Die Kinder des Teufels (German Edition)
ging nach hinten, um die Medizin herzustellen.
Crispin trat an sie heran. «Sagtest du nicht, du seist wegen deinem kranken Brüderchen in der Stadt? Wegen dem Fieber?»
Richtig. Allmählich gingen ihr die Ausreden aus.
«Das Fieber ist heute Morgen ausgebrochen, als wir auf dem Weg in die Stadt waren.»
Das schien Crispin einzuleuchten. Wer nicht passend gekleidet war, holte sich bei diesen Temperaturen schnell eine Erkältung. Und dieses Mädchen – augenscheinlich aus armen Verhältnissen stammend, mit der viel zu dünnen, löchrigen und aufgetragenen Kleidung einer Erwachsenen – konnte von Glück sagen, dass sie selbst nicht erkrankt war. Noch nicht.
«Wir sollten auch warme Kleidung für dein Brüderchen finden.»
Kathi schaute ihn prüfend an. Wieso war dieser Mönch so nett zu ihr? Das war verdächtig.
«Zu gütig. Aber sorgt Euch nicht, wir …»
«Ich bestehe darauf.»
Das war des Guten eindeutig zu viel. «Verzeiht, Euer Hochwürden, aber womit habe ich Eure Großherzigkeit verdient?»
Die Antwort kam spontan, aber nicht weniger rätselhaft.
«Ich habe etwas gutzumachen.»
Das mochte schon so sein. Doch was hatte sie damit zu tun?
«Ich verstehe nicht, was Ihr meint.»
«Heute Morgen …» Er brach mitten im Satz ab, seufzte und rieb sich den Nacken. «Kümmere dich nicht weiter darum.»
Das überzeugte Kathi nicht. Im Gegenteil, sie hatte mit allzu freundlichen Priestern schlechte Erfahrungen gemacht.
Da kam der Apotheker mit der Medizin zurück. Er erklärte Kathi, wie sie einzunehmen war. Das hätte er sich zwar sparen können, aber sie ließ ihn aussprechen. Sie zeigte sich aufmerksam und dankbar, wenngleich die Ungeduld an ihr nagte.
«Wir benötigen noch etwas gegen das Fieber», sagte Crispin und verwies auf Michael.
Am liebsten hätte Kathi Einspruch erhoben, sie wollte weg, mit diesem seltsam fürsorglichen Mann nichts weiter zu tun haben, er war ihr unheimlich. Doch in diesem Fall musste sie ihm recht geben. Michael brauchte dringend etwas gegen das Fieber.
Marthin kam näher und legte die Hand auf die Stirn des Kindes. «Du solltest schnell zu einem Arzt mit ihm. Er glüht ja förmlich.»
Ein Arzt? Auch das noch. Nein, das musste anders geregelt werden.
«Habt Dank für Euren Rat. Ich will ihn beherzigen und gleich Meister Adelmann aufsuchen.»
«Du willst nach Höchberg mit ihm?», fragte Marthin. «Zu Fuß, oder hast du eine Kutsche?»
Eine Kutsche? Wie schön wäre das gewesen. «Zu Fuß, natürlich.»
Marthin schüttelte den Kopf. «Das Kind gehört ins Bett. Einen Fußmarsch bei diesen Temperaturen überlebt es nicht.»
Heilige Mutter Maria, jetzt kam ihr auch noch der Apotheker in die Quere.
«Ich will es dennoch wagen. Meine Mutter erwartet mich.»
«Das kann schon sein, aber sicherlich nicht mit einem toten Kind.»
Die Gegenrede lag ihr auf der Zunge, da griff Crispin ein.
«So soll es ein. Bereitet Medizin für das Kind zu, ich werde mich um eine Unterkunft kümmern.»
Kathi glaubte ihren Ohren nicht zu trauen. Auf keinen Fall würde sie noch länger mit diesem Mönch zu tun haben wollen.
«Ich glaube nicht, dass ich Euer Angebot annehmen kann. Nun entschuldigt mich.»
Sie hatte die Tür bereits in der Hand, als ein Stadtknecht hereinkam. Er hatte dringende Nachricht für Crispin.
«Endlich habe ich Euch gefunden, Hochwürden. Bruder Antonius will Euch umgehend sprechen.»
«Was will er?»
«Wir haben die Keller gestürmt und die Ratten ausgeräuchert. Dabei ist uns ein Junge in die Hände gefallen, der weiß, wo sich die Hexe mit dem Teufelsbalg befindet.»
Noch im selben Moment war Kathi klar, dass es sich nur um Volkhardt handeln konnte. Aber wieso sollte er sie verraten? Er wusste ja noch nicht einmal, wo sie sich befand.
«Sag Antonius, ich komme sofort. Zuvor muss ich noch etwas erledigen.»
Er befahl dem Apotheker, die Medizin gegen das Fieber herzustellen. Dann wandte er sich Kathi zu.
«Du kommst mit zu mir. Heute Abend können wir dann besprechen, wie wir dich wieder nach Hause bringen.»
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Julius Franz von Fischen war ein wortgewaltiger Streiter im Dienste des Herrn. Außerdem war er Angehöriger des angesehenen Domstifts und stand kurz vor der Berufung ins Stiftskapitel – in die Leitung des Konvents. Er war in Theologie, Philosophie und Rechtswissenschaft ausgebildet, verfügte über exzellente Verbindungen im Reich und war damit erste Wahl des Bischofs bei der Besetzung seiner Regierung.
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