Die Kinder Paxias
darüber nachzudenken, ob es ihm ebenso gefiel und wünschenswert war wie ihr?
Denn es hatte ihr gefallen – und wie sehr.
Ihr Herz raste beim bloßen Gedanken an das Gefühl seines Mundes unter ihrem. Er war so warm, weich, .... sein Atem, der hauchgleich ihre Lippen streifte....
Kaeli stolperte.
Reflexartig streckte sie ihre Arme nach vorn. Mit Händen und Knien schlug sie hart am Boden auf.
Saya war bereits wieder zu weit von ihr entfernt gewesen. Ihr Vorsprung hatte es ihr unmöglich gemacht, das Mädchen zeitig abzufangen.
„Alles in Ordnung?“, sie ging vor ihr in die Hocke.
Schmerzvoll stöhnend besah Kaeli sich das Malheur. Der Verband um ihre Handflächen war intakt geblieben und die Wunden darunter wohl auch. Kein frisches Blut färbte ihn. Ganz anders ihre Knie. Die Hose war über ihnen eingerissen, Stofffetzen hingen in neuen wie in halb verheilten Abschürfungen.
Saya zögerte nicht. Sie machte sich sofort an die Reinigung.
Mittlerweile hatte auch Cecil den kleinen Unfall bemerkt.
„Kaeli! Hast du dich verletzt? Was ist passiert?“, er war eindeutig besorgt, als er zu ihnen eilte.
„Ich war unaufmerksam“, sie flüsterte fast, seinem Blick ausweichend. Es war gut, dass Saya ihn mit einer unwirschen Geste davon abhielt, sie zu berühren. Wahrscheinlich wäre sie dann endgültig in Tränen ausgebrochen, in elender Verzweiflung, ihn nicht zu verstehen.
Wieso verhielt er sich in dieser Nacht bloß so, als wäre nichts geschehen?
Wenn sie es zuließe, war dann eine Änderung ihres Verhältnisses nicht nötig?
Cecil hatte ihr mehr als einmal signalisiert, dass er bereit war, den vergangenen Morgen aus seiner Erinnerung zu streichen – es womöglich schon getan hatte.
Er begegnete ihr völlig unbefangen. Vielleicht lag ihm ja etwas an ihrer Freundschaft.
Das Schweigen zwischen ihnen ging wirklich nur von ihr aus. Ihrer Angst, ihrer Unwissenheit, ihrer Verwirrung, ihrer Scham, eine Demütigung erfahren zu haben.
Gefangene ihrer Gedanken, überhörte sie das Gespräch zwischen Saya und Cecil.
„Der Morgen dämmert. Wir sollten bald einen Unterschlupf suchen.“
„Ich weiß“, er nickte und wies auf einen schmalen Pfad, der sich am äußeren Rand des Berges abwärts schlängelte, auf dem sie sich seit einer Weile fortbewegten.
„Es ist nicht mehr weit, bis wir den Fuß passieren. Dort befinden sich eine Vielzahl Höhlen, wesentlich geeigneter für eine Pause, als diese flachen Nischen hier. Am frühen Morgen könnten wir unten sein.“
„Schaffst du das?“, es war das erste Mal, dass Saya Kaeli nach ihren Fähigkeiten fragte, und das Mädchen wusste nicht, ob sie dies als gut oder schlecht bewerten sollte.
Entweder Saya sorgte sich plötzlich um sie, was sie für reichlich unwahrscheinlich hielt, oder sie traute ihr nicht mehr dieselbe Belastbarkeit zu, wie zu Beginn ihres Wegs, was ihr absolut ungelegen kam, da es nicht der Wahrheit entsprach und das Gefühl vermittelte, zu einem Hindernis degradiert zu werden.
Von dieser Vorstellung einigermaßen empört, richtete sie sich rasch auf und klopfte demonstrativ den Staub ihres Sturzes aus des Kleidern. Vergebene Mühe, da mittlerweile Staub und Sand einer langen Wüstenwanderung neuen Lebensraum in den groben Fasern ihres Anzuges gefunden hatten.
„Selbstverständlich.“
Saya schmunzelte innerlich. Ihre kleine aber wirksame Herausforderung hatte funktioniert, wie das entrüstete Glitzern in Kaelis Augen verriet. Mit ihrer aufrechten Haltung und der instinktiven Sicherheit ihrer Belastbarkeit, glich sie endlich wieder eher dem tapferen Mädchen, das klaglos und selbstbestimmt die Last ihres Reiches auf den schmalen Schultern trug. Noch einmal würde sie sich hoffentlich nicht in der Reflektion ihres unverstandenen Kummers verlieren.
Entschlossen sich Saya zu beweisen, machte Kaeli Anstalten, Cecil auf den Pfad zu folgen.
Sayas Hand legte sich leicht auf ihre Schulter. Ihre Augen trafen in den undefinierbaren Blick der Gelehrten.
„Es hilft nie, sich von seinen Hormonen leiten zu lassen, Kaeli. Sie sind etwas ganz anderes als Gefühl oder Verstand.“
Sayas Worte waren ihr rätselhaft, aber diesmal verbot sie sich energisch darüber nachzudenken. Stattdessen wollte sie bei Gelegenheit nach ihrer Bedeutung fragen – in dem Wissen, dass Saya ihr ehrlich antworten würde. Und hoffentlich sehr ausführlich.
Im Augenblick gab es diese Gelegenheit eher nicht.
Die Enge des Pfades machte es dem Mädchen unmöglich, sich Saya
Weitere Kostenlose Bücher