Die Kinder Paxias
Arn, als er sie an seiner Haut entlangstreichen fühlte, als suchten sie einen Weg in sein Inneres. Er glaubte, flüsternde Laute einem Echo gleich in seinem Kopf widerhallen zu hören, verstand ihre Intention aber nicht. Seinem ersten Impuls, abwehrend um sich zu schlagen, gab er nicht nach.
Nicht so Cecil, der mit wilden Bewegungen die nebelartigen Wesen zu vertreiben suchte, sie nacheinander in der Luft zerriss.
Erfolglos – immer wieder sammelten sie sich zu ihrer ursprünglichen geisterartigen Form.
Kaeli verhielt sich ähnlich starr wie Saya, doch war ihre Lähmung aus Angst geboren, wie ihre Schreck geweiteten Augen verrieten.
Ein durchdringendes Zischen Sanjos, beendete das zügellose Treiben um die Gefährten abrupt.
Das schrille Kreischen wilden Triumphes erfüllte die schauerliche Atmosphäre, begleitete die Dämonenflut auf ihrem rasenden Weg zu dem unerbittlich vormarschierendem Heer Sternenkrieger, verschlang diese in einem dichten, düsteren Nebel.
Dämon für Dämon drang in die mächtigen Körper der hochgewachsenen, von überlegener Kraft geprägten Invasoren ein, als existiere kein Widerstand, keine stählerne Oberfläche, die es zu überwinden galt.
Und dann nichts mehr.
Stillstand.
Es war kalt geworden, der Atem dampfte vor ihren Gesichtern, aber Arn spürte den Schmerz nicht, der bei derart tiefen Temperaturen auf seiner Haut wütete und sich über sein brodelndes Blut in seine Organe fraß.
Seine Augen irrten durch die unergründliche Finsternis, die Feinde noch immer zu weit entfernt von den Burgmauern, um ohne Wetterleuchten von ihm ausgemacht zu werden. Seine Blindheit verstärkte die aufreibende Spannung, das Gefühl der Ohnmacht einer derartigen Bedrohung gegenüber.
Waffen klirrten.
Übertönten den rumpelnden Donner.
Eine erneute Blitzsalve beleuchtete ein Heer sich kreuzender Schwerter.
Kampfgebrüll setzte ein – wild und unkontrollierbar.
Die Krieger bekämpften sich untereinander.
Biran, Sanjo, ihre eigentlichen Absichten schienen vergessen.
Eine Aura ungezähmter Kraft tobte unter ihnen, breitete sich mit einer Ausgelassenheit aus, die Arn schaudern ließ, als sie ihren Weg bis zu den Gefährten fand, sie berührte, während die mit dämonischem Instinkt getriebene Menge abseits des Burggeländes wie im Wahn aufeinander losging.
Dann herrschte wieder Dunkelheit.
Ein fehlender Sinn, dessen Verlust Arns verbliebene derart schärfte, dass er das etwas heisere Flüstern vernahm, welches sonst seinen Ohren verschlossen geblieben wäre.
„Es funktioniert!“
Mit erwachter Aufmerksamkeit richtete er seinen suchenden Blick auf die anderen und traf auf Gareth Augen, die in einer seltsamen Mischung aus Erleichterung, Hoffnung, Sorge und unterdrückter Angst funkelten.
Noch immer stand er unverändert vor seiner Gemahlin, seinen Fokus beharrlich auf sie konzentriert, womit er dem Schauplatz des dämonischen Wirkens den Rücken kehrte.
Und doch vermutete Arn, war sein Verständnis der Situation allumfassend und seine Art der Verfolgung der Geschehnisse ausgeprägter, als durch seine Haltung vorstellbar.
Er trat an den Elfen heran.
„Könnt Ihr es erklären?“
Nichts an Gareth Reaktion verriet Bereitschaft auf Arns vorsichtige Bitte einzugehen. Genau genommen zeigte er überhaupt keine Reaktion. Seine Haltung blieb einzig auf Sanjo ausgerichtet, beobachtend, abwartend.
Diese stand wie versteinert, ihre Arme seitlich angehoben, ihr Blick mit den nunmehr wieder rot glühenden Pupillen nach innen gerichtet. Alles an ihr drückte tranceartige Entrücktheit aus, aber Arn konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass es vielmehr ein Zustand absoluter Konzentration war.
Vor ihm stand die mächtige Herrscherin der Dämonen in ihrem Element. Und er fühlte, trotz des Grauens um ihn herum, trotz der unzähligen Fragen in seinem Kopf, tief in seinem Innern keinerlei Bedrohung, ohne den Grund dafür zu begreifen.
Als Gareth dann doch das Wort ergriff, zuckte Arn vor Überraschung zusammen. Die vergangene Zeitspanne hatte seine Erwartung auf eine Antwort längst enttäuscht.
„Sanjos Entscheidung die Dorfbewohner keinen aussichtslosen Kampf im Namen ihrer eigenen Unversehrtheit führen zu lassen, hat sie dazu gezwungen, ihre Macht zu gebrauchen.
Was ihr erlebt habt, ist die Freisetzung der in ihr lebenden Dämonen gewesen, die sie ausgesandt hat, einen Krieg unter den Sternwächtern zu entfesseln.“
„Ich verstehe“, Arn nickte mit nachdenklicher Anerkennung des
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