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Die Kinder Paxias

Die Kinder Paxias

Titel: Die Kinder Paxias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Feder
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wurden.
    Zu begreifen, dass sie ihm gleichgültig war.
    Zu begreifen, dass er ihre erste unglückliche Liebe war.
    Auch ohne Einweihungsritual verschwand der Schleier ihrer Unkenntnis, ihrer Kindlichkeit. Mit klarer Deutlichkeit wusste und spürte sie, dass das, was sie zu Cecil zog, Liebe war.
    Sie hatte sich in einen Mann verliebt, der sie nicht nur nicht wollte, sondern dem ihre Gefühle regelrecht ungelegen kamen und der sie stattdessen bat, ihn als Freund in Erwägung zu ziehen.
    Die Absurdität ihrer Lage hätte sie zum Lachen gereizt, wenn sie nicht gleichzeitig so traurig gewesen wäre.
    Während dieses Stroms von Erkenntnissen, hatte sie regungslos durch ihn hindurch gestarrt. Cecil formulierte seine Worte um, verlieh ihnen mehr Nachdruck, um sie zum Zuhören zu zwingen – und zum Antworten.
    „Bitte, Kaeli, verzeih mir und vergiss mein schändliches Verhalten gestern. Es wird nicht noch einmal vorkommen.“
    „Ich weiß“, sagte sie leise, aber mit schmerzlicher Endgültigkeit. „Es wird sich keine weitere Gelegenheit ergeben.“
    Lästig fallen wollte sie ihm auf keinen Fall.
    Es war schon demütigend genug, dass er ihre Gefühle durchschaut hatte, bevor sie ihr selbst klar genug waren, um damit umgehen zu lernen.
    Das würde sie wohl nun nachholen müssen. Cecil vor ihr regte sich nicht. Er schien auf etwas zu warten – oder zu hoffen. Langsam hob sie den Kopf, um seinem Blick zu begegnen und brachte ein zittriges Lächeln zustande.
    Eindeutig erleichtert, entspannte er seine Haltung und erwiderte ihr Lächeln voller Wärme.
    Er wollte sie in die Arme nehmen. Sie wusste es beim ersten Schritt, den er auf sie zu machte, aber die Angst vor ihrer Reaktion bei seiner Berührung, ließ sie heftig zurückweichen.
    „Kaeli!“
    Sie hörte Cecils panischen Ruf, ohne ihn wirklich zu realisieren.
    Wie unbeteiligt verfolgte sie ihren tiefen Fall, sah die karge Wand des Berges, an der sie berührungslos hinabstürzte. Im Augenwinkel nahm sie Saya wahr, die fluchend losrannte, sobald sie ihrer gewahr worden war und die Lage erfasst hatte.
    Laut platschend tauchte sie in das warme Wasser des Bergsees, zu unangenehm, um ihre Lungen damit zu füllen.
    Kaelis Starre löste sich allmählich, als sie mit kräftigen Stößen die Oberfläche zu erreichen versuchte. Das süße, ein wenig trübe Nass, die widerlich schleimige Konsistenz, nicht zu vergleichen mit ihrem geliebten kalten Meer, vertrieb die letzten Spuren der Zeitlupenwahrnehmung.
    Prustend schob sie ihren Kopf aus dem Wasser und atmete tief die schwüle Luft ihrer Umgebung ein. Durch den nebligen Dunst, der den See einhüllte, konnte sie nichts erkennen. Also schwamm sie orientierungslos in eine beliebige Richtung. Bald spürte sie Grund unter ihren Füßen, erste Umrisse des Tales wurden sichtbar. Folglich steuerte sie auf das richtige Ufer zu.
    Dann erblickte sie eine ausgestreckte Hand.
    „Darf ich dir helfen?“

Kapitel 8
    Arn beobachtete gedankenverloren den Sonnenaufgang. Den Rücken an einen Stein gelehnt, ein Knie locker angewinkelt, die Arme vor der Brust verschränkt, gestattete er sich einen Moment des Innehaltens an einem Ort, zu dem sich kein Angehöriger seines Volkes mehr hingewagt hätte. Denn das Klima war frostig für ein Wesen aus dem Reich des Feuers. Schädlich, vielleicht sogar tödlich in dem derzeitigen Zustand des Volkes.
    Arn hingegen gewöhnte sich mehr und mehr an die niedrigen Temperaturen außerhalb seiner Heimat. Momentan fror er nicht einmal. Sein Körper passte sich den Gegebenheiten einfach an.
    Er selbst hatte vor wenigen Stunden die Freiheit erlangt.
    Der Herrscher hatte Wort gehalten und ihm seine erbetene Mission bewilligt, da er die zuvor gestellte Bedingung erfolgreich zu erfüllen vermocht hatte. Auch ohne die geforderten Hitzestaudecken war die Lage seines Volkes stabiler denn seit Monaten – dank Gareth Teemischung. Das künstliche Fieber, erzeugt durch die schleichenden Giftstoffe im Aufgussgetränk, hatte Wirkung gezeigt.
    Seit Arns Rückkehr vor einigen Wochen war keiner mehr gestorben. Natürlich schwächte die erloschene Umwelt das Volk weiterhin, aber sie hatten der kriechenden Kälte endlich wieder etwas Wirksames entgegenzusetzen.
    Ein Zustand der Stagnation, Arns Angebot im Gegenzug zu seiner persönlichen Freiheit.
    Er wollte nichts anderes, als der Ursache des Machtverlustes und Leidens seines Reiches und vielleicht vieler anderer auf den Grund gehen. Herrscher Karrh wusste das, und er kannte den

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