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Die Kinder des Teufels (German Edition)

Die Kinder des Teufels (German Edition)

Titel: Die Kinder des Teufels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Alfons, der einfältige Knecht, haderte mit dem Feuer , das in ihm brannte . Er stöhnte, jammerte und hielt sich den schmerzenden Bauch. «Maria und Joseph hilf …»
    «Alfons», rief ihm Otto zu, der in einer der beiden Zellen untergebracht war, die noch in der Nacht mit den Vikaren aus Stift Haug und Neumünster belegt gewesen waren und in den Morgenstunden den Tod durchs Schwert erfahren hatten. «Komm her.»
    Alfons lag der Länge nach im Gang, wand und kratzte sich, wehrte scheinbare Angriffe ab, schlug zurück. Otto konnte ihn nicht erreichen, sosehr er sich auch durch die Gitterstäbe nach ihm streckte. Seine Arme waren zu kurz. Dabei war die Rettung so nahe. Neben Alfons lag der Schlüsselbund für die Zellen.
    «Alfons», wiederholte Otto ein ums andere Mal, «komm endlich her. Ich kann dir helfen.»
    Doch Alfons hörte ganz andere Stimmen als die von Otto. Er hielt sich die Ohren zu, brüllte und schrie gegen die Angreifer an. «Weg, weg von mir! Ungeziefer … Teufel.»
    Da kam ihm ein Teufel ganz anderer Art in die Quere.
    «Halt endlich dein dummes Maul!»
    Bruder Wolf war das Glück des Zufalls beschieden. Direkt vor seiner Zelle lag Alfons. Und der sollte die Unverschämtheit büßen, sich ausgerechnet mit ihm anzulegen.
    «Verdammter, nichtsnutziger Trottel.»
    Er trat Alfons ins Gesicht, immer und immer wieder, bis das Blut Kopf und Brust bedeckte.
    «So hört doch auf», rief Otto, «Ihr bringt ihn noch um.»
    «Der ehrenwerte Stiftsherr zu St. Burkhard kennt keine Gnade», kommentierte Vikar Ludwig aus der Nebenzelle. «Er glaubt, ein Erzengel zu sein, der über das Böse in der Welt zu richten hat. O Herr, sende deine Rache herab auf diesen Unhold, dass er auf ewig schweigen möge.»
    Wenn Otto nur einen Stock gehabt hätte, etwas, das an den Schlüsselbund heranreichte. Er schaute sich in der Zelle um. Nichts außer Stroh … und einem Rosenkranz – ein grobes, hölzernes Ding, mit Kugeln so groß wie Taubeneier und einem Kreuz, das die Größe einer Hand hatte. Offenbar eine Halskette, wie sie auch Vikar Ludwig einst getragen hatte. Otto nahm ihn, steckte den Arm durch die Gitterstäbe, so weit er nur konnte, und warf den Rosenkranz wie eine Angel aus.
    «Nun versuchst du dich gar als Simon Petrus», lästerte Ludwig. «Hätte nie gedacht, dass meine Mühen je Früchte tragen würden. Gut so. Ein Stück weiter links.»
    Wie Otto diese Sprüche hasste. Jahrelang hatte er sie über sich ergehen lassen müssen. Sobald er sich befreite hatte, würde er das Stroh in Ludwigs Zelle anzünden. Mal sehen, ob der ehrenwerte Vikar dann immer noch aus der Bibel zitierte.
    Dieser Wurf passte. Die Glieder des Rosenkranzes hatten sich im Schlüsselbund verfangen. Jetzt nur noch vorsichtig heranziehen …
    Da kam ein blutiger Stiefel zwischen den Gitterstäben hervor. Er stieg auf den Rosenkranz und unterband damit die letzte Chance, sich aus der Kerkerzelle zu befreien.
    «Was hast du vor, Bursche?»
    Bruder Wolfs Stimme grollte herüber und ließ keinen Zweifel daran, dass zuerst ihm und ihm allein die Freiheit zustand.
    «Gebt den Schlüssel frei», forderte Otto. «Ich werde Euch aufsperren.»
    Das würde Bruder Wolf doch selbst in die Hand nehmen. Er nahm den Schlüssel und öffnete das Schloss.
    Alfons’ lebloser Körper war im Weg. Er musste ihn zur Seite schieben, bevor er zu Ottos Zelle gehen konnte.
    «Wer bist du?»
    Otto trat zurück. Dieser Stiftsherr war ihm unheimlich. Mit Recht, denn er hatte einen Knecht vor seinen Augen zu Tode getreten.
    «Ich bin Otto und bei Meister Winfried in der Schmiede tätig.»
    «Was schmiedest du?»
    «Schwerter, Spieße, Helme und Brustpanzer.»
    «Das ist ein ehrenwerter Beruf. Willst du mir dienen? Ich könnte einen Diener gebrauchen.»
    «O Himmel», schallte es aus der Zelle nebenan herüber. «Otto, der Nichtsnutz, der Dummkopf soll ein Diener werden? Dann ist das Ende wahrlich nahe.»
    «Haltet endlich Euer Schandmaul!», giftete Otto zurück. «Ich bin mehr, als Ihr je verstanden habt.»
    «Wer ist das?», fragte Bruder Wolf.
    «Ein bedauernswerter Vikar von Stift Haug, früher Neumünster. Niemand will ihn haben.»
    Für die Stifte von Haug und Neumünster hatte Bruder Wolf nur Missachtung übrig. Sie standen jedem Bauernlümmel offen.
    «So sei es», sagte er und öffnete die Zellentür.
    Otto fiel ein Stein vom Herzen. Er ging hinaus auf den Gang, hinüber zu Ludwig, baute sich vor ihm auf.
    «Seht her, werter Vikar. Wer ist nun der Dummkopf von

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