Die Kinder des Teufels (German Edition)
war, waren die Stellen noch immer rot und geschwollen.
«Und du hast wirklich keine Schmerzen mehr?» Er wollte es nicht glauben.
Kathi rekelte sich, die Schultern, der Rücken. «Nein, aber wieso hatte ich überhaupt Schmerzen?»
Sie versuchte sich zu erinnern. Sie saß in einer Kutsche …
«Michael?!»
Sie stand auf, griff sich aber sofort an die Seite. Jetzt schmerzte es doch.
«Wo ist Michael?»
Sie blickte sich um, sah aber außer den Kerzen in der Dunkelheit und diesen verrückten Masken nichts.
Volkhardt seufzte und rieb sich verlegen die Stirn.
«Michael ist auf der Burg.»
«Er ist was?!»
«Tut mir leid, ich …» Er seufzte, schüttelte schuldbewusst den Kopf.
«Er hat getan, was er konnte», führte Sounya den Satz zu Ende. «Ich habe beobachtet, wie er dich aus der Kutsche herausgeholt hat, bis sie auf einen Meilenstein auflief und ihr im hohen Bogen durch die Luft katapultiert wurdet, mir direkt vor den Karren. Rhja, mein Pferd, wäre vor Schreck fast gestorben.»
Kathi verstand kein Wort. «Und Michael? Was ist mit ihm geschehen?»
«Die Kutsche ist rückwärts den Hang hinabgerollt und dann gegen das Stadttor geprallt. Ich habe zwei Mönche aussteigen sehen. Einer von ihnen, der dicke, trug ein Kind auf dem Arm. Es weinte.»
«Ist ihm was passiert?»
«Ich denke nicht. Nachdem ich euch in meine Kutsche gebracht habe, ist der dicke Mönch mit dem Kind auf dem Arm vorbeigeritten. Er wollte wissen, ob ich euch zwei gesehen hätte. Ich habe ihn querfeldein geschickt. Das Kind hat da zwar immer noch geweint, aber nicht mehr so sehr wie zuvor.»
Dann war Michael also noch am Leben. Gott sei es gedankt. Aber hatte er sich womöglich verletzt? Sie schüttelte niedergeschlagen den Kopf und begann zu weinen.
Volkhardt nahm sie in die Arme. «Schsch … beruhige dich. Michael geht es bestimmt gut.»
«Woher willst du das wissen?!», schleuderte sie ihm wütend entgegen. «Hättest du nicht mich, sondern ihn aus der Kutsche geholt, dann wüssten wir es.»
Der Vorwurf tat seine Wirkung. Volkhardt löste die Umarmung und ging mit hängendem Kopf an Sounya vorbei ins Dunkel. Er öffnete eine Tür. Für einen Moment fiel Tageslicht herein, bis er sie wieder schloss.
Sounya nahm ein Tuch und wischte sich die weiße Farbe aus dem Gesicht, das Rot von den Lippen.
«Du solltest ihm keine Schuld geben. Er hat viel gewagt.»
Doch Kathi war unerreichbar. In endloser Trauer und noch größerer Wut gefangen, warf sie sich aufs Bett, heulte und jammerte grenzenlos.
«Michael …»
Sounya gab ihr die Zeit, die sie brauchte. Nach einer Weile setzte sie sich zu ihr aufs Bett.
«Ich weiß zwar nicht, was dich in diese Lage gebracht hat und welche Gefahr für dein Kind besteht, aber keine Situation ist aussichtslos. Lass uns in Ruhe darüber reden und eine Lösung finden. Einverstanden?»
«Es ist alles vorbei», erwiderte Kathi mit tränenerstickter Stimme. «Ich habe ihn für immer verloren.»
Sounya kam aus dem Reisewagen und setzte sich zu Volkhardt ans Feuer. Ringsum war ihr Lagerplatz von Felswänden geschützt, vor ihnen Bäume, die keinen Blick durchließen. Weit und breit kein Haus, keine Menschenseele. Fürs Erste waren sie hier sicher.
«Gib ihr ein wenig Zeit», sagte Sounya. «Morgen …»
«So viel Zeit haben wir nicht», unterbrach Volkhardt. «Morgen kann Michael schon tot sein.»
«Was kann man denn einem Säugling vorwerfen? Das ist doch verrückt.»
Er nickte. «Ja, das ist es. Aber die hohen Herren machen keinen Unterschied zwischen Groß und Klein.»
«Das verstehe ich nicht.»
Volkhardt seufzte. «Das ist eine lange Geschichte.»
«Ich höre», antwortete sie aufmunternd.
Und so erzählte er ihr alles, von Anfang an, von den Kinderhexenprozessen, der Nacht, in der der Komet über Würzburg zerborsten und die Teufelskrankheit ausgebrochen war, ihrer Flucht und dem Angriff der Knechte auf die Keller der Schwarzen Banden.
Sounya wurde zunehmend stiller und betroffener, derart, als gingen die Vorfälle um den Kometen und das Teufelskind auch sie etwas an. Irgendetwas hatte ihre Aufmerksamkeit erregt.
«Hast du gesehen, wie der Komet explodiert ist?»
«Nein, da war ich im Keller. Aber als ich von dem Knall aufgeschreckt nach oben gestürmt bin, habe ich noch die drei Schweife gesehen, die der Komet gezogen hat.»
«Drei Schweife, sagst du? Nicht vier oder zwei?»
«Nein, es waren drei.»
Volkhardt schaute zur Seite, Sounyas Augen waren aufs Feuer gerichtet. Der
Weitere Kostenlose Bücher