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Die Kinder Paxias

Die Kinder Paxias

Titel: Die Kinder Paxias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Feder
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war, wurden geweckt und veranlassten sie, den Mann aufzuhalten.
    „Iain!“
    Er verharrte augenblicklich seinen Schritt, sich mit interessiert abwartender Miene nach ihr umsehend.
    „Existiert auf dieser Welt Selenit?“
    Wenn Verwunderung und Verständnislosigkeit seine Reaktion begleitete, zeigte er diese nicht.
    Langes Überlegen war ebensowenig Notwendigkeit.
    „Selenit kommt als Kristall in der Natur Paxias vor. Auch in dieser Burg werden einige gelagert. Colia experimentiert bevorzugt mit Mineralien.“
    „Die Behandlungsmethoden von uns Sternwächtern bei Knochenbrüchen unterscheiden sich grundlegend von den euren.“
    Saya versuchte erstmals seit Erreichen dieser Welt diplomatisch vorzugehen, doch das war überflüssig. Iain hatte auch so verstanden.
    „Colia ist nie abgeneigt, neue Erfahrungen zu machen. Ich bin sicher, sie wird dir sehr gerne helfen.
    Soll ich sie zu dir senden?“
    „Danke“, voller Erleichterung lehnte sie sich in den Kissen zurück. Hoffnung in ihr, ihren erzwungenen, unwillkommenen Aufenthalt wesentlich verkürzen zu können.
     
    Die Grenze dessen, was seine Kräfte aushielten war erreicht.
    Am Rande der Bewusstlosigkeit gaben seine Knie unter ihm nach.
    Eine grobe Steinmauer erbarmte sich seiner und dämpfte seinen Fall zu einem schonungsvollen, gestützten Herabsinken.
    Mehr als die Tür ins Schloss zu ziehen, hatte er nicht mehr vermocht. Nun folgte er endlich den Bedürfnissen seines Körpers und pumpte in keuchenden Atemzügen Sauerstoff in seine Lungen, die durch Unterdrücken einer schmerzverhindernden Ohnmacht zum Bersten gespannt waren und seit geraumen Momenten nach Nachschub schrien. Ihr Vorrat war nahezu aufgebraucht gewesen, umso dankbarer nahmen sie das gasförmige Stoffgemisch nun in sich auf.
    Zu seiner Erleichterung blieb er dabei auch weiterhin von einer endgültigen Bewusstlosigkeit oder einer weiteren heftigen Schmerzattacke verschont.
    Ein dumpfes, unangenehmes Pochen in seiner Schulter verblieb als Erinnerung an die reflexschnelle Attacke seiner Angreiferin. Die verbrühende, schneidende Hitze hinter dem festen Verband, der jede tiefe Atmung verbot, lenkte seine Nerven wohltätig von dem stechenden Schmerz unter der genähten Wunde ab. Die Gleichmäßigkeit dieses Brennens war wesentlich leichter zu ertragen – eine Erfahrung, die er sehr dankbar war machen zu dürfen.
    Auf dem kalten grauen Steinboden sitzend, an die Mauer gelehnt, mit Schweiß der Anstrengung, der ihm in Strömen den Körper hinab rann und einem Schwindelgefühl, das jede Regung verbieten wollte, war er sich dennoch sicher, dass das Ergebnis bereits zu diesem Zeitpunkt all das wert gewesen war.
    Sie hatten einen ersten Kontakt miteinander geknüpft – eine Bereitschaft, ihre Kenntnisse durch die Erfahrungen und das Wissen des anderen zu erweitern.
    Sein spontaner, aus der Situation heraus gewählter Weg, hatte sich tatsächlich als richtig erwiesen. Diplomatie, die auf Anpassung, Respekt und Anerkennung begründet wurde.
    So wie sein Versuch, ihr Respekt entgegenzubringen, indem er sich ihrem Verhaltensmuster angepasst hatte. Ihre Reaktion war, wenn auch noch widerwillig, Anerkennung gewesen und Respekt gegenüber der Leistungsfähigkeit seines – in ihren Augen – schwachen, kampfuntüchtigen Körpers. Es war an ihm, ihr die Überzeugung des Gegenteils beizubringen, und diese Möglichkeit hatte sich ihm mit dem gegenwärtigen Ereignis eröffnet. Ein nächstes Treffen war vereinbart worden, ein Treffen, bei dem ein Informationsaustausch Hauptthema war, wo auch er seinen Fragen kontrollierten Lauf lassen konnte.
    Aber die Vorsicht möglichen Beleidigungen vorzubeugen, brauchte Vorbereitung. Noch war es nicht unwahrscheinlich, ihren kriegerischen Geist durch eine unbedachte Regung in voller Pracht zu erleben. Ein Luxus, auf den er unbedingt, in Anbetracht seiner Verletzungen, für eine Weile verzichten wollte.
    Es gab eine andere Seite an ihr.
    Eine, die über ihr Dasein als Kriegernatur hinausging, sie als Gelehrte kennzeichnete, mehr versprach, als sie im Augenblick erscheinen wollte. Und diese Seite faszinierte ihn, bannte ihn seitdem seine Augen ihre Seele einzufangen vermocht hatten – von ihr unbemerkt und unbewusst und nur als Interpretation ihrer Art zu handeln.
    Seine Erkenntnis: Zwischen ihr und einem aktiven Krieger existierten gravierende Unterschiede. Unterschiede, die auf keinen Fall eine Definition von ihr als Kriegerin zuließen – höchstens als eine in der

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