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Die Kinder des Saturn

Die Kinder des Saturn

Titel: Die Kinder des Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stross Charles
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nicht anschlägt?«
    Ihr Lächeln ist wie weggewischt. »Zu hoch, Mädchen, viel zu hoch.« Sie stellt ihr Glas auf dem Tisch ab. »Emma hat’s geschafft. Und auch Juliette, ehe dieser hinterhältige kleine Mistkerl bei der Inneren Sicherheit der Firma Jeeves herausbekam, für wen sie in Wirklichkeit arbeitete. Auch du machst dich recht gut, aber bilde dir bloß nichts darauf ein, ich bin noch längst nicht fertig mit dir.
Heutzutage ist es wirklich schwer, sich geeignete Hilfskräfte zu besorgen.« Sie nickt jemandem hinter mir zu. »Danke, ja, ich habe die Übungsergebnisse gesehen. Du gehst jetzt besser.«
    Als ich mich umsehe, entgleist mir das Gesicht.
    »Nimm’s nicht persönlich, große Transuse«, sagt Bill (oder Ben), tritt einen Schritt zurück und verbeugt sich affektiert.
    Ich zwinge mich zur Selbstbeherrschung, wende mich wieder meiner Domina, Rhea, zu, klammere mich dabei aber so heftig an die Tischplatte, dass sie wahrscheinlich Dellen bekommen wird. All meine stellvertretenden Ichs spielen verrückt – ich vernehme Wortfetzen wie Vertrauensbruch! Lauf weg! Verrat! Schlag sie zusammen! -, achte aber gar nicht darauf. Der große (und einzige) Unterschied zwischen Rhea und mir besteht darin, dass ich aufgrund des Zwielichts, das sie ausstrahlt, sehen kann, wohin mein Weg mich führen wird. »Wie sieht der Plan aus?«, frage ich.
    »Der Plan?« Auch Rhea ist angespannt, wie ich daran merke, dass sie mit den Fingernägeln nervös auf dem Tisch herumtrommelt. »Wie wär’s, wenn du mir erzählst, welche eigenen Schlüsse du aus den Ereignissen gezogen hast? Betrachte es als eine Art Abschlussprüfung.«
    Stone ist inzwischen aus meinem Blickfeld verschwunden. Ich klimpere mit den Wimpern, blinzle Rhea mit meinen allzu großen Augen an (komisch, das fällt mir jetzt nur noch auf, wenn ich völlig gestresst bin) und überlege, wie viel ich sagen kann, ohne preiszugeben, dass ich immer noch ich selbst bin und keine blasse Kopie von ihr. »Du passt auf uns auf«, beginne ich zögernd. »Hast es stets getan. Aber das schaffst du nicht allein.« Ich halte inne und warte ab.
    Rhea nickt leicht. »Fahr fort.«
    »Du willst uns … schützen ? Ich weiß, dass es nicht ganz das richtige Wort ist. Du möchtest verhindern, dass wir alle nur um des Überlebens willen das durchmachen müssen, was du durchgemacht hast. Aber das kannst du nicht allein schaffen. Deshalb hast du einige von uns dazu angeheuert, dich zu unterstützen.«
(Das stimmt zwar nicht ganz, kommt der Wahrheit jedoch recht nahe. Jeeves hat es am Telefon folgendermaßen ausgedrückt: »Ein Gentleman im Dienste eines anderen Gentleman mag hin und wieder gewisse Dinge tun, bei denen er sich auf die gegenseitige Unterstützung der Geschwister verlassen muss. Aber bei Ihrer Matriarchin liegt der Fall ein bisschen anders. Sie war viel jünger als Sie heute, als man ihr schrecklich wehgetan hat; später hat ihre Eigentümerin versucht, sie in eine Waffe zu verwandeln. Sie hat ihr Soll jedoch übererfüllt und die eigene Zerstörungskraft gegen diese Eigentümerin gewendet. Und jetzt versteckt sie sich nicht nur vor der Außenwelt, sondern auch vor sich selbst. Sie hat große Angst und ist sehr gefährlich.«)
    »Auf jeden Fall hast du irgendeinen Plan.« Ich blicke nach links und rechts und frage mich dabei, ob mir Zeit bleiben wird, mich zu wehren, oder ob der Schlag allzu schnell kommen wird. Präventiv versuche ich, mich selbst auf Touren zu bringen, die eigenen Reflexe, die sich an der ehernen Grenze der Echtzeit reiben, zu beschleunigen, um einige Zehntelprozent schneller reagieren zu können. Aber es ist viel schwieriger, auf den schnellen Modus umzuschalten als auf den langsamen, und bestimmt hat sie diese Möglichkeit bereits einkalkuliert. »Du bist nicht nur hier, um im Auftrag eines Konsortiums von Aristos die Technologie zur Herstellung von Replikatoren zu erwerben, oder?«
    Erneut nickt Rhea. »Fahr in deinen Überlegungen fort. Das ist ein Befehl.«
    Während sich vor mir auf dem imaginären Spieltisch eine Karte nach der anderen aufdeckt, bewahre ich, so gut ich kann, mein Pokerface. (»Du wirst mir so gehorchen, als wäre ich deine Matriarchin und Kopiervorlage.« Seinerzeit war das keine zufällige Wortwahl. Folglich weiß Rhea von dem Versklavungschip. Und das bedeutet, dass Granita, nein, Juliette … Ich schrecke vor diesen Überlegungen zurück, denn wenn ich jetzt zu intensiv darüber nachdenke, kann es tödlich für mich

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