeves’ Kopiervorlage und Patriarch wurde nicht dazu ausgebildet, seine Loyalität auf beliebig viele Personen zu verteilen. Höchstwahrscheinlich wurden Butler an Gebieter verkauft, die deren Dienste ein Leben lang in Anspruch nahmen. »Sie sind Juliette verfallen.«
    »Ja.« Er seufzt. »Uns war klar, dass es der helle Wahnsinn war. Sie hatte die Angewohnheit, ihren Seelenchip herauszuziehen, wussten Sie das? Sie hatte nämlich Angst, die Innere Sicherheit würde ihn ihr wegnehmen und ihn von einer ihrer Schwestern abspielen lassen, von jemandem wie Ihnen, Freya.« Er zögert kurz. »Sie hat gesagt, sie liebe mich.«

    »Sie sind ja völlig verkrampft.« Seine Schultern sind fast steif vor Anspannung. »Kommen Sie, ich lockere Sie ein bisschen.« Ich wälze ihn herum und massiere seine Muskelgruppen mit den Fingerspitzen. Sie hat gesagt, sie liebe mich. Welche Bedeutung mochte das für einen Jeeves gehabt haben, der in einer Zwangsjacke steckte und sich unter der Maske von Servilität einsam fühlte? »Haben Sie ihr geglaubt?«, frage ich vorsichtig.
    »Ich … Ich bin ja kein Vollidiot, Freya.« Seine Stimme verrät tiefen Kummer. »Aber ich habe meinem Wunschdenken nachgegeben und mir selbst etwas vorgemacht. Schließlich weiß ich ja, welche Wirkung wir auf eure Sippe haben. Es verwirrt euch, dass wir den Schöpfern so ähnlich sind, auch wenn uns einiges dazu fehlt, als Schöpfer durchzugehen. Ich habe mir eingeredet, dass sie sich vielleicht genauso sehr wie ich verlieben wollte . Zumindest war es anfangs so. Und später war ich schon zu sehr in die Sache verwickelt, um einen Rückzieher zu machen.«
    »Juliette hat Sie benutzt«, bemerke ich und denke dabei an diese andere Sache und die Lücken in Juliettes abgespeicherten Erinnerungen.
    »Stimmt.

Weitere Kostenlose Bücher