Die Kinder des Teufels (German Edition)
seiner makellosen Bilanz bestand jedoch darin, dass er jeden seine herausragende Stellung spüren ließ. Und das nicht zu knapp. Arrogant und besserwisserisch waren noch die mildesten Beschreibungen seines Charakters.
Gleich nach der Rückkehr des Bischofs – welche nach Aussage des Kanzlers Dr. Brandt kurz bevorstand – war ein Gespräch anberaumt worden, um die zukünftige Verwendung von Julius Franz genauer zu besprechen.
Damit war der Plan der Adelsfamilie aufgegangen, den überzähligen Spross an einer politisch wichtigen Position im Reich zu platzieren. Das sicherte ihren Einfluss und stärkte ihre Macht in Stadt und Land. Wider Erwarten sollte aber alles ganz anders kommen als geplant.
« Wer Sünde tut, ist der Sünde Knecht.»
Die kräftige Stimme von Julius Franz nahm das weite Schiff des Kiliansdoms ein. Die für den Abend angesetzte Messe war entfallen, nachdem bekanntgeworden war, dass Gero von Wetterstein, angesehener Stiftsherr zu St. Burkhard, den Teufelsbund gestanden hatte. Julius Franz kannte Gero, und sie mochten sich nicht. Von daher ließ es sich Julius Franz nicht nehmen, dem versammelten Kirchenvolk aufzuzeigen, dass der Teufel mitten unter ihnen lebte, und das in Form der Familie Wetterstein.
«Ein fallender Stern wurde uns prophezeit, verehrte Brüder im Geiste des Herrn, in seinem Zeichen der Teufel, der Antichrist. Er kommt auf die Welt, um zu schlagen die letzte aller Schlachten: Die Söhne der Finsternis gegen die Söhne des Lichts. Und das Schlachtfeld wird nicht irgendeines sein, sondern die Seelen der Menschen. Eure und die meine. Werdet ihr eure unsterbliche Seele dem Teufel überlassen, so wie es der unselige Bruder Gero von Wetterstein getan hat?»
Wenn es stimmte, was aus der bischöflichen Kanzel nach draußen drang, dann war für Geros Geständnis eine Androhung auf Folter nicht notwendig gewesen. Er hatte aus freien Stücken – sofern man bei seiner Erkrankung überhaupt von Freiwilligkeit sprechen konnte – eine Anzahl Geistliche beschuldigt, mit Hexen Geschlechtsverkehr gehabt zu haben und den Teufelspakt eingegangen zu sein. Darüber hinaus hätten sie Kinder im Namen des Teufels getauft und giftige Nebel heraufbeschworen, die für die seit Wochen kursierende Krankheit verantwortlich waren.
Julius Franz wusste nicht, wer weiterhin beschuldigt worden war und welche Kinder seit ihrer Taufe als Teufelsdiener im Volk lebten, aber deren Zahl sollte beträchtlich sein.
«Lasset nicht nach, meine Brüder und Schwestern, ganz im Geiste Jesu Christi, unseres Herrn und Erlösers, zu sein. Nur durch ihn und den Heiligen Geist könnt ihr der Sünde und den Verfolgungen des Teufels entkommen. Betet für Gero und seine Familie, auf dass sie zum rechten Weg zurückkehren mögen, und zu lobpreisen seine Größe und Herrlichkeit.»
Diese Worte, weise gewählt, gaben Hoffnung, dass doch noch nicht alles verloren war. Noch konnten sich die Wettersteins besinnen und dem Teufel abschwören – was natürlich barer Unsinn war. Wer einmal am Pranger stand, würde nicht so schnell davon loskommen.
Womit Julius Franz jedoch nicht rechnete, war, dass auch er in Geros Geständnis eine Rolle spielte, und eine hinterlistige obendrein. Julius Franz sollte nämlich fünf seiner ahnungslosen Theologiestudenten in der falschen Lehre, nämlich die des Teufels, unterrichtet haben. Für die Anschuldigung sprach, dass bei einem der Studenten eine Hasenpfote und eine mit Blut verschmierte Bibel gefunden worden waren. Mit ihr sollte der Teufelsbund besiegelt worden sein. Der Student hatte nach Androhung der Folter bereits gestanden.
«Denn so steht es geschrieben: Widersteht dem Teufel, so flieht er vor euch . Nähert ihr euch aber Gott, so nähert er sich auch euch. Daher reinigt die Hände, ihr Sünder, und heiligt eure Herzen.»
Ein anderer Student, der von der Verhaftung seines Kommilitonen erfahren hatte, wusste vorzubeugen. Er beklagte heftige und immer wiederkehrende Albträume, die von roten Haaren und giftig grünen Augen handelten – eben solche, wie sie Julius Franz besaß. Er sei ein böser Geist, ein Dämon und ein Verführer. Als Beweis für seine Behauptung gab er eine seltsame Verformung der Zehen am linken Fuß von Julius Franz an. Er habe sie gesehen, als er ihn in seinem herrschaftlichen Anwesen besucht und dabei gesehen hatte, wie er sich von einem seiner Diener die Füße waschen ließ. Ein richtiger Huf sei sein Fuß, ganz eines Teufels würdig.
«Nun geht dahin in
Weitere Kostenlose Bücher