Die Kinder Paxias
verschwindend gering.
Momentan gelingt es mir nicht einmal die Frequenz des Windes zu ermitteln, geschweige denn sie zu fassen.“
Saya erstarrte.
Kaeli musterte die Gelehrte besorgt, den Kern der Information gleichfalls begreifend.
Hier – vor ihnen – stand er nun. Ein weiter manifestierender Beweis für Sayas schrecklichen Verdacht.
In ihrem Kopf rauschte das Blut, beschleunigt durch ihren rasenden Puls. Panik schillerte in ihren Augen.
Und doch war sie es, die ihre Gedanken mutig dem ahnungslosen Mann mitteilte, der sie in verstörter Stille anstarrte.
„Paxias Gleichgewicht. Es steht unmittelbar vor ihrer Zerstörung. Was für eine unvergleichliche Macht muss hier am Werk sein?“
Saya reagierte nicht, ihre Hände waren zu Fäusten geballt, sie rang um Beherrschung. Ihre Instinkte schrien um Eile, verlangten nach unverzüglicher Fortsetzung ihrer Mission.
Nicht gewohnt sich ihren Trieben zu widersetzen, brauchte sie einiges an Kraft diese niederzuzwingen.
Paxia funktionierte anders als ihre Welt, das hatte sie längst begriffen, und die Begegnung mit Cecil erwies sich, dank ihrer aufgebrachten Geduld, mittlerweile nicht so nutzlos wie befürchtet.
Sie war fest entschlossen den beschrittenen Weg, ungeachtet des Zeitaufwandes weiterzugehen.
Vielleicht, und das hoffte sie, erwies es sich am Ende nicht als verlorene Zeit.
Natürlich entging Cecil ihr innerer Kampf nicht. In seinem offensichtlichen Unbehagen trat er näher an Kaeli.
„Verzeihung, ich begreife nicht was hier vorgeht. Darf ich um eine Erklärung bitten?“
Das Mädchen zwang ein entschuldigendes Lächeln in ihr Gesicht, offen begegnete sie seinem verwirrten Blick.
„Warte, bis Saya Bereitschaft für eine Erklärung findet. Sie kann dir ihre Geschichte und die damit verbundenen Erfahrungen und Beobachtungen besser schildern, als ich als Außenstehende es zu tun vermag.“
Kaelis Worte durchdrangen den Nebel wilder Gedankenstürme, formierten die Einsicht, Cecil in ihre Mission einzuweihen. Saya nickte, signalisierte ihr Einverständnis und wandte sich entschlossen dem stumm harrenden Mann zu.
Ihrer Art entsprechend, machte sie nicht viel Aufhebens um ihre Vorstellung und den Bericht, der ihre bisherige Episode seit Verschwinden der Sterne umfasste.
Es war gerade ausführlich genug, dass der, mit seiner Fassung ringende Zuhörer verstand und einen klaren Einblick in Sayas Sicht der Geschehnisse auf Paxia bekam.
Cecil schwieg lange Momente, nachdem die Gelehrte geendet hatte. Auf einem niedrigen Felsen sitzend, ein Knie angewinkelt, sah er blicklos in den Horizont – verloren in dem neuen Bewusstsein einer unbekannten aber höchst akuten Gefahr.
Auch wenn Sayas Unmut über diesen weiteren Verzug in ihr wütete, verblieb sie ruhig in ihrer abwartenden Position.
Kaeli war es, die die Spannung nicht ertragen wollte.
Sanft legte sie ihre kühle Hand auf den Arm Cecils, durchbrach seine innere Reglosigkeit, wie sein leises Zucken verriet. Langsam wandte er dem Mädchen seinen Kopf zu. Ihre besorgte Miene registrierend, legte er seine Hand mit kurzem Druck über ihre, übermittelte einen warmen Strom von seiner Haut, der ihren gesamten Körper umfloss.
Erst dann sah er Saya forschend in die glitzernden Augen, Glauben in ihre Wahrhaftigkeit suchend.
Falsch existierte in Sayas Wesen nicht, nur wenig Sensibilität war notwendig, das zu erkennen. So also auch Cecil.
„Das Reich der Sterne. Ich habe nie zuvor davon gehört“, bemerkte er endlich zögernd, aber frei von Argwohn, dass die anderen beiden sich entspannten.
„Leider bin ich nicht besonders bewandert in den Sagen Paxias. Für die Abdeckung dieses Gebietes war immer mein Freund zuständig. Es ist sehr schade, dass er in diesem Augenblick nicht hier ist, er wäre begeistert euch beide zu treffen.
Wüsste ich, wo er zu finden ist, würde ich euch gerne zu ihm geleiten. Belesen und weitgereist genug ist er, dass er euch bessere Hilfe sein könnte, als ich anzubieten habe.
Dennoch, mein Wissen stelle ich euch gern zu Verfügung.
Wenn mir auch die Koordinaten von Biran unbekannt sind und ich euch dementsprechend niemals dorthin bringen könnte, so weiß ich doch den sichersten Weg durch das Gebirge.
Ich biete mich, euren Willen vorausgesetzt, als Führer für die Überquerung des Gebirgspasses an.“
„Damit rettest du mich ein zweites Mal“, Kaelis überschwängliche Begeisterung brachte Cecil zum Schmunzeln und ließ Saya ungewöhnlich milde den Kopf
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