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Die Kinder des Teufels (German Edition)

Die Kinder des Teufels (German Edition)

Titel: Die Kinder des Teufels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Nachstellungen der Knechte entzogen, was nicht weiter schwer war. Diese jämmerlichen Kerle fielen, ohne einen einzigen Streich geführt zu haben, vor ihm in den Schnee und krümmten sich, als hätte er ihnen den Bauch aufgeschlitzt. Das war zum einen respektvoll, aber letztlich enttäuschend. Wozu hatte er die Freiheit erlangt, wenn er seiner Arbeit nicht gerecht werden konnte, die Stadt von dem Ungeziefer zu befreien?
    Und Knechte gehörten neuerdings dazu. Zumindest jene, die ihn im Kerker beleidigt, gedemütigt und verprügelt hatten.
    Apropos Kerker. Er hatte gehofft, dass diese kleine flüchtende Ratte, die sich nachts in den Straßen herumtrieb, dieser Otto gewesen war, den er aus seiner Zelle befreit und in seine Dienste genommen hatte. Verdammter Bastard, er hatte sich bei der erstbesten Gelegenheit davongestohlen.
    Warte, du entkommst mir nicht.
    Er gab seinem Pferd die Sporen.
    Djodji und Kolk drehten ab. Nirgends war eine Kutsche zu sehen, nur verrückte Menschen, die sich gegenseitig massakrierten. Sie hatten bereits die Stadtmauern und den Main überquert, wollten wieder hoch auf die Burg, als Djodji einen anderen Weg einschlug. Kolk folgte ihr über den Festungsberg hinweg, hinunter in die Mainauen. Dort lag ein einsames Kloster, und wenn ihn nicht alles täuschte, fuhr soeben eine Kutsche durch das Tor.

[zur Inhaltsübersicht]
    37
    Ein seltsamer Anblick war das. Sounya unterhielt sich mit einem Raben. Sie machte erneut diesen seltsam gurrenden Laut und streichelte dabei Djodjis Gefieder, wie man einem treuen Hund übers Fell fährt.
    War das ohnehin schon Grund genug, an ihrem geistigen Zustand zu zweifeln, so schien es wiederum, dass dieser Rabe ihr auch antwortete.
    Kraah!
    Gütiger Himmel, wenn das Faltermayer sähe, er ließe sie sofort auf dem Scheiterhaufen verbrennen.
    Aber nun reichte es Kathi mit dieser Eulenspiegelei, Michael war in Gewalt eines Priesters namens Antonius – so hatte es ihr Crispin gesagt –, einem Jesuiten, der nicht eher ruhen würde, bis er das Kind exorziert hätte, und im Fall des Misserfolgs hätte er auch keine Skrupel, das Kind zu töten.
    Sie mussten jetzt handeln und nicht wertvolle Zeit mit einem Raben verplempern.
    An ihrer Seite war Volkhardt, der – gemessen an seinem Gesichtsausdruck – denselben Gedanken hatte. Auch er war unruhig, blickte kopfschüttelnd auf Sounya und ihren Raben, dann auffordernd zu Kathi.
    «Sounya», drängte Kathi, «wir können nicht länger warten. Michael ist in Gefahr.»
    Sie nickte. «Ich weiß, und Djodji weiß es auch.»
    Kathi musste an sich halten, um ihrem Unmut nicht freien Lauf zu lassen. Sah sie denn nicht, wie verrückt es war, mit einem Raben zu reden ?
    Hier ging es um das Leben Michaels, und wenn sie nicht sofort etwas unternahmen, würden Volkhardt und sie auf eigene Faust losgehen und nach ihm suchen. Dieser Antonius hatte einen Vorsprung, wahrscheinlich war er zu seinen Ordensbrüdern, den Jesuiten, geflüchtet. Sie mussten dringend dorthin.
    Ihre Ungeduld war ansteckend. Kolk kam aus der dunklen Ecke des Reisewagens zu ihr geflogen. Er setzte sich auf ihren Schoß, schaute sie mit unruhigen Augen an und krächzte. Wollte nun auch er mit ihr sprechen? Sie seufzte, schüttelte über diesen Irrsinn den Kopf.
    Auch Volkhardt hatte genug. Er reichte Kathi die Hand.
    «Komm, lass uns gehen.»
    «Wartet.» Sounya erhob sich. «Wo wollt ihr hin?»
    «Michael suchen», antwortete Kathi.
    «Aber wo?»
    «In der Stadt. Bei den Jesuiten.»
    «Was macht dich so sicher, dass er dort zu finden ist?»
    «Wohin kann ihn der Mönch sonst gebracht haben, wenn nicht zu seinen Brüdern?»
    «An einen Ort, der ihm weitaus gelegener kommt als ein Haus in der Stadt.»
    «Und wo soll das sein?»

    Die Fahrt hinab in die Mainauen war nicht ungefährlich. Nicht allein wegen des steil abfallenden Geländes auf eisigem Untergrund – das man jetzt bei Dunkelheit noch weniger einschätzen konnte als bei Tag. Zu beiden Seiten des Wegs lauerten noch andere Gefahren. Wer sich von Westen und Norden der Stadt näherte, kreuzte zwangsläufig ihre Route. Allerlei zwielichtiges Volk war unterwegs, dem man weder bei Tag und noch weniger bei Nacht begegnen wollte. Eine langsam dahinklappernde Kutsche war ein leichtes Ziel für Räuber und Tunichtgute.
    So ging Volkhardt mit der Pike voraus. Über ihm kreisten Djodji und Kolk am Nachthimmel. Er sah sie nicht, hörte aber ihre gelegentlichen Rufe. Sounya saß auf dem Bock und steuerte Pferd und Wagen,

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