Die Kinder Paxias
Begleitung unterwegs bist. Erst recht nicht, wenn mir dein Aufenthaltsort nicht bekannt ist.“
Saya empfand Verständnis für die Reaktion und Handlungsweise des Herrschers. Sie zog es vor, Abstand von einer Einmischung zu halten. Schweigend und auch ein wenig fasziniert, verharrte sie in der Position des Beobachters.
Eine regelrechte Auseinandersetzungen sollte es nicht geben.
Lianna hatte ihren Fehler längst eingesehen und war sofort bereit einzulenken. Ihre geöffnete Hand hob sich in seine nähernde Richtung.
„Es tut mir leid, Liebster. Ich wollte dir keine Sorge durch mein unbedachtes Verhalten bereiten, und du hast jedes Recht mich auszuschimpfen.
Aber ich bitte dich, das auf unser nächstes Alleinsein zu verschieben.
Im Augenblick ist hier jemand, dem ich dich vorstellen möchte.“
Drako akzeptierte den vorläufigen Waffenstillstand widerwillig und ergriff die dargebotene kleine Hand mit der warmen Sanftheit, die Lianna gewohnt war und sie seufzend aufatmen ließ.
Nun endlich erwachte auch sein Interesse an der Umgebung. Sofort richtete er seine gesamte Aufmerksamkeit auf Saya, die in Anbetracht seiner beeindruckenden Größe, den Kopf weit in den Nacken legen musste, um seinem Blick zu begegnen.
Das Unwetter in seinen Augen tobte unverändert. Interessiert verfolgte sie die Spiegelung des Kampfes seiner nach wie vor aufgebrachten Stimmung.
Liannas sanfte Worte durchbrachen schließlich die stumme Musterung.
„Gelehrte Saya, gestattet mir Euch meinen Gemahl Drako vorzustellen. Drako, dies ist Saya, unser weitgereister Gast vom Volk der Sternwächter.“
Wahrscheinlich kam auch ihm nun zu Bewusstsein, in welch potenzielle Gefahr er sich begeben hatte, sich allein in das Gemach des bekanntlich kriegerischen Gastes zu begeben. Ähnlich wie bei Lianna, konnte Saya abermals voll staunenden Interesses erkennen, dass diese Tatsache dem Herrscher keine Spur eines Schreckens abnötigte.
Im Gegenteil, es war eher sie, die gegen den ungewohnten Drang Haltung anzunehmen ankämpfen musste. Respekt vor diesem machtvoll präsenten Mann erwachte in ihr, dessen vibrierende Aura mit der triumphverwöhnten, erfahrungsbewussten Ausstrahlung eines Kriegerältesten ihres Volkes auf einer Ebene schien. Und noch energischer galt es sich zur Wehr zu setzen, gegen die anerkennende Bewunderung, die leise in ihr emporstieg – ohne dass er sich diese durch Taten verdient gemacht hätte. Sie zwang sich in eine reglos wartende Pose.
Ruhig – nicht weniger wachsam als sie selbst – neigte er den Kopf zu einem höflichen Gruß, der ihr in seiner Formvollendung keinerlei Anstoß lieferte.
„Ich heiße Euch in meinem Reich willkommen, Gelehrte Saya. Auch wenn dieser Aufenthalt Eure Reise erheblich verzögert, hoffe ich doch, dass es Euch an nichts fehlt und Ihr Euch in der Zeit Eurer Genesung hier wohlfühlt.“
Iain bremste abrupt ab. Er wusste nicht genau, was er von der ersten Begegnung seines Bruders und dessen Gemahlin mit Saya erwartet hatte, aber sicher entsprach es in keinster Weise dieser ereignislos ruhigen Anrede, die gerade an sein Ohr klang, als er sein Arbeitszimmer stürmte und von dort aus geräuschlos – wie er hoffte – die Verbindungstür in das Schlafgemach Sayas passierte.
Seine Hoffnung Saya noch vor der Ankunft Drakos zu erreichen, zerschlug sich in Nichts. Und das, obwohl er unmittelbar nachdem er von Drakos verzweifelter Suche nach Lianna erfahren hatte, hellsichtig genug gewesen war, eine Verfolgung anzusetzen, bei der er nicht mal vor der streng verbotenen Nutzung einiger Geheimgänge zurückgeschreckt war, die auf seinem Weg erhebliche Abkürzungen bedeuteten.
Colia hatte er mit dem knappen Auftrag zurückgelassen, ein Eindringen der Leibgarde in diese Räumlichkeiten mit allen Mitteln zu verhindern. Sie würde diese mit sinnlosen Suchaktionen über absurde Strecken beschäftigen und einige Irrfährten legen. Ihre Autorität galt sehr hoch unter den Leuten.
Iain selbst zwang nun seinen rasenden Puls zur Ruhe. Aufregung, Angst, Spannung und Eile hatten sein Blut in ein rauschendes Inferno verwandelt, das seine Ohren schmerzhaft pochen ließ.
Der Blickwinkel seiner Position erlaubte ihm ungehinderte Sicht auf das Profil aller Anwesenden, ohne selbst wahrgenommen zu werden.
Das erste Mal, dass er sie aufrecht stehen sah.
Und nicht die stolze, Haupt erhobene Art ihrer Haltung war es, die ihn verwirrte.
Sayas unglaubliche physische Kraft in ihrer beider kämpferischen Zusammentreffen,
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