Die Kinder des Teufels (German Edition)
sagte, dass ich an dir interessiert bin?»
Nun wurde Antonius einiges klar. «Es ist das Kind, nicht wahr? Das Mal ist echt. Deswegen bist du hier.»
Sounya schüttelte den Kopf. «Du Narr. Du weißt nicht, womit du es zu tun hast.»
Was um alles in der Welt redeten die da?, fragte sich Kathi. Das Mal war eine Laune der Natur, nichts weiter.
«Ich gehe links ums Feuer herum», flüsterte Volkhardt ihr zu. Damit würde er Antonius in den Rücken fallen können.
Kathi nickte. Auch sie wollte nicht länger tatenlos herumstehen und darauf warten, bis der Mönch ein Einsehen hatte. Sie musste handeln und nahm den anderen Weg, rechtsherum.
«Gebt mir mein Kind zurück», sagte sie, als sie an Sounyas Seite stand. Sie hob fordernd die Hände. «Es ist unschuldig und hat Euch nichts getan.»
«Die kleine Hexenschwester», antwortete Antonius abfällig. «Damit haben wir also die ganze Hexenbrut an Ort und Stelle versammelt. Das Feuer ist ebenfalls bereit. Wozu noch warten? Lasst uns beginnen.» Er nahm Michael die Tücher vom Leib, bis er nackt in seinen Händen lag. «Hiermit erlöse ich dich von deiner Existenz auf Erden, was immer du auch seist – Teufel, Antichrist oder Dämon der Hölle. Geh zurück ins Feuer und berichte, dass die Schlacht der Söhne des Lichts gegen die Söhne der Finsternis geschlagen ist. Unser Herr Jesus Christus hat gesiegt, um zu erlösen die Guten von den Bösen.»
Kathi blieb vor Schreck das Herz stehen. «So haltet ein», schrie sie ihm entgegen, «er ist ein unschuldiges Kind!»
Doch Antonius hörte nicht. Er hielt Michael hoch wie eine Trophäe, bereit, ihn ins Feuer zu werfen.
Die Rettung kam unverhofft aus der Dunkelheit. Auf einen Wink Sounyas hin stürzte sich Djodji auf den Mönch. Er musste sich die ganze Zeit über in den Bäumen an der Klostermauer aufgehalten haben. Seine Krallen bohrten sich Antonius ins Gesicht. Volkhardt nutzte die Gelegenheit und rannte mit aller Kraft gegen den dicken Mönch an. Der fiel auch nach vorne hin. Michael glitt aus seinen Händen, in die ausgestreckten Arme von Kathi.
Antonius hatte es nicht so gut erwischt. Er landete zur Hälfte im Feuer. Er versuchte auf die Beine zu kommen, was ihm aber aufgrund seiner Körperfülle nicht gelang. Die Flammen züngelten schnell, das Feuer des Reisighaufens griff auf ihn über.
Niemand konnte ihm jetzt noch helfen. Und selbst wenn es eine Möglichkeit gegeben hätte, ihn zu retten, er hatte mit seiner Besessenheit, Michael im Feuer zu töten, jegliche Hilfe verspielt. Seine Schreie erstickten bald.
Schwester Seraphina schlug das Kreuzzeichen und schickte ein Gebet hinterher.
«Ist Michael verletzt?», wollte Volkhardt wissen.
Kathi konnte auf den ersten Blick nichts feststellen, außer dass er noch immer Fieber hatte und wie apathisch in ihren Armen lag.
«Er braucht dringend Medizin», antwortete sie.
«Vielleicht kann ich helfen», mischte sich Sounya ein. «Ich habe Heilkräuter in meinem Wagen. Doch zuvor würde ich ihn gerne einmal in den Händen halten.»
Sie lächelte, und Kathi dachte sich nichts dabei.
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38
Ein Reiter mit dem kaiserlichen Wappen auf den Ledertaschen verlangte den Bischof zu sprechen, er habe wichtige Nachricht vom Reichskammergericht in Speyer.
Doch der Bischof war nicht zugegen. Noch am Abend hatte er mit Julius Franz von Fischen die Burg verlassen, um andernorts den Geschäften nachzugehen. Auf der Burg als auch in der Stadt fühlten sie sich nicht länger sicher.
Zum einen lag das daran, dass mit der Erkrankung der beiden Söhne des Kochs die Teufelskrankheit dem Bischof gefährlich nahe gekommen war – das Eheweib des bischöflichen Sekretärs klagte obendrein über ein verzehrendes Feuer in ihrem Leib, das nur der Teufel von ihr nehmen könne – und zum anderen, dass nach den niedergeschlagenen Aufständen keine Ruhe in der Stadt eingekehrt war.
Noch immer forderten die Wortführer die Festsetzung von Julius Franz. Als dann auch noch die Erkrankung Riedners und der Knechte bekanntwurde, bekamen sie unverhofft Rückenwind für ihr Anliegen.
Das geistliche Gericht sei nicht nur auf einem Auge blind, es sei ein Teil dieser Teufelei, hörte man sie klagen. Wie konnte man also ein gerechtes Urteil erwarten?
Der Kanzler ließ sich das Dokument aushändigen und öffnete es. Darin las er, dass das Urteil gegen Gero von Wetterstein auf der Stelle auszusetzen sowie alle anhängigen Gerichtsverfahren gegen Geistliche bis auf weiteres
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