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Die Kinder Paxias

Die Kinder Paxias

Titel: Die Kinder Paxias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Feder
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Auseinandersetzung interessant gestalten würde.
    Sie war als erstes wieder auf den Beinen und blickte verächtlich zu ihm herab.
    „Nun? Bereits ermüdet, Diplomat Iain?“
    Ihre Provokation entlockte ihm lediglich ein amüsiertes Auflachen. Mit einer ungewöhnlichen Geschmeidigkeit, die sie in ihm nicht vermutet hätte, brachte er sich zurück in den Kampf. Sein Stab schlug, noch bevor seine Füße den Boden berührten, voll blitzartiger Heftigkeit auf ihre frustrierend rechtzeitige Verteidigung.
    Ein breites Grinsen beherrschte sein dicht an sie genähertes Gesicht, in dem sich erste Schweißperlen sammelten und von seiner Stirn den Konturen seiner Nase, Wangen, Kinn und Hals folgten, um im Ausschnitt seines weiten Hemdes zu verschwinden. Sein rascher, heißer Atem versengte dabei ihre eisige Haut, zwang Saya dem unangenehmen Drang zu widerstehen, zurückzuweichen. Im Bann dieser für sie unbekannten verschlingenden Hitze, brauchte sie unangemessen lang, seine belustigte Erwiderung zu registrieren.
    „Ermüdung ist mir ebenso fremd wie der Tod.“
    „Gut zu wissen“, Saya verdrängte ihr Unbehagen und stürzte sich mit der gleichen wilden Energie in die nächste Runde ihrer Herausforderung.
    Diesmal mit einem gleichwertigen Gegner.
    Gewohnt, sich seinem Gegenüber bis zur scheinbaren Selbstaufgabe anpassen zu können, hatte Iain Sayas Taktik der Strategielosigkeit endlich bis in ihre Ursache analysiert.
    Ihre unglaubliche Schnelligkeit, die aggressive Verteidigung, ihre perfekt platzierten Angriffe ungeschützter Stellen, selbst wenn diese nur Momente existierten – alles basierte auf ihrem Instinkt. Saya agierte nicht nach einem wiederkehrenden Muster, ließ keine Möglichkeit vorhersehbarer Handlungen zu, da diese auch ihr erst zum Zeitpunkt ihrer Ausführung bekannt wurden. Sie schaltete ihr Bewusstsein im Kampf völlig ab und übergab sich ihrer Reflexe und kriegerischen Primärfunktionen, die ohne ihr Zutun auf vergangene Erfahrungen ihres Erinnerungsvermögens zugriffen.
    Welch einem mächtigen Kriegervolk sie entstammte, dachte Iain voller Bewunderung. In diesem Bereich könnte er sie niemals imitieren, gestand er sich seinen Nachteil ehrlich ein.
    Aber er konnte seine gewonnenen Erkenntnisse zu seinem Vorteil verwenden. Kraft seiner Handlungen würde er, wo zuvor absolute Unberechenbarkeit geherrscht hatte, wenigstens eine gewisse Wahrscheinlichkeit erzeugen, indem er ihren Instinkt manipulierte.
    Absichtlich ließ er beim Schwingen seines Stabes seine noch unverletzte Seite ungeschützt, eine unwiderstehliche Gelegenheit für Sayas sicheres Gespür.
    Diesmal war sie es, die sich auf dem Boden wiederfand. Zu konzentriert auf den erfolgversprechenden Angriff, war ihre vorläufig für unnötig erachtete Verteidigung ins Hintertreffen geraten und hatte Iain einen zielsicheren Schlag in ihren unteren Rücken und einen mit heftiger Wucht nachfolgenden, gegen ihre Oberschenkel ermöglicht.
    Zufriedene Erleichterung spiegelte sich in seiner Miene, ihre Überlegenheit empfindlich beschädigt zu haben. Seine schmerzhaft erarbeitete Strategie, würde diesem Kampf neue Nahrung geben und für eine gewisse Ausgewogenheit sorgen.
    Im weiteren Verlauf ihrer Begegnung gelang es ihm zwar nicht, einen beachtlicheren Teil ihrer Angriffe zu parieren, aber dafür landete er mindestens ebenso viele Treffer. Und seine Fähigkeit einzustecken, war nicht geringer ausgeprägt als ihre.
    Mittlerweile waren die letzten Strahlen der untergehenden Sonne verblasst, und an ihre Stelle rückte die unheimliche Düsternis eines sternenleeren Horizonts. Dichte Wolken bildeten sich zu einer undurchdringlichen Decke und verbargen den nächtlichen Betrachtern diesen mysteriösen Schwund. Er würde sicher nicht unerheblich zu der beginnenden Panik der Paxianer beitragen, die seit einiger Zeit von unerklärlichen Katastrophen gebeutelt wurden.
    Als Iain mit einem wuchtigen Schwung Saya verfehlte und in unsicheres Schwanken geriet, senkte sie ihren Stab nachdrücklich auf den Boden. Sie unterbrach damit endgültig die kampfentscheidende Konterattacke, für die er ihr seinen gesamten Körper für einen langen Moment völlig ungedeckt darbot und trat zurück.
    „Das Training ist beendet“, Bedauern, aber unbeugsame Entschlossenheit lag in ihrer Stimme, dass er überrascht innehielt und nach einem begründenden Anzeichen in ihrem Gesicht suchte. Doch die Dunkelheit ließ kein Erkennen über eine schemenhafte Silhouette ihres Körpers hinaus

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