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Die Kinder Paxias

Die Kinder Paxias

Titel: Die Kinder Paxias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Feder
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könnte. Nachdem sie nun zähneknirschend zu der Erkenntnis gelangt war, seine Informationsbereitschaft für sich ausnutzen zu müssen, um Wissen zu erhalten, musste sie bedauerlicherweise dem Umgang mit ihrem Temperament Zügel anlegen.
    „Wieso finde ich in diesem Werk nichts über die Paxianer?“
    Iain zuckte mit einem unverbindlichen Lächeln die Schultern, wurde aber diesmal beruhigend ausführlicher.
    „Ganz einfach, es umfasst nur das Wissen über die Sagenwesen. Wie wir beide wissen, zählen die Paxianer als offizielle Bewohner dieser Welt nicht dazu.
    Leider kann ich dir auch mit keinem Werk dienen, was dem Abhilfe schaffen könnte. Sie sind, wie du vermutet hast, den Schreibern bisher nicht interessant genug erschienen, um ihre Lebensweise auf Papier zu verewigen – was einen erheblichen Arbeitsaufwand bedeuten würde, bedenke man die Einfachheit, mit der ein jeder von uns sich der Beobachtung dieser Welt widmen könnte.“
    „Übersetzt heißt das nichts anderes, als dass diese Paxianer durch ihre Sagen mehr über uns wissen, als uns von ihnen bekannt und vertraut ist!“
    Entsetzt und lakonisch zugleich war diese Feststellung Sayas. Sie brachte Iain zum Lachen, bevor er ihr – wenn auch widerwillig – beipflichten musste.
    „Vielleicht beruhigt es dich zu erfahren, wenn ich dir sage, dass ein nicht unerheblicher Anteil des Volkes, die Sagen für das hält was sie sind: Geschichten. Es gibt nur wenige, die die Existenz von Wesen wie uns für vorstellbar halten und noch weniger, die die Beweiskraft der eigenen Augen als Zeugen besitzen, um Glauben in Wissen zu verwandeln.
    Wenn dein Interesse aber den Paxianern gilt, werde ich gern meine bescheidenen Erfahrungen mit dir teilen. Ich bin sicher, mein Einblick in manche Bereiche der Lebensweise dieses Volkes, wird hilfreich sein können und ist immerhin bereits mehr als nichts.“
    Ein Angebot, das nichts anderes übrig ließ als Akzeptanz, wie Saya nur zu gut erkannte. Als Zeichen ihres Einverständnisses neigte sie den Kopf, ihm so die Möglichkeit eröffnend in eigener Sache zu sprechen. Und Iain war nicht der Mann, diese Chance ungenutzt verstreichen zu lassen.
    „Ich glaube, die nächste Frage gehört mir“, erinnerte er sie dann auch erwartungsgemäß, ganz Diplomat, an ihre Abmachung.
    Völlig überflüssig, wie er herausfinden durfte.
    „Ich stehe zu meinem Wort!“, überraschte Iain ihre Kooperationsbereitschaft? Sie konnte es nicht ergründen. Er war zu begierig, seinen eigenen Wissensdurst endlich stillen zu dürfen.
    Oder zumindest ein wenig lindern.
    „Es interessiert mich, das Alter meines unsterblichen Gastes in Erfahrung zu bringen.“
    Eben diese Frage entsprach voll und ganz ihren Erwartungen an den Moment ihrer ersten Pflichtreaktion ihres Paktes. Dementsprechend begleitete sie ihre Antwort mit einem desillusionierten Augenrollen ob der Vorhersehbarkeit dieser Situation.
    „Der Tag meiner Geburt liegt an die 196 Jahre zurück.“
    Sie war jünger als er selbst!
    Nicht viel – es zählte Nichts im Vergleich zur Ewigkeit.
    Aber es machte einen immensen Unterschied in seiner Haltung ihr gegenüber. Fast mischte sich ein wenig Überlegenheit in die sonst ausgeglichene Höflichkeit, die ihr weder entging noch spurlos an ihrer erkämpft neutralen Stimmung vorüberflog. Ihre Augen funkelten in stummer Herausforderung in seine strahlend blauen, die den Blick unbeirrt erwiderten.
    Ihr Bekenntnis bedeutete Machtverlust. Ihr wurde nur zu deutlich ihr Fehler bewusst. Offensichtlich war auch in dieser Welt, die Hierarchie zumindest in Teilen dem Alter unterworfen: Je älter das Individuum, desto höher sein Rang.
    Und sie hatte freiwillig diese Unterordnung eingeleitet.
    Voller Wut auf ihre eigene Person, ballten sich ihre Hände zu Fäusten – eine Akzeptanz dieser Tatsache zähneknirschend zulassen müssend. Aber sie würde sich nicht kampflos in eine andere Position, als die einer Gleichrangigen verbannen lassen. Dazu war der Altersunterschied bei weitem nicht groß genug.
    Keinesfalls war in Iains Vorstellungen die Möglichkeit erschienen, dieses außergewöhnliche Wesen mit dem unergründlichen Wissen könnte in Zahlen weniger Lebenserfahrung aufweisen, als er selbst. Ihr Geist schien von unerschöpflicher Tiefe und ihr Temperament geprägt von einem starken Selbstbewusstsein. Es war unglaublich, dass ihr innerer Reifeprozess noch nicht beendet war – ihre Entwicklung einem Abschluss alles andere als nahe war. Es brachte sie beide

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