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Die Kinder Paxias

Die Kinder Paxias

Titel: Die Kinder Paxias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Feder
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ihren Höhepunkt erreichte, verbrachte sie schlafend, um ihre Augen nicht dem Tageslicht aussetzen zu müssen. Sie waren durch ihr Leben in der Dunkelheit nicht vorbereitet gewesen und reagierten höchst sensibel und empfindlich. Iain folgerte vollkommen richtig, dass Licht egal welcher Art, sehr schmerzhaft für Saya wirken musste, und sie sich nur mühsam und erst nach langer Zeit an dieses gewöhnen könnte.
    Zog sich Lianna endlich zur Ruhe zurück, begann für Saya der unersetzlichste Teil ihres Tagesrhythmus – das Training mit ihrer Waffe. Eine Störung würde sie mit mehr als nur Wut kommentieren.
    Er, so schien es Iain, fand keinen Platz mehr in diesem immer wiederkehrenden Kreislauf ihrer rasch fortschreitenden Genesungsphase.
    „Was ist? Stehst du nur dumm herum oder wagst du ein kleines Duell?“, der harte spöttische Unterton ihres provozierenden Zurufs, ließ ihn aus seinen entnervt bedauernden Gedanken schrecken. Nur wenige Momente zuvor hätte er noch auf Paxias Existenz schwören können, dass das dichte Blattwerk der Baumkrone, an deren Stamm er auf einem niedrigen Ast lehnte, ihn für andere völlig unsichtbar gemacht hatte. Nun musste er ein wild schimmerndes Augenpaar entdecken, welches ungeachtet des wuchernden Grüns, direkt in seine Augen glitzerte. Mit aufreizender Lässigkeit, die die Lust ihm eine schlagkräftige Lektion zu erteilen nicht verbarg, stützte sie sich auf den fest in den Boden gestoßenen Stab.
    Er konnte nicht widerstehen ihre Nähe zu suchen, erleichtert endlich wieder einmal im Fokus ihrer Wahrnehmung zu stehen.
    Mit einem kraftvollen Abstoß sprang er von dem dicken Ast des jahrtausende alten Baumes und landete unmittelbar ihr gegenüber. Seine Frage klang gedehnt, nicht weniger provokativ, als ihre vorherigen Worte.
    „Du forderst mich heraus?“
    Statt einer Antwort, wies sie mit ihrem Kopf auffordernd Richtung Seitenmauer des Parks, an der er seine eigenen Übungswaffen lagerte – unter anderem auch einen Kampfstab. Nicht selten benutzten Drako und er die abgeschiedene Stille dieses Ortes für ausgiebige Trainingseinheiten, die einen Ausgleich zu ihren geistig anstrengenden Tagesabläufen boten. Sie verhinderten, dass ihre Verteidigungsfähigkeiten für den Ernstfall ins Hintertreffen gerieten. Beide Männer schätzten Kontrolle weit mehr als Vertrauen.
    Im Augenblick jedoch, wurde er nur von einer Empfindung beherrscht – Bedauern. Bemüht, ihr dieses nicht allzu deutlich zu zeigen, zuckte er leicht die Schultern.
    „Ich muss vorerst ablehnen, die Kräfte sind nicht ausgeglichen.“
    Saya folgte dem Blick, mit dem das trübende Blau seiner Augen ihr versteiftes Bein bedachte, und sie spürte auch die wirklichen Gefühle, die er entgegen seiner Erwiderung hegte.
    Es war gut eingesetzter Hohn, der sie seine betont gleichgültige Geste imitieren ließ.
    „Mir scheint ich muss meine Meinung über dich grundlegend revidieren. Als Feigling hatte ich dich längst nicht mehr eingeschätzt. Aber was soll's, da präferiere ich den Verzicht vor der Anspruchslosigkeit.
    Was ich brauche ist ein würdiger Gegner, keine Jammergestalt.“
    Iains Schmerzgrenze für offensichtliche Beleidigungen musste gegen unendlich gehen, anders konnte Saya sich seine bleibende Gelassenheit nicht erklären. Diese schrankenlose Beherrschung reizte ihren wilden Geist, ihre Nerven besaßen nicht annähernd seine Strapazierbarkeit. Und wenn nicht dieses aufflackernde Gewitter seine Miene geprägt hätte, welches ihre anklagenden Worte Lügen strafte, hätte sie tatsächlich an den Wahrheitsgehalt ihrer gezielten Stiche glauben müssen.
    In dem folgenden Schweigen zwischen ihnen, verharrte sie ungeduldig abwartend, auf das Spiel seiner ausdrucksstarken Gesichtszüge fixiert.
    Iain dagegen suchte krampfhaft nach einer Möglichkeit ihrer beider Willen zufriedenzustellen. Den ihren, nach einem kraftauslotenden Kampf, den seinen, geprägt von dem Begriff Gerechtigkeit.
    Nach einer Idee fiebernd, irrte sein Blick durch die kleine Parkanlage - über Bäume, blühende Blumen, dunkelgrüne, volle Sträucher und die gefährlich schlängelnden Wildranken, deren unschuldige weiße Blüten und die großen strukturierten Blätter nur allzu oft über die scharfen Waffen dieser wuchernden Pflanze hinwegtäuschten. Auf ganz Paxia fluchten Völker auf die scheinbar unkontrollierbare Verbreitung verletzender Schönheit. Denn unter den Blüten verbargen sich spitze Dornen, deren Länge nicht selten zu tödlichen

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