Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kinder Paxias

Die Kinder Paxias

Titel: Die Kinder Paxias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Feder
Vom Netzwerk:
empfand, dass eine erwartete Bedrohung des Lebens Liannas und Drakos offensichtlich ausblieb.
    Der kleine Park war eine intime Rückzugsmöglichkeit, die den Familienmitgliedern des Herrschers vorbehalten blieb. Die Erlaubnis diesen zu nutzen und zu betreten wann immer es ihr beliebte, war ein Privileg. Dieses auszusprechen, stürzte Iain in noch tiefere Verwirrung, bis er den klugen Schachzug dahinter endlich verstand.
    Das Volk hatte Angst vor Saya und lehnte es ab, sie unter sich zu wissen. Die Geschichten, die um ihre Anwesenheit gesponnen wurden, häuften sich.
    Und auch wenn die wispernden Gespräche stets abbrachen, sobald er einen Raum betrat, kamen ihm die meisten früher oder später doch zu Ohren. Sie waren haarsträubend – wenn sich auch zugegebenermaßen ein leiser Wahrheitsgehalt selten leugnen ließ. Auch das herrschaftliche Paar wusste um diese Märchen, die Inhalte waren ihnen wahrscheinlich geläufiger als ihm selbst, der er meist Bestandteil selbiger war.
    Im kleinen Park würde keine der beiden Parteien aufeinandertreffen.
    Somit schützte Lianna ihr Volk vor aggressiven Übergriffen Sayas im Angesicht der Abneigung und Saya vor beleidigenden Auftritten einiger Halbstarker, die einer Mutprobe nicht widerstehen könnten und dafür sicher mit ihrem Leben würden bezahlen müssen.
    Der bewundernswert sichere, aufrechte Gang Sayas, der einen nicht ungeübten Umgang mit einer Gehhilfe bewies, weckte ihn schließlich aus seiner gedankenverlorenen Lethargie, und er beeilte sich zur verlassenden Gesellschaft aufzuschließen.

Kapitel 10
    Ihre Handlungsweise entsprach detailgetreu seinen Erwartungen.
    Ein leises Schmunzeln glitt über Iains Züge und ehrliche Anerkennung ihrer Bewegungsabläufe im Umgang mit der als Stütze getarnten Waffe.
    In der Tat, diese erfüllte ihren Zweck in beiderlei Hinsicht.
    Auch ihre neue Funktion nutzte Saya offensichtlich gerne, wie er in den vergangenen zwei Wochen hatte feststellen dürfen, in denen sie bevorzugt im kleinen Park zu finden gewesen war.
    Wie ein Schatten war er zu ihrem ständigen Beobachter geworden, der ohne ihr Wissen – geschweige denn ihrer Zustimmung – bereits früh am Morgen auf der Lauer gelegen hatte, um keinen ihrer freien Schritte zu versäumen. Bedauerlicherweise war ihre Bereitschaft mit ihm einen geistigen Wissensaustausch anzustreben, drastisch gesunken – um nicht zu sagen verschwunden.
    Und das seit Drako und Lianna ihr die Fähigkeit ihrer eigenen Fortbewegung wiedergegeben und sie einem Ort zugeführt hatten, diese nicht nur für ruhige Spaziergänge zu vertiefen.
    Noch bevor die ersten Sonnenstrahlen den Boden berührten, arbeitete sie an ihrer physischen Konstitution. Das Krafttraining war zunehmend intensiver, verausgabender geworden, als die für ihn noch immer unglaubliche Zurschaustellung ihrer absoluten Körperkontrolle, die er hatte bewundern dürfen.
    Tag für Tag kämpfte sie in unermüdlichem Ehrgeiz an der Beherrschung ihrer täuschend schmal wirkenden Muskelstränge.
    Die einzige Gelegenheit, bei der sie annähernd redewillig schien, waren die wenigen nächtlichen Stunden, während derer sie mit Colia wissenschaftlichen Studien in deren Laboratorium nachging.
    Dann, wenn der Rest des Reiches in tiefem Schlummer versunken lag und ihre Gegenwart in volkszugänglichen Bereichen unbekannt blieb. Oder der späte Nachmittag, den erstaunlicherweise Lianna in ihrer sanften Art für sich erobert hatte – weswegen er seiner Schwägerin fast ernstlich grollte.
    Er selbst fühlte sich bei diesen Zusammenkünften überflüssig, um nicht zu sagen unerwünscht.
    Für Colias Arbeit fehlte ihm das Hintergrundwissen und damit verbunden auch das nötige Verständnis. Und zwischen Lianna und Saya hatte sich eine Art unsichtbares Band entwickelt, das sie in einer Sprache miteinander kommunizieren ließ, die ihm fremd blieb. Mehr noch, sie vermittelte ihm das böse Gefühl eines Außenseiters, was dazu führte, dass er auch diesen Treffen auswich und sich mit der stummen Rolle des unsichtbaren Zuschauers zufrieden gab.
    Es schienen nie essentielle Themen zu sein, die zwischen ihnen zur Sprache kamen. Und es war Lianna, die erzählte und den meist seichten Gesprächsverlauf bestimmte.
    Iain brauchte kein Bedauern über sein Fernbleiben zu empfinden. Vielmehr missfiel ihm die mangelnde Gelegenheit, selbst wieder einmal allein mit Saya zu sein – Frage um Frage, Antwort um Antwort, gemäß ihrer Abmachung.
    Die Stunden, in denen die Sonne

Weitere Kostenlose Bücher