Die Kinder des Teufels (German Edition)
Platz hinüber zu den Klostergebäuden. Als Erstes tauchte die Klosterkirche vor ihnen auf. In den Fenstern war nur ein kleiner Schein Licht zu erkennen.
«Wartet», sagte Volkhardt, «lasst mich zuerst hineingehen und schauen.»
Aber da hatte er nicht mit Kathi gerechnet, die jegliche Vorsicht fahrenließ. Sie ließ beide stehen und hastete zur Kirchentür hinein.
Sounya blieb draußen. Sie hörte das Krächzen Djodjis und folgte ihm.
Vorne am Altar brannten zahlreiche Kerzen. Die Bänke waren leer. Über ihr erstreckten sich die Empore und die Orgel. Auch dort war niemand zu sehen. Trotzdem ging sie hoch. Vielleicht hatte er sich dort versteckt.
«Michael», rief sie, «bist du hier?»
Volkhardt kam herein und sah sich um. Er ging zum Altar. Die kreisrunde Anordnung der Kerzen war eigenartig, so, als hätte hier jemand …
Und tatsächlich. Wenn das keine Blutstropfen auf dem Altarstein waren. Er tippte seinen Finger hinein. Das Blut war frisch.
«Dieser Narr wird doch nicht so verrückt sein», sagte er mit verhaltener Stimme.
«Was ist?», rief Kathi durchs Kirchenschiff herüber. «Hast du etwas gefunden?»
Eine Blutspur war sicherlich nicht der Hinweis, der Kathi in ihrer Sorge beruhigt hätte. So verschwieg er es und eilte zur Tür.
«Komm, wir müssen woanders nach ihm suchen.»
Draußen vor der Tür schauten sie sich um. Im Dunkel war nicht viel zu erkennen, außer dass jemand fehlte.
«Wo ist Sounya?», fragte Volkhardt.
Richtig, wo war sie? Sie war ihnen nicht in die Kirche gefolgt.
«Ich dachte, sie wäre an deiner Seite gegangen», erwiderte Kathi.
Er schüttelte den Kopf. «Nein, sie …»
Ein Geräusch ließ ihn verstummen. «Was war das?»
Er schaute ins Dunkel, suchte zu erkennen, woher das Geräusch gekommen war.
Da, schon wieder, ein Stück weiter, und es kam näher.
Volkhardt reagierte schnell. Er zog sein Messer und warf sich dem Angreifer entgegen. Zusammen gingen sie zu Boden. Die Beute war leicht zu überwältigen.
«Tut mir nichts», flehte eine Frauenstimme, «ich bin Schwester Seraphina.»
«Wer?»
Volkhardt stand auf, nahm sie am Arm und führte sie zurück ins Licht der Kirche, das durch die Tür herausfiel.
Die Frau war tatsächlich eine Ordensschwester, und sie war von kleiner Gestalt, kaum größer als Kathi.
«O Himmel, helft», bat sie inständig, «der Bruder wird das Kind töten.»
Kathi fuhr erneut der Schreck in die Glieder. «Wo ist er?!»
«Unten in den Mainauen.»
Volkhardt nahm sie am Arm. «Führ uns hin.»
Der Weg verlief um die Kirche, entlang dem Klostergebäude zu einer Mauer. Darüber erkannten sie den hellen Flammenschein. Funken stieben in den Nachthimmel, Stimmen gingen durcheinander.
«Schnell», drängte die Schwester, «hier hindurch.»
Durch eine Tür gelangten sie in den schmalen Streifen der Au.
Vor ihnen tat sich ein großer, lodernder Reisighaufen auf. Die Flammen schlugen hoch und knisterten. Durch den Feuerschein erkannte Kathi Antonius. Er stand hinter dem Feuer mit Michael im Arm. Ihm gegenüber Sounya.
Er hielt ihr ein kleines Kreuz entgegen.
«Weiche zurück, du Hexe!»
Doch Sounya wich keinen Schritt. Sie streckte fordernd die Hände nach Michael aus.
«Gib mir das Kind, bevor es zu Schaden kommt.» Sie machte einen Schritt auf ihn zu. «Gib … mir … das … Kind!»
Ihre Stimme klang eigenartig und beschwörend. Selbst Kathi spürte die Kraft, die von ihr ausging, obwohl sie zehn Schritte entfernt stand. In dieser Stimme lag etwas, das einen geradezu nötigte, ihrem Befehl zu gehorchen.
Auch Antonius fühlte es, und er kämpfte dagegen an, so wie es ein Priester tat, der sich mit einer fremden Macht konfrontiert sah – mit dem Glaubensbekenntnis.
«Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde …»
«Dein Gott ist tot», antwortete Sounya. «Sei kein Narr und gib mir das Kind.»
«… und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn …»
«Du warst ein treuer Diener deines Gottes. Doch nun ist es genug.»
«… gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben …»
«… und hinabgestiegen in das Reich des Todes», fuhr Sounya überdrüssig fort, «und nicht wieder auferstanden von den Toten.» Sie seufzte. «Du langweilst mich.»
«So wahr ich hier stehe», erwiderte Antonius, «jetzt erkenne ich dich. Du bist wahrlich ein Hexenweib. Aber du wirst mich nicht vom rechten Weg abbringen.»
Sounya war es leid. «Wer
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