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Die Kinder des Teufels (German Edition)

Die Kinder des Teufels (German Edition)

Titel: Die Kinder des Teufels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Festsetzung von Julius Franz und einen gerechten Prozess.»
    Der Bischof glaubte seinen Ohren nicht zu trauen.
    «Wer wagt es, solche Lügen zu verbreiten?»
    Brandt war irritiert. Er und jeder andere in der Kanzlei gingen davon aus, dass die Freilassung Bruder Wolfs auf den Befehl des Bischofs erfolgt war. Wie sonst wäre er aus dem Kerker freigekommen?
    «Ich verstehe nicht, Eure Gnaden … Wolf von Schanzenfeldt befindet sich in Freiheit, und wenn ich hinzufügen darf, macht er ausgiebig davon Gebrauch.»
    Eine dunkle Ahnung überkam den Bischof.
    «Ist er wieder auf seinem Pferd unterwegs?»
    Der Kanzler seufzte. «Schlimmer denn je. Er hat mindestens drei aufsässige Bürger mit dem Schwert getötet, wenn nicht noch mehr. Jetzt verfolgen sie ihn mit Gabeln und Dreschflegeln durch die Stadt. Die anderen drohen, die Kanzlei zu überrennen, sofern das noch nicht geschehen ist. Wir müssen dringend eingreifen, bevor Schlimmeres geschieht.»
    Recht hatte er. In der Stadt fanden sich immer mehr Bürger zusammen und skandierten gegen die Not, das Leid, den Bischof.
    Der Schrecken des Bauernaufstands vor hundert Jahren war noch immer präsent. Es könnte jederzeit wieder geschehen.
    «Schickt nach dem Kommandanten», ordnete er an, «er soll alle verfügbaren Knechte zusammenziehen und die Aufstände in der Stadt niederschlagen.»
    Der Kanzler versprach es, allerdings hatte er auch noch eine Frage. «Was soll mit Riedner geschehen?»
    Gute Frage. Was sollte nun mit ihm geschehen, jetzt da er sich die Teufelskrankheit zugezogen hatte? Er musste separiert werden, damit er nicht auch noch andere ansteckte.
    Apropos Ansteckung. Da war noch jemand, der mit dem Teufelsbalg zu tun hatte, und das ganz in seiner Nähe.

    Die Marienkirche, eine kleine Kapelle, lag inmitten des dunklen Burghofs. Einst von Karlmann, Onkel Karls des Großen, gestiftet, war es das Zentrum des Glaubens im ostfränkischen Reich. Die sechs Fenster der Rundkirche waren erleuchtet, genauso wie der angebaute Chortrakt, in dem sich der Altar befand. Darauf stand ein Korb mit Stroh, darin der kleine Michael.
    Antonius kniete auf einer Bank, in sich versunken, betend. Neben ihm Crispin, der unablässig auf ihn einredete.
    «Es ist nicht das Kind, das wir suchen. Hörst du?»
    Antonius antwortete nicht.
    «Du begehst einen fürchterlichen Fehler.»
    Auch das mochte ihn nicht erweichen. Er betete stoisch weiter.
    «Du lädst große Schuld auf dich, wenn du mit diesem Irrsinn fortfährst.»
    Nun endlich reagierte er.
    «Irrsinn? Woher willst du wissen, was falsch und was richtig ist?»
    «Der Verstand und die Logik der alten Schriften. Sie alle sehen das Heilige Land als Ort der Niederkunft.»
    «Warum bist du dann hierhergekommen?»
    «Weil ein guter und verlässlicher Freund mich darum gebeten hat. Jetzt aber ist es Zeit einzusehen, dass er sich geirrt hat. Begeh nicht den gleichen Fehler.»
    «Der Komet ist aber real.»
    «Ja, ein fallender Stern. Mehr aber auch nicht.»
    «Und das Mal?»
    «Es sieht auffällig aus», musste Crispin zugeben, «aber die Zahl des Antichrist erkenne ich darin nicht.»
    «Du Narr, siehst du nicht, was offenbar ist? Hat dir die kleine Hexe den Verstand geraubt?»
    «Mein Verstand sagt mir, dass wir nicht übereilt handeln dürfen. Lass uns das Kind nach Rom bringen und …»
    «Damit die Teufelskrankheit auch in der Heiligen Stadt ausbricht? Niemals.»
    Darauf wusste Crispin keine Antwort. Die Seuche war ein Phänomen, das unerklärlich blieb. Wie konnte es dieser elenden Krankheit gelingen, nur die Frommen zu infizieren und die Ungläubigen zu verschonen?
    «Die Anweisungen des Kardinals waren eindeutig», sprach Antonius weiter. «Solange Gefahr von diesem Kind ausgeht …»
    «So ein Unsinn», unterbrach Crispin, «das Kind ist harmlos. Es ist unsere Furcht …»
    Draußen auf dem Hof kam Unruhe auf. Ein Geschrei und Gezeter erhob sich, Pferde wieherten, Hunde kläfften. Crispin ging hinaus, um zu sehen, was die Ursache war. Er sah zwei Knaben im Schein der Fackeln, wie sie sich auf dem Boden wälzten und schrien, als würde ein Feuer sie verzehren.
    «Helft», rief ein Mann an ihrer Seite, nach seiner Kleidung war es der Koch. «So helft uns doch. Der Teufel ist auf die Burg gekommen.»

    Aus luftiger Höhe beobachtete ein Rabe die Vorgänge im Burghof. Er sah zwei kleine Menschen auf dem Boden liegen, andere, wie sie in Angst davonliefen. Pferde wurden von der Unruhe angesteckt. Sie scheuten und rissen an den Seilen.

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