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Die Kinder des Teufels (German Edition)

Die Kinder des Teufels (German Edition)

Titel: Die Kinder des Teufels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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führte tatsächlich zur Apotheke zum Hirschen . Der Apotheker würde sie nicht kennen, er hatte sie nie zuvor gesehen. Sie konnte beruhigt hineingehen.
    Crispin ging voran. In der Apotheke stand eine Frau, die auf die Zubereitung ihrer Medizin wartete. Und mit einem Mal wurde es Kathi heiß und kalt. Damit hatte sie nicht gerechnet: Nicht der Apotheker würde sie erkennen, aber eine Kundin.
    Grein hatte ihr hin und wieder Botengänge aufgetragen, und diese Frau war eine seiner besten Kundinnen. Eine schnippische Person, eingebildet, neugierig und geizig. Nie hatte sie auch nur einen Kreuzer für Kathis Botengänge übrig gehabt, stattdessen hatte sie ihr Löcher in den Bauch gefragt, wer alles in die Apotheke gekommen war, welche Krankheiten zurzeit umgingen und dergleichen mehr. Krankheiten und Einsamkeit waren alles, was ihr geblieben war, nachdem ihr Mann sie verlassen hatte.
    Einzig die Tatsache, dass sie schlecht sah, konnte Kathi vor der Aufdeckung bewahren. Sie musste nur aus ihrem Blickfeld bleiben. Sie zwängte sich in eine Ecke auf einen Stuhl und hielt den Kopf gesenkt.
    Michael schaute sie aus müden und fiebrigen Augen an. Er wand sich, war unruhig. Hoffentlich würde er nicht wieder zu weinen beginnen.
    Sie steckte ihm den kleinen Finger in den Mund, als wollte sie ihn füttern. Bisher hatte das immer geklappt. Doch nun hatte Michael andere Probleme als fehlende Nahrung. Er war noch ein Stück heißer geworden. Sie spürte seine Temperatur an ihrem Finger.
    «Was fehlt ihm denn?»
    Kathi wagte nicht aufzublicken. Sie sah einen Rock und Frauenschuhe.
    «Er hat Fieber», antwortete sie mit verstellter Stimme. «Ihr solltet Euch besser fernhalten. Es ist ansteckend.»
    Die Lüge tat ihre Wirkung. Die Frau trat tatsächlich zurück. «Oh», erwiderte sie, «dann ist es wohl wirklich besser, wenn ich …»
    Sie lächelte Crispin verlegen an und deutete ein Nicken an, so, als wollte sie ihn begrüßen.
    «Eure Medizin», sagte Apotheker Marthin und überreichte ihr eine kleine Flasche. «Dreimal am Tag zehn Tropfen. Dann sollte es Euch bald wieder besser gehen.»
    Doch die Frau kam wegen anderer Dinge in die Apotheke, und da es anscheinend keine Botendienste mehr gab, musste sie sich selbst darum bemühen. Aber dieses Mal hatte sie Pech gehabt. Ein ansteckendes, fiebriges Kind, ein fremder Priester und ein Apotheker, der keine Zeit für einen Plausch aufbrachte, waren nicht nach ihrem Geschmack. Ohne weiteres Zögern verließ sie die Apotheke.
    «Was kann ich für Euch tun?», fragte Marthin.
    Crispin reichte ihm die alte Verordnung. Als Marthin sie las, stutzte er. «Für wen soll die Medizin sein?»
    «Für das Kind dort.» Crispin zeigte auf Kathi und Michael.
    Der Hinweis war zweideutig. «Für das Mädchen oder das Kind?»
    «Das Kind», antwortete Kathi an seiner statt.
    «Wie alt ist es?»
    Das konnte gefährlich werden. Sie bemühte sich zu erinnern, was auf der Verordnung geschrieben stand. Irgendetwas mit Leinsamen und Kamille. Ja, richtig, gegen Magenbeschwerden.
    Das passte nicht. Kein Arzt würde für ein Kleinkind eine derartige Verordnung ausschreiben.
    «Sechs Monate», antwortete sie.
    Und wie sie es erwartet hatte, zweifelte der Apotheker an der Zusammenstellung der Medizin. Er suchte zu erkennen, wer die Verordnung ausgestellt hatte, konnte aber den Namen nicht entziffern. Aber letztendlich war es einerlei. Er war gerade ein paar Wochen in der Stadt. Wie konnte er alle Ärzte kennen?
    «Mir scheint», sagte er schließlich, «dass der Doktor mit seiner Verordnung über das Ziel hinausgeschossen ist.»
    Crispin merkte auf. «Warum?»
    «Nun, das ist …»
    Kathi ließ ihn nicht aussprechen. «Meister Adelmann meinte, Ihr sollt es zubereiten, dass auch meine Mutter davon trinken kann. Und für …» Sie stockte. Wie hatte sie Michael noch einmal genannt? «… für Otto sollen wir es verdünnen.»
    Das konnte funktionieren, halbwegs. Professionell war das aber nicht.
    «Wo arbeitet dein Meister … Adelmann ?», fragte der Apotheker.
    «In Höchberg», sagte sie wie aus der Pistole geschossen. Der Ort war naheliegend, unverdächtig.
    Aber nur scheinbar. «Ist dort nicht Meister Karl tätig?»
    Himmel, ja. Warum hatte sie nicht daran gedacht.
    «Meister Karl ist auf Reisen, daher hat er Meister Adelmann gebeten, ihn zu vertreten.»
    Meister Karl, Meister Adelmann. Was soll’s, mochte sich der Apotheker gedacht haben. Wenn der Doktor es so verschrieben hatte, sollte es ihm recht sein. Er

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