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Die Kinder Paxias

Die Kinder Paxias

Titel: Die Kinder Paxias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Feder
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gegen ihre Fähigkeiten der Gewaltanwendung, Geschwindigkeit und wahrscheinlich auch Strategie.“
    Drako setzte ihren Ausführungen mit dem Winken seiner Hand ein Ende, seine Brauen waren in nachdenklicher Sorge zusammengezogen. Er strebte danach seinen Geist in ruhige Verarbeitung des Gehörten eintauchen zu lassen – allein.
    „Eine Woche, Iain!“, mit diesem Zugeständnis entließ er Bruder und Medizinerin.

Kapitel 6
    Die Zusammenhänge verschiedenster Kinder Paxias und ihrer Herkunft – es waren zahlreiche Wissensmängel gewesen, deren Beseitigung ihre Dankbarkeit gefunden hatte.
    Dennoch war Unmut und Frustration die treffende Beschreibung ihres gegenwärtigen Zustands, gab sie sich der Betrachtung des umfangreichen Werkes im Ledereinband hin, welches nun auf der unwürdigen Fläche des Nachttisches ruhte. Es hatte sie zwei Tage intensiven Studiums gekostet, ohne ihrer Mission – nachträglich betrachtet - zum Vorteil reichen zu können.
    Eine Bereicherung ihres Wissensschatzes zwar, Nahrung für das Bedürfnis die Ewigkeit damit zu verbringen, unendliche Weisheit zu erlangen, aber nichts – absolut gar nichts – was ihrem Volk oder ihrer derzeitigen Aufgabe auch nur einen Bruchteil von Nutzen sein könnte.
    Diese Aggressionen schürende Erkenntnis, mit dem Bewusstsein nun der Willkür dieses rätselhaften Diplomaten Iain hilflos ausgeliefert zu sein, trug nicht eben dazu bei ihre Stimmung zu heben und ihren Geist mit Zuversicht zu füllen. Seiner Integrität vertrauen zu müssen, konnte sie sich kaum vorstellen. Doch sie war auf ihren abgeschlossenen Handel angewiesen.
    Es blieb nichts, als sich zukünftig im Umgang mit diesem zwiespältigen Auserwählten dem Zwang zu unterwerfen, ihr stürmisches Temperament zu zügeln. Seine beharrliche und offensive Ausdauer würde ihr dabei helfen. Er besaß die Stärke der Geduld, die ihr nicht zu eigen war, aber die sie sich dennoch zu Nutze zu machen plante.
    Für den Fall, dass ihr dann doch zeitweilig die nötige Beherrschung fehlen sollte.
    Saya war Realistin, ihre Erwartungen in andere Richtungen zu lenken als sichere Vorherbestimmbarkeit, lag fern ihrer Art. Und es war an ihr, der Heftigkeit ihrer Ausfälle als Auswuchs ihrer Wut, Wildheit und Aggressivität entgegenzuwirken.
    Das wirksamste Heilmittel gegen den Drang körperliche Gewalt anzuwenden, war ein physischer Abbau durch anstrengendes Krafttraining.
    Ihre Beherrschung konnte sie ebenfalls vorbereitend fördern durch die Kontrolle der Gliederschwerpunkte.
    Bedauerlicherweise arbeitete sie erst kurze Zeit an diesen Charaktermakeln, als die Tür zu ihrem vorübergehenden Zimmer geöffnet wurde und sie die Schritte des ursprünglichen Besitzers erkannte, den sie an diesem Tag erwartete.
    Nur nicht so früh.
    So musste er statt einer höflichen Begrüßung einen übergangslos kämpferischen Ausbruch ertragen, der ihm ihre gesamte Frustration der vergangenen Tage ohne weitere Einleitung oder Erklärung entgegenschleuderte.
    „Ist das Leben der Paxianer so uninteressant und nichtig, dass es keinen Wert beansprucht niedergeschrieben zu werden?“
    „Ja.“
    Iain hatte fast nichts anderes erwartet, also zeigte er sich wenig beeindruckt von ihrem Ausfall.
    Ganz anders erging es ihm bei ihrem unerwarteten Anblick.
    Einen kurzen Moment währte der Eindruck dieses außergewöhnliche Wesen schwebte frei im Raum, bis ein Ausdruck des Begreifens seine Augen aufblitzen ließ und er in stummer Bewunderung ihrer unglaublichen Leistungsfähigkeit Achtung entgegenbrachte.
    Welche Kraftanstrengung dieses Idealmaß an Macht über die eigene Physik forderte, konnte er nur ansatzweise erahnen, da ihm die Sicht auf ihre Züge verwehrt blieb. Nicht weniger auf das Spiel ihrer Muskeln, das als Beweis für den Widerspruch des Scheins der Leichtigkeit zeugen könnte, jedoch nur unter den weiten Ärmeln seines ehemaligen Hemdes im Verborgenen lautlos flüsterte.
    Ihre Hände, deren schmale Finger nichts von ihrer kriegerischen, kampferprobten Vergangenheit verrieten, umfassten stützend einen Pfosten am Fuß ihres Bettes und die Lehne des daneben gerückten Stuhls, während sie ihren Körper in zeitlupengleichen Bewegungen, einzig durch die Kraft der Spannung, Schriftzeichen simulieren ließ – bei jeder vollendeten Pose einige Momente verweilend.
    Nie zuvor war ihm eine solche Art des physischen Trainings begegnet. Wirkungsvolle Übungen, die mit der absoluten Macht eines Wesens über Körper und Geist arbeiteten, allein das

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