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Die Kinder Paxias

Die Kinder Paxias

Titel: Die Kinder Paxias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Feder
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zu Iain empor. Das Rauschen seines durch das Adernetz rasenden Blutes, übertönte beinahe das dunkle Zischen Iains Entgegnung. Er war gezwungen es ihm von den Lippen abzulesen.
    „Sein Verlangen ist das meine!“
    Er kam erst wieder zu sich, als Iain die oberste Ebene des Saales Richtung Ausgang bereits erreicht hatte.
    In der Tat verlor der junge Mann nicht viel Zeit, sich mit Nichtigkeiten wie diesem widerlichen Wicht zu beschäftigen. Dieser aus Feigheit geborene falsche Wagemut, oder Torheit – wie man es auch immer bezeichnen wollte – nötigte ihm nur noch Abscheu ab.
    Seine einzige friedliche Waffe: Ignoranz.
    Auch gegenüber der letzten aufmüpfig gerufenen Worten, die er von Janos zu hören bekam, bevor die Saaltür klickend hinter ihm ins Schloss fiel.
    „Colia wird Euch folgen!“
    Ein unflätiger Fluch entfloh seinen Lippen – ganz gegen seine Gewohnheit, so dass einige in seiner Nähe stehenblieben und ihn fassungslos ansahen, darunter auch einige Kinder. Mit verlegenem Grinsen über seine kurze Unbeherrschtheit, kratzte er sich am Hinterkopf, eine Entschuldigung murmelnd. Das Lachen der Kleinen besänftigte seinen Zorn.
    Ruhig, mit einem kleinen, ironischen Lächeln um seine Lippen, folgte er dem Weg da er seinen Bruder vermutete. In seinem Schrecken hatte Janos wahrscheinlich vergessen, ihm einen Hinweis auf den gegenwärtigen Aufenthaltsort seines Bruders zu geben. Aber Iain kannte Drako gut genug, um ihn in seinen Gemächern zu wissen.
    Familienangehörige traf er niemals in offiziellen Räumlichkeiten wenn er etwas mit ihnen zu besprechen hatte – Colia eingeschlossen. Damit folgte er der Tradition seiner Vorfahren.
    So wichtig Bräuche und überlieferte Gepflogenheiten für den Herrscher waren, so gut kannte Iain den Menschen in diesem. Er fand Bestätigung, als die Stimme seines Bruders ihn laut zum Eintreten aufforderte, nachdem er an die mit Eisen beschlagene Hartholztür geklopft hatte.
    Die beeindruckend hohe, muskulöse Gestalt Drakos dominierte in dem schlicht eingerichteten Arbeitszimmer. Obwohl er reglos dastand, war die Intensität seiner vitalen Präsenz, die er, solange Iain sich erinnern konnte, immer ausgestrahlt hatte, fast körperlich spürbar, ließ sein Gegenüber für gewöhnlich gering erscheinen. Als Bruder war Iain jedoch immun gegen diese kraftvolle Aura. Vielmehr freute er sich den wesentlich älteren – mehr als fünfzig Jahre trennten sie – nach der langen Abwesenheit wiederzusehen. Auch wenn es vielen in diesem Reich schwer fiel zu glauben, war das Verhältnis der Geschwister weitaus inniger ob des Anscheins. Sich äußerlich nicht im Geringsten ähnelnd – der unnahbare Drako war im Gegensatz zu der, trotz der tief gebräunten Haut, Lichtgestalt Iains, eine dunkle Erscheinung mit unwetterschwarzen Haaren, die in einem dicken, geflochtenen Zopf weit in seinen Rücken fielen und einem blassen Teint. Da, wo Iain weiße und hellgraue, lockere Kleidung trug, hüllte er sich in dunkelgraue, schwarzblaue und graugoldene, meist enganliegende, schwere Stoffe.
    Ein schöner Sommertag gegen ein düsteres Unwetter.
    Und doch waren sie tief in ihrem Innern identisch in ihren Weltanschauungen und sich meist einiger, als es einem Großteil des Volkes wünschenswert erschien.
    So verzogen sich auch an diesem Tag die Lippen des Herrschers unter blitzenden blauen Augen zu einem willkommenen Lächeln, das Iain in erster Linie eins bewies: Sie hatten sich in den Monaten der Trennung doch sehr vermisst. Es wurde ihnen beiden immer erst dann präsent, wenn sie diesen Moment der ersten Begegnung erlebten.
    „Kleiner Bruder! Was muss ich wieder über dich hören?“, der humorvolle Unterton, der dem leisen Vorwurf Lügen strafte und die sich öffnenden Arme, reichten Iain aus, um Drako herzlich zu umarmen.
    „Eine ganze Menge, wie ich hoffe“, war seine scherzhafte Entgegnung, und beide Männer lachten sich an. Drako klopfte dem Jüngeren kräftig auf den Rücken, ihn in gutmütigem Spott musternd.
    „Da ist man kaum mit beiden Beinen wieder in der Heimat, da muss man auch schon wieder von deinen Untaten erfahren. Diesmal sollst du einen verletzten Dämon hierher verschleppt haben und in deinen Gemächern verstecken.“
    Iain verschränkte mit tiefernster Miene die Arme vor seinem breiten Brustkorb, ein bedrückter Ausdruck erschien auf seinen Zügen. Aber in seinen blauen Augen funkelte es in schlecht verborgener Belustigung, während er schuldschwer den Kopf wiegte.
    „Aber

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