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Die Kinder des Teufels (German Edition)

Die Kinder des Teufels (German Edition)

Titel: Die Kinder des Teufels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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unter dem frostigen Wind. Das spielte Kathi in die Hände. Sie konnte nur beten, dass sie niemand erkannte. Sie hielt den Kopf gesenkt und drückte Michael ganz an sich heran.
    Crispin nahm sie an seine Seite und schritt voran.
    «Sag, wie heißt du?»
    Gute Frage. Wie hieß sie?
    «Barbara.»
    «Barbara», wiederholte Crispin, «ein schöner Name. Und dein Brüderchen?»
    Michael lag ihr auf der Zunge. «Otto.»
    «Wie alt ist er denn?»
    Was wäre glaubhaft? «Ein halbes Jahr.»
    «Und, liebst du ihn?»
    Was für eine Frage. «Er ist mein Ein und Alles», antwortete sie wahrheitsgemäß.
    «Recht so. Bruder und Schwester müssen zusammenstehen. Die Familie ist das Einzige, was zählt.»
    Irgendetwas musste ihr einfallen, bevor dieser seltsame Fremde sie noch weiter aushorchte. Womöglich machte sie noch einen Fehler.
    «Darf ich fragen, wer Ihr seid?»
    «Ich bin Bruder Crispin, und ich komme aus Rom.»
    Rom? Was um alles in der Welt hatte ein römischer Priester in der Stadt zu suchen?
    «Verzeiht meine Neugier, aber was macht Ihr hier?»
    Er seufzte und überlegte einen Moment, bevor er antwortete. «Wahrscheinlich hast auch du von diesem wundersamen Stern gehört, der vor ein paar Wochen vom Himmel gefallen ist.»
    Kathi drohte das Herz stehenzubleiben.
    «Ja, Herr.»
    «Nenn mich nicht Herr.»
    «Verzeiht, Euer Hochwürden.»
    «Ich bin hier, um ein Kind zu finden, das in jener Nacht geboren wurde.»
    Die Aufregung nahm ihr fast die Stimme.
    «Ein … Kind?»
    «Ja, und ein ganz besonderes obendrein.»
    Um Himmels willen, er meinte Michael. Wen denn sonst?
    «Was ist an dem Kind so besonders?»
    Crispin machte halt und schaute auf sie herab.
    «Du stellst neugierige Fragen, mein Kind.»
    Sie wagte nicht aufzublicken. «Verzeiht, ich dachte nur …»
    «Was dachtest du?»
    «Nun, Ihr kommt extra aus Rom, um ein besonderes Kind zu sehen. Da frage ich mich, was so außergewöhnlich an einem Kind sein kann.»
    Er dachte kurz darüber nach. «Du hast recht. Ohne wichtigen Grund hätte ich diese weite Reise nicht unternommen.»
    Er ging weiter, Kathi folgte ihm. Je weiter sie in die Stadt kamen, desto belebter wurde es in den Straßen. Kathi zog die Decke enger und blickte sich ängstlich um. Da stoppte Crispin plötzlich.
    «Sag, wo befindet sich eigentlich die Apotheke?»
    Daran hatte sie ja noch gar nicht gedacht. Wo war der neue Apotheker untergekommen? Sie wusste es nicht.
    «Wie dumm von mir», kam ihr Crispin zuvor, «du bist ja nicht aus der Stadt. Also kannst du es auch nicht wissen.»
    Richtig. Sie war ja das Kind vom Land.
    Er fragte einen Mann, der des Weges kam. Und als hätte sich alles gegen sie verschworen, war es ausgerechnet der Schultheiß Isidor Weigand. Einige Monate zuvor waren sie und Babette vor ihm gestanden, um Rechenschaft für einen Angriff auf einen Stadtknecht abzulegen.
    Sie drehte sich um, als würde sie Ausschau nach der Apotheke halten.
    «Geht die Straße ganz vor», antwortete Weigand, «und dann haltet Euch rechts.»
    «Habt Dank», antwortete Crispin. Dann zu Kathi: «Komm.»
    Sie folgte ihm, noch immer sich dem Blick Weigands entziehend. Für einen Moment glaubte sie, er würde die Hand heben, um sie aufzuhalten. Aber Crispin war schon außer Reichweite, und Kathi würde um nichts in der Welt stehenbleiben.
    Auf der anderen Straßenseite lehnte ein Junge gegen das Wagenrad eines Karrens. Er hielt sich den Arm, seine Hand war blutrot. Meine Güte, das war Otto. Sosehr sie sich auch freute, dass er lebend den Knechten entkommen war, sosehr erschrak sie vor seiner Verletzung.
    «Otto», rief sie ihm verhalten zu.
    Er reagierte nicht.
    «Otto!»
    Jetzt endlich blickte er auf. Sein schmerzverzerrtes Gesicht verlor sich für einen Augenblick in Freude, als er sie erkannte.
    «Kathi», sagte er erleichtert und ging auf sie zu, bis er den fremden Mann sah, der in ihrer Begleitung war.
    «Warum gehst du nicht weiter?», fragte Crispin. «Suchst du etwas?»
    Kathi reagierte geistesgegenwärtig. «Ich habe das Geld verloren, das Mutter mir für die Medizin mitgegeben hat.»
    «Wie viel war es denn?»
    «Dreißig Kreuzer.»
    «Das ist nicht viel für teure Medizin.»
    «Mehr haben wir nicht.» Sie senkte beschämt den Kopf. Dabei schielte sie hinüber zu Otto, ob er ihre Lage richtig deutete. Er tat es, hielt Abstand und beobachtete sie.
    «Ich denke, dieses eine Mal kann ich dir aushelfen. Nun komm.»
    Kathi schaute über die Schulter zurück und sah, dass Otto ihnen folgte.
    Die Straße

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